Wesseler sagt: "Wir haben mit 'Berlin - Tag & Nacht' anfangs ein Tal der Tränen durchschritten, weil das Publikum sich erst an das Neue gewöhnen und das Programm seine Zuschauer finden musste. Umso wichtiger war es, dass der Sender in dieser Zeit an der Serie festgehalten und an sie geglaubt hat". In Frankreich sei jedoch auf dem Tiefpunkt die Reißleine gezogen worden. Die Produktion wurde eingestellt – und nach zwei Wochen, in denen die letzten Folgen noch im Programm liefen, stiegen plötzlich die Quoten.

In Ungarn sei genau das Gegenteil passiert: "Als der Tiefpunkt erreicht war, hat der Programmchef das Format in die Primetime gezogen. Nach zwei Tagen ist die Strategie aufgegangen", sagt Wesseler. Vermutlich haben auch deshalb bereits weitere Ost-Länder Interesse angemeldet – unter anderem Bulgarien. Selbst in Südamerika ist das Fernsehen auf den deutschen Exporterfolg aufmerksam geworden.

Dass es in Frankreich nicht geklappt hat, wird bei Filmpool auch auf einen Produzentenwechsel zurückgeführt, der den Zeitdruck erhöht hat. Möglicherweise habe man sich auch bei der Auswahl des Casts nicht genügend durchgesetzt. Wesseler: "Der Hauptcast spielt eine entscheidende Rolle und lässt sich später nicht mehr so leicht austauschen."

Immerhin waren die Erfahrungen in Frankreich hilfreich für die weiteren Adaptionen. Dass W9 auf "Tag & Nacht" im Titel verzichtete und das Format stattdessen als "YOLO, on ne vit qu'une fois" ("You Only Live Once") auf Sendung ging, nennt Wesseler einen "Fehler": "Den machen wir nicht noch mal."

Für den Start in Österreich wäre aber wohl ohnehin kein anderer Titel in Frage gekommen, schließlich kennen zahlreiche Zuschauer dort das Vorbild sehr genau. 50.000 bis 70.000 österreichische Zuschauer schalten regelmäßig "Berlin - Tag & Nacht" ein. Das ist einerseits ein Vorteil, um Fans für die Wien-WG zu gewinnen. Und andererseits ganz schön heikel: Weil ATV die Reihe um 18:15 Uhr zeigt – also ausgerechnet dann, wenn bei RTL II die zweite Hälfte von "Köln 50667" und nachher "Berlin - Tag & Nacht" läuft.

Wesseler ist dennoch überzeugt, dass die Österreicher ihre eigene WG zu schätzen lernen werden. "Wenn man die Zuschauer einmal hat, sind sie unserer Erfahrung nach sehr, sehr loyal."