Foto: RTLDie fünfte Staffel der Sendung "Deutschland sucht den Superstar" war im vergangenen Jahr kaum eine Woche auf dem Schirm, schon leiteten die Medienwächter ein Prüfverfahren ein. Es war aber auch ein Paukenschlag, mit dem RTL den neuen Casting-Reigen eröffnete: Der Zusammenbruch eines untalentierten Kandidaten wurde genüsslich lang gezeigt. Öffentliche Empörung und somit Aufmerksamkeit waren der Sendung damit gewiss.

Im Sommer dann bestätigte die Kommission für Jugendmedienschutz ein gegen RTL verhängtes Bußgeld in Höhe von 100.000 Euro. Der Grund: Die Wiederholungen der Sendung im Tagesprogramm des Senders seien nicht für Kinder unter 12 Jahren geeignet. Ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen RTL indes wurde eingestellt. "Beleidigende Äußerungen und antisoziales Verhalten werden in dem TV-Format als Normalität dargestellt. So werden Verhaltensmodelle vorgeführt, die Erziehungszielen wie Toleranz und Respekt widersprechen. Das kann vor allem auf Kinder unter 12 Jahren desorientierend wirken", begründete der KJM-Vorsitzende Wolf-Dieter Ring damals die Entscheidung.
 

 
Was die Gemüter der Öffentlichkeit erregt, beschert RTL eine glänzende PR und belegt, dass es dem Sender gelingt, Inhalte zu platzieren, über die gesprochen wird - wenn auch aus zweifelhaften Gründen. So stand im vergangenen Jahr auch die Frage nach der Menschenwürde im Zentrum der Debatte. "Lässt sich die Menschenwürde so einfach zu Markte tragen, als Ware betrachten und höchstbietend verschachern? Früher wurden sie auf öffentlichen Plätzen hingerichtet, heute werden sie von den Medien unblutig aber kaum weniger grausam exekutiert", sagte der Vorsitzende des Medienrates der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Erich Jooß, im vergangenen Jahr vor seinem Gremium.

"Die Diskussion über Menschenwürde halten wir für völlig überzogen und unangebracht. Menschenwürde wird an vielen Orten der Welt missachtet, aber sicher nicht in der TV-Sendung 'DSDS' oder im Programm von RTL", konterte der Sender im vergangenen Winter.

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Nun kündigte Dieter Bohlen an, neben den bekannten Castings werde man die Kandidaten an ein Seil hängen, sie halbnackt in einen Pool stellen und ihnen in Interviews "brettharte Fragen um die Ohren" hauen. Sollte RTL gleich zu Beginn der Staffel wieder Extreme zeigen, dürfte die Empörung und damit Aufmerksamkeit wieder gewiss sein. Das Interessante daran: Die Aufregung war im vergangenen Jahr an ihrem Höhepunkt, als die Sendungen, in denen die Castings gezeigt wurden, so gut wie versendet waren. Es folgten die dagegen eher harmlosen Motto-Shows.

Die Medienwächter sind in Alarmbereitschaft. "Es ist klar: Wenn es im Vorjahr ein Problem war, wird man in diesem Jahr alle Sendungen - insbesondere auch die Wiederholungen im Tagesprogramm - anschauen und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen", sagte Dietmar Füger, Leiter der Abteilung Programm bei der Niedersächsischen Landesmedienanstalt, die für die Aufsicht über RTL zuständig ist, auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de.
 
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