Klaas, "Circus Halligalli", "neoParadise" und "MTV Home" waren weitestgehend identische Sendungen. "Late Night Berlin" ist als klassische Late Night angekündigt. Wie viel Klamauk wird es trotzdem geben?

Klaas Heufer-Umlauf: Es wird bestimmt ein bisschen weniger klamaukig als früher, dennoch plane ich auch keine "Tagesschau" mit Witzen. Am Ende bleibt natürlich auch eine Late-Night-Show ein großes Stück Entertainment. Bei all der Regierungsbildung darf man ja nicht vergessen, dass bei RTL II "Naked Attraction" läuft. Auch da verlangen die Zuschauer Einordnung. 

Ein großes Stück Entertainment, das sich erstmals deutlich unterscheiden wird zu dem, was du früher gemacht hast.

Wir nehmen uns jetzt erstmals einem richtigen Genre an. Bislang habe ich mit Joko Shows gemacht, in die man im Nachhinein ein Genre hineininterpretieren konnte. Das war hilfreich hier und da. Aber am Ende war es immer ein Best-of von dem, was uns eingefallen ist. Bei "Late Night Berlin" gibt es klarere Außenlinien, die wir auch versuchen wollen einzuhalten.

Was macht für dich die Faszination Late Night aus?

Late Night ist ein Genre, das mir beim Anschauen schon immer Freude gemacht hat. Es verbindet alles, was ich letztendlich machen möchte und es bietet mir die Spielwiesen, die ich mir für eine Existenz im Fernsehen vorstelle. Ich glaube es gibt wenige Shows im Fernsehen, die diese verschiedenen Spielarten so vereinen. Die ganzen Elemente sind ja auch nicht so wahnsinnig weit weg von dem, was ich bislang gemacht habe.

Glaubst du, das Publikum geht mit den richtigen Erwartungen an die Sendung heran? Viele kennen dich wahrscheinlich nicht so ernst.

Ich war noch nie gut darin, mir zu überlegen, was das Publikum will. Wir hatten bislang Glück damit, mit dem, worauf wir Lust hatten - mal mehr, mal weniger - den Nerv getroffen zu haben. Das haben wir nie groß geplant. Wenn man eine große Produktionsfirma ist und sich überlegt, wie man die ganze Familie ansprechen kann, dann muss man das vermutlich viel technischer tun als wir das bei Florida TV machen. Allzu seriös werden wir nicht, keine Angst.

Hinter den Kulissen ist das Team weitestgehend gleich geblieben. Besteht da nicht die Gefahr der eingefahrenen Strukturen und Abläufe?

Diese Fragen haben wir uns natürlich auch gestellt. In der Theorie hatten wir schon die Angst, ausgetrampelte Pfade zu laufen und immer wieder das gleiche zu machen. Aber schon an Tag eins habe ich gemerkt, dass sich das geändert hat. Es ist ja auch nicht ganz das gleiche Team, einige Leute sind neu hinzugekommen und auch innerhalb der Firma gibt es bei uns immer die Möglichkeit, andere Konstellationen auszuprobieren. Es herrscht hemdsärmelige Aufbruchsstimmung.

Klaas Heufer-Umlauf© ProSieben/Claudius Pflug

Hast du Vorbilder in Sachen Late Night?

Es gibt eine Menge gute Late-Night-Shows. Was man aber nicht vergessen darf ist die Tatsache, dass eine Late Night auch immer eine Personality-Show ist. Diese Formate werden von den Menschen geprägt, die sie machen. Deshalb sollte man sich vielleicht auch gar nicht zu viel angucken und identifizieren mit Leuten, die ihren ganz eigenen Stil haben. Ich kann mich je nach Laune für ganz verschiedene Late-Night-Shows begeistern.

In den USA hat sich zuletzt ja einiges getan.

Der Wandel, der da stattgefunden hat, ist interessant. Ich habe das Gefühl, dass mir alle Late-Night-Hosts in den vergangenen zwei bis drei Jahren nähergekommen sind. Einfach weil es immer wieder passiert, dass sie die komplette Ironie-Schiene verlassen und mal das sagen, was sie denken. Dadurch, dass Late Night noch einmal mehr politisiert wurde, gerade auch durch Donald Trump, hat sich das stark geändert. Das hat auch vielen Menschen, gerade in den USA, noch einmal die Wichtigkeit von Late-Night-Shows klargemacht. Im Informations-Wirrwarr war es manchmal verlässlicher den "Colbert Report" zu schauen, oder meinetwegen auch "Jimmy Kimmel", als irgendeine gängige Nachrichtensendung, bei der man darauf hoffen musste, sie sei neutral.

Gibt es einen großen Trend?

Die Zeit des ultrakalten Zynismus ist vorbei. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass die Zuschauer nicht mehr so interessiert sind an einem Host, an dem alles abperlt. Das heißt nicht, dass Jimmy Kimmel jede Woche eine Träne verdrücken muss, aber ich glaube wenn es die Atmosphäre erfordert, ist das inzwischen auch möglich und manchmal notwendig.

"Ich muss jetzt keinen radikalen Bruch machen."

Der "Tagesspiegel" hat geschrieben, du müsstest mit "Late Night Berlin" erwachsener werden. Wirst du es?

Überhaupt keine Weiterentwicklung wäre ja merkwürdig. Also mit oder ohne Sendung. Ich werde ja zwangsläufig älter und auch ich interessiere mich im Laufe der Jahre für die ein oder andere Sache mehr oder eben weniger. Wenn man Glück hat, das auch in einer neuen Sendung abzubilden, ist das gut.

Aber?

Ich muss jetzt keinen radikalen Bruch machen. Ich fühle mich irgendwie nicht besonders unter Druck. Bei "Circus Halligalli" habe ich gemerkt, dass die Sendung eigentlich genau das wurde, was wir vor Beginn behaupten haben, machen zu wollen. Sie war nicht darauf ausgelegt, mit uns zu wachsen. Deshalb war uns von Tag eins an klar, dass diese Sendung irgendwann Mal zu Ende ist. Aber ich stelle mich jetzt nicht vor den Spiegel und übe neue Gesichtsausdrücke, damit ich reifer rüberkomme.

Und hättest du auch Lust auf mehr als einmal die Woche Late Night?

Das sind alles Sachen, die noch in weiter Zukunft liegen. Viele Gedanken habe ich mir noch nicht zu der Frage gemacht, weil jetzt gerade auch kurz vor Sendung so viele andere Kleinigkeiten erst mal wichtiger sind. Wie sieht‘s aus mit Parkplätzen, steht im Cateringzimmer wieder der Automat mit der Billig-Cola oder endlich mal echte, sitzen die Gäste links oder rechts von mir und wie schaffen wir es, dass ich 15 Zentimeter erhöht bin, ohne dass es jemand merkt. Das sind meine Sorgen.

Auf Seite zwei lesen Sie, ob es Zielvorgaben durch ProSieben gibt, was Klaas Heufer-Umlauf zum Sendeplatz sagt und wie er die deutsche Comedy-Landschaft beurteilt.