Nickelodeon erzielt bei den Kindern zwar immer sehr solide Quoten, ist aber regelmäßig das Schlusslicht unter den Kindersendern. Das kann Ihnen gar nicht gefallen, oder?

Nein, wieso? Wir haben stabile Marktanteile und sind besonders in diesem Jahr wieder gut unterwegs, teilweise mit Tagesmarktanteilen bis 15,5 Prozent. Aber natürlich ist das Marktumfeld hier auch sehr intensiv: Super RTL macht hier einen hervorragenden Job, aber selbst der Disney Channel mit seinem einzigartigen Content-Stock lässt zunehmend Federn. Es ist ein bisschen wie in der Bundesliga: Es gibt Bayern München und es gibt alle anderen, die jede Saison wieder ihr Bestes geben und es spannend machen. Was mir wichtig ist: Wir haben mit Steffen Kottkamp bei Nick jetzt einen sehr erfahrenen Programmdirektor, der das Thema Lokalität und damit auch weiteres Wachstum vorantreibt. In ganz neue Dimensionen vorzustoßen wird in diesem Wettbewerbsumfeld aber eher schwierig.

Das klingt etwas ernüchternd.

Entscheidend ist doch die Wertigkeit der Marke Nick. Wir wollen für Kunden und Agenturen ein relevanter und verlässlicher Partnerim qualitativen Kindersegment sein. Und das sind wir. Zudem gibt es schon seit Jahren bei Nick beispielsweise sehr innovative, hervorragend funktionierende Kooperationen, die für Kunden und ihre Marken individuell entwickelt werden und diese damit glaubwürdig und sympathisch aufladen. Mit Nickelodeon grenzen wir uns zudem auch von anderen Vermarktern ab, die die sehr gefragte Zielgruppe Kinder 3 – 13 Jahre nicht abdecken können. Und manchmal ist ein typischer Kinder-Kunde auch ein Türöffner für unsere anderen Zielgruppen – für uns ein perfekter Visoon-Effekt.

In ganz neue Dimensionen vorzustoßen wird in diesem Wettbewerbsumfeld aber eher schwierig.

Franjo Martinovic über die Lage bei Nickelodeon.

Vielleicht ja für den Nachrichtensender N24, der bald Welt heißen wird. Ist es nicht extrem schwer, diese große Veränderung den Kunden schmackhaft zu machen?

Auch wenn der Sender umbenannt werden sollte, wird sich an seinem Programm und seiner Positionierung nichts ändern. N24 ist eine starke Marke und seit Jahren bestens etabliert, damit muss man sehr behutsam umgehen. Durch die lange und systematische Vorbereitung kann der Markt den Rebrush zum Markendach Welt inzwischen sehr gut nachvollziehen. Die Medienlandschaft fragmentiert sich immer stärker und WeltN24 etabliert über alle Gattungen hinweg eine Marke mit Relevanz. Das Feedback auf diesen Schritt ist durchweg positiv, weil viele unsere Argumentation nachvollziehen können. Unsere Aufgabe ist es dabei, die Inhalte zu bündeln und für unsere Kunden medienübergreifende Kooperationen "all-in-one" zu entwickeln.

Was sind Ihre Ziele für das zweite Jahr von Visoon? Wo liegen noch Herausforderungen?

Wir haben das Unternehmen intern und extern etabliert und wollen jetzt an vielen Feinheiten arbeiten, um noch besser zu werden. Das Thema "All in one" ist für uns grundlegend: All das, was in den Märkten passiert, wollen wir leben. Unsere Pakete, die immer breiter werden, sollen künftig stets TV, Video und Digital sinnvoll miteinander verbinden. Stark wachsen wollen wir bei den Crossmedia-Themen und Kooperationen. Entscheidend sind zukünftig natürlich auch die technischen Komponenten. Hier sind wir bei Axel Springer hervorragend aufgestellt, um jegliche Marktbedürfnisse abzudecken und aktiv mitzugestalten.

Visoon hat kürzlich einen neuen Slogan vorgestellt: "Visoon ist jetzt". Was soll das bedeuten?

Wir wollen und müssen exzellent in dem sein , was wir jetzt machen. Von uns gibt es keine Absichtserklärungen! Wir müssen immer sofort, im Jetzt optimal abliefern. Intern wie extern. In vielerlei Kommunikation geht es fast immer nur um die Zukunft. Was mal sein kann oder vielleicht passieren wird, nur kann das bisher niemand so richtig greifbar machen. Nehmen wir die großen US-Konzerne: Google und Facebook haben es bis heute nicht geschafft, sich einem GfK/AGF-Messstandard anzunähern, um transparente nachvollziehbare Leistungsnachweise abzuliefern. Vieles ist einfach nicht greifbar. Wir wollen überall und zu jeder Zeit gut sein und das Maximum abliefern, das ist unser Versprechen. Gleichzeitig müssen wir uns natürlich auch um Zukunftsthemen kümmern, und das tun wir sehr intensiv.

Von uns gibt es keine Absichtserklärungen.

Ist Visoon eigentlich auch offen für Unternehmen, die nicht zu Springer oder Viacom gehören?

Absolut, unter bestimmten Voraussetzungen. Wir haben uns von Anfang an als Teil unserer Strategie mit vielen Sendern beschäftigt. Wir wollen interessante Marken und Inhalte bündeln. Bislang gibt es im Markt noch kein funktionierendes Geschäftsmodell, um ganz kleine Sender mit Werten unterhalb von 0,1 Prozent Marktanteil unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten wirtschaftlich zu vermarkten, denn kleine Sender machen bisher genau so viel Arbeit wie große. Das kann sich aber bald ändern: Stichwort Programmatic. Wenn es möglich ist, bestimmte Zielgruppen und Content automatisiert zu bündeln, erhöht sich auch die Wirtschaftlichkeit der kleineren Sender - sowohl für sie selbst als auch für den Vermarkter.

Und wer wird nun der erste externe Sender im Visoon-Portfolio?

Wir sind offen für neue Partner und sondieren den Markt, aber es muss einfach passen. Eine Fluktuation wie bei manch anderem Vermarkter wollen wir nicht. Durch unsere Struktur sind wir in der Lage, jedes Unternehmen darin zu unterstützen, eine größere Relevanz aufzubauen, von unserer Strategie und technischen Möglichkeiten zu profitieren sowie seine operativen Vermarkterkosten zu optimieren. Das ist ein aus unserer Sicht sehr zukunftsfähiges und wertiges Gesamtpackage.

Herr Martinovic, vielen Dank für das Gespräch.