Sie schielen aber auch auf die Information. Vor wenigen Wochen wurde bereits bekannt, dass Florida Entertainment Minderheitsgesellschafter der neuen Produktionsfirma K2H von Louis Klamroth ist.

Kreutzfeldt: Uns war schon länger klar, dass Louis eines der heißesten Talente im Markt ist. In seinem Polittalk schafft er es wir kein anderer, zwar hart in der Sache zu sein und dabei trotzdem sympathisch zu bleiben. Dadurch bekommt er Anworten abseits der gängigen Floskeln. Dazu kommt, dass wir auch seine Partner Moritz Hohenfeld und Nikolaus Klamroth schon länger kennen. Wir vertrauen uns und haben Bock aufeinander. Im kommenden Jahr wird die K2H dann auch die Produktion von Louis‘ Talksendungen übernehmen, allerdings nicht in der exakt gleichen Form wie bisher.  

Schmitt: Man darf der Umsetzung schon anmerken, dass sich auf Produzentenseite etwas verändert hat.

Wie passt ein Polittalk überhaupt zu Florida? 

Kreutzfeldt: Ich glaube, dass es da eine viel größere Nähe gibt als man denkt. Gerade wenn wir in Richtung Talk oder Factual Entertainment denken und man dieses Genre perspektivisch etwas anders interpretieren will als das bisher in Deutschland der Fall gewesen ist, dann hat die Florida da in den letzten Jahren schon sehr viel gemacht, ohne es so zu nennen. Davon können beide Seiten profitieren.

Schmitt: Abgesehen davon merken wir aus den Treffen mit den Jungs, dass sie nicht beabsichtigen, den Plasberg 2.0 zu machen. 

Kreutzfeldt: Zudem geht es nicht nur darum, ausschließlich Programme für Louis zu machen, sondern auch eigenständige Formate zu entwickeln und zu produzieren, die losgelöst von ihm funktionieren. 

Ihnen fehlt allerdings ein großer Formatkatalog.

Kreutzfeldt: Das stimmt, wir machen es lieber andersherum. Mit "Joko & Klaas gegen ProSieben" haben wir einen kleinen internationalen Hit gelandet. Aktuell sprechen wir mit verschiedensten Ländern sehr intensiv über lokale Adaptionen. Und generell mangelt es uns auch eher nicht an der Menge an Ideen und Formaten, sondern häufig vor allem an den Talenten hinter der Kamera, die diese dann auf hohem Nivau umsetzen. Wir müssen in Deutschland in der Ausbildung viel mehr tun, um in fünf Jahren halbwegs auf der Höhe der Zeit zu sein. Da helfen nicht nur wohlklingende Uni-Studiengänge und schicke Akademien, sondern es gilt vor allem Wege zu finden, um die Leute im Alltag mit in die Produktion einzubinden.  

Diejenigen, die gerade in der Branche arbeiten, sind dagegen umso begehrter.

Kreutzfeldt: Wenn ich sehe, wie in Köln derzeit so von A nach B gewechselt wird, dagegen ist jeder Bundesligaverein eine Behörde. So schnell kommen die gar nicht mit dem Drucken der Visitenkarten hinterher (lacht). Natürlich verstehe ich die Hintergründe, aber es macht die Sendungen der großen Produzenten eben auch ein Stück weit austauschbar. 

Schmitt: Das ist bei uns glücklicherweise anders. Der Kern unseres Teams ist seit "MTV Home" dabei und ist zusammen mit Joko und Klaas an den Aufgaben gewachsen. Es ist uns in den letzten Jahren glücklicherweise gelungen, diesen Kern um Leute zu ergänzen, die nicht nur das nötige Talent mitbringen, sondern auch bereit sind, Ideen immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und sich kreativ fordern zu lassen. 

Kreutzfeldt: Ich habe in meiner bisherigen Karriere selten einen so unbedingten Willen verspürt, die Dinge immer noch besser machen zu wollen und ständig weiter zu hinterfragen, wie es die Kollegen hier bei uns im Team tagtäglich tun. Das ist nicht zuletzt den Executive Producern Jakob Lundt und Thomas Martiens zu verdanken. Ich glaube, dass die jahrelange Zusammenarbeit einer der Gründe dafür ist, warum die Programme der Florida sich von der Masse abheben. 

Schmitt: Zum Glück hat das auch unser langjähriger Partner ProSieben erkannt und lässt uns deshalb immer wieder aufs Neue experimentieren.

"Für unsere Art von Fernsehen ist ein großer Konzern in der jetzigen Situation nicht mehr das richtige Umfeld."
Thomas Schmitt

Zuletzt ja auch im Rahmen der viel besprochen "15 Minuten".

Schmitt: Wir haben einfach Bock drauf, uns immer wieder selber in Situationen zu manövrieren, wo bei allen Beteiligten der Puls nach oben geht (lacht). Das war schon beim Gosling-Gate damals so und war bei den bisherigen Live-Sendungen im Anschluss an "Joko & Klaas gegen ProSieben" nicht anders.

Kreutzfeldt: Uns ist während der Vorbereitungen zur ersten Ausgabe damals schnell klar geworden, dass wir diese 15 Minuten anders nutzen wollen, als man das vielleicht zunächst von uns oder Joko und Klaas vermutet hätte. Und wir freuen uns, dass diese vermeintlich ungewöhnliche Themensetzung auf einem derart prominenten Sendeplatz auf großen Zuspruch gestoßen ist.  

Seit sich Florida von Endemol Shine abgekapselt hat, ist bei Ihren ehemaligen Kollegen einiges passiert. Jüngst gab es die Übernahme durch Banijay. Sind Sie rückblickend erleichtert, vorher den Absprung geschafft zu haben?

Schmitt: Wir sitzen nicht da und denken: Gott sei Dank sind wir weg. Es war eine gute Zeit und wir haben keinen Grund, uns zu beschweren. Vermutlich wären wir ohne diese Hilfe niemals so stark gewachsen. Für unsere Art von Fernsehen ist ein großer Konzern in der jetzigen Situation aber nicht mehr das richtige Umfeld. Wir wollen uns das Überschaubare bewahren, auch damit sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Firma und unseren Shows identifizieren können. 

Wird es für kleine Produktionsfirmen nicht schwerer, wenn sich die Großen immer weiter zusammentun?

Schmitt: Unsere Hoffnung ist, dass sich die Sender über Alternativen freuen. Und in Alternativen sind wir ziemlich gut.

Kreutzfeldt: Man spürt zudem, dass die Sender versuchen, unabhängiger von den großen Konzernen zu agieren, weil durch die Zusammenschlüsse eine größere Macht auf der Produzentenseite zu erwarten ist. Das ist sicher auch ein Grund für die Tendenz vermehrt mit sendereigenen Firmen zu produzieren.

Dementsprechend müssten Sie mit Sorge auf Redseven oder RTL Studios blicken.

Kreutzfeldt: Wir beobachten das natürlich mit Interesse und es ist doch klar, dass diese Entwicklung keinem unabhängigen Produzenten besonders große Freude bereitet. Dennoch können wir selbstbewusst behaupten, für eine Programmfarbe zu stehen, die von unseren Wettbewerbern kurz- bis mittelfristig nicht so einfach ersetzt werden kann. Insofern hält sich die existenzielle Nervosität einigermaßen in Grenzen.

An Aufträgen dürfte es der Branche aktuell ohnehin kaum mangeln.

Kreutzfeldt: Jeder Produzent, der halbwegs sein Handwerk versteht, hat momentan ausreichend zu tun. Wenn man sich jedoch gleichzeitig anschaut, dass der Druck auf die Budgets größer wird bei steigenden Kosten auf Produzentenseite, dann haben wir es mit Herausforderungen zu tun, die ganz bestimmt nicht von alleine wieder weggehen werden. 

Herr Kreutzfeldt, Herr Schmitt, vielen Dank für das Gespräch.