Herr Müller-Elmau, mit der "SOKO München" endet ein echter Serien-Klassiker. Wie haben Sie vom Aus der "SOKO München" erfahren?

Das ZDF rief im vorigen Jahr Nico Hofmann an, um ihm die Entscheidung mitzuteilen. Daraufhin gab es mit Frank Zervos und der Redaktion sowie dem Geschäftsführer von UFA Fiction Markus Brunnemann und mir eine Konferenz, um zu klären, was das Serien-Aus im Detail für uns bedeutet. Uns war schon vorher bewusst, dass es eine Entscheidung des Senders bezüglich der Zukunft der "SOKO München" geben wird. Dass das Ende so schnell kommen würde, haben wir allerdings nicht geahnt.

Zuletzt schalteten mehr als vier Millionen Zuschauer ein – davon können viele andere Serien nur träumen. Wie wurde Ihnen das Aus erklärt?

Ja, wenn man sich diese Zahlen vor Augen führt, dann kann man den Glauben an eine gute Quote schon verlieren. (lacht) Letztlich haben wir das gesagt bekommen, was auch an die Presse ging: dass sich das ZDF auch am Vorabend erneuern möchte. Dazu kommt, dass man den Raum Bayern und München in der Vergangenheit ausreichend bespielt hat und sich daher nun mit "SOKO Potsdam" und "SOKO Hamburg" an andere Orte begeben möchte. 

Simon Müller-Elmau © UFA Fiction Simon Müller-Elmau
Dabei hatten sie die "SOKO München" in den vergangenen Jahren ja durchaus modernisiert, das ZDF selbst sprach von einem "erfolgreichen Relaunch". Wie passt das in Ihren Augen zusammen?

Das ist eine gute Frage, die Sie dem ZDF stellen können. (lacht) Als ich 2016 zu der Serie kam, haben wir die Serie spürbar umgebaut und beispielsweise Michel Guillaume hinter die Kamera geholt, was einerseits eine traurige Entscheidung war, weil wir seine Serienfigur verloren haben, andererseits aber auch half, weil er als Regisseur viele tolle Folgen mit sehr guten Quoten gemacht hat. Die Veränderungen kamen allerdings nach und nach, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass man nicht so radikal vorgehen sollte. Tatsächlich sind die Quoten jedes Jahr gestiegen, sodass wir durchaus zuversichtlich waren, was die Fortsetzung angeht. 

Es heißt immer wieder, die "SOKO München" sei im Vergleich zu anderen "SOKO"-Serien teurer, weil Sie weniger im Studio gedreht haben als die Kollegen. 

Ich muss gestehen, dass ich nicht genau weiß, wie viel die anderen im Studio drehen. Es ist allerdings richtig, dass wir mit der "SOKO München" relativ viel on Location gedreht haben – auch, weil es schon immer der Auftrag war, möglichst viel von München und der Umgebung zu zeigen. Teurer wurde es hauptsächlich, weil die Motivmieten in München nicht so günstig zu haben sind wie in anderen Städten. Wenn man mal am Viktualienmarkt oder auf dem Odeonsplatz drehen möchte, dann kostet das auch. Ich bin mir aber recht sicher, dass das nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen ist. Es hätte bestimmt an anderer Stelle noch Einsparmöglichkeiten gegeben, beispielsweise indem man im Studio durchgängig mit einer zweiten Kamera dreht. 

Niemand war so recht glücklich über das sang- und klanglose Aus nach mehr als 40 Jahren.

Und an weiteren Ideen, die Serie inhaltlich weiterzuentwickeln, mangelte es auch nicht?

Nein, überhaupt nicht. Wir befanden uns ja bereits mitten in der Arbeit für die neue Staffel, als wir vom Aus erfuhren.

Haben Sie dadurch in der letzten Staffel überhaupt noch auf das Aus reagieren können?

Auf das Aus konnten wir nicht mehr reagieren, weil die Entscheidung eine Woche vor dem Drehstart des letzten Blocks gefallen ist. Das war einfach zu knapp. Wir hatten dann allerdings noch Gespräche mit dem ZDF, weil niemand so recht glücklich war über das sang- und klanglose Aus nach mehr als 40 Jahren. Von Frank Zervos kam dann auch die Idee, einen würdigen Abschiedsfilm zu drehen.

Wie haben Sie die Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen wahrgenommen?

Eigentlich wollten wir den Film im Mai drehen, um ihn kurz vor dem Jahreswechsel direkt nach der letzten Staffel auszustrahlen. Als es im März mit Corona losging, war lange Zeit überhaupt nicht klar, ob dieses enge Zeitfenster zu halten sein würde. Und weil wir unser Studio nicht mehr hatten, konnten wir nicht mal eben auf einem Privatgelände drehen. Bei allem, was wir produzieren wollten, benötigten wir also eine Drehgenehmigung – und die wurden in Bayern sehr lange nicht erteilt. Das wiederum machte es schwer, das Team zusammenzustellen. Umso glücklicher war ich, dass wir Anfang August doch noch loslegen konnten. Glücklicherweise ist es uns noch gelungen, den Film auszuliefern – deutlich knapper als normal, aber immerhin rechtzeitig.

Nur auf eine Abschiedsfeier mussten Sie verzichten, oder?

Wir haben uns mit Ellbogen und Bier verabschiedet und verabredet für die Zeit, in der man wieder richtig feiern darf. Nach so vielen Jahren wollen wir das in jedem Fall nachholen.

Wie geht es für die UFA mit dem Standort München weiter?

Die UFA wird den Standort in München behalten, weil das angesichts der vielen Fernsehsender ein wichtiges Statement ist. Allerdings sind wir gerade dabei, uns zu verkleinern. Bislang hatte wir in der Sternstraße zwei Stockwerke und haben das nun vorerst auf eines reduziert. Wir sind jedoch noch so aufgestellt, dass wir uns bei neuen Aufträgen – sei es ein Film oder eine Serie – wieder stärker ausbreiten können. Daran arbeiten wir.

Herr Müller-Elmau, vielen Dank für das Gespräch.

"SOKO München", Dienstag um 20:15 Uhr im ZDF