Frauen sitzen im Durchschnitt täglich rund 15 Minuten länger vor dem Fernseher als Männer. Wer einen Fernsehsender betreibt, der sich vorwiegend an die männlichen Bevölkerungsschichten richtet, tut dies also vor dem Hintergrund, dass Männer für Fernsehmacher etwas schwerer zu erreichen sind als Frauen. Seit fast zwölf Jahren stellt sich Discovery nun schon mit seinem Free-TV-Sender DMAX dieser Herausforderung - ohne Zweifel erfolgreich. Allerdings ist der Wettbewerb deutlich härter geworden, seit RTL und ProSiebenSat.1 eigene Männersender an den Start gebracht haben.

DMAX, lange Zeit Nummer eins in seinem Bereich, musste sich in den zurückliegenden zwölf Monaten erstmals mit Blick auf die 14- bis 49-Jährigen mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Von August 2017 bis Juli 2018 gelang es dem Sender nur in einem Monat, die Spitzenposition zu ergattern, während Konkurrent Nitro im direkten Duell gleich acht Mal vorne lag. In beiden Fällen fällt jedoch auf, dass die Quoten-Rekordjagd vorerst zu Ende ist. Zwar gelang es Nitro im genannten Zeitraum immerhin drei Mal, die Marke von zwei Prozent Marktanteil zu knacken, doch der Bestwert von 2,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen hat nun schon seit mehr als einem Jahr Bestand.

Im Jahr 2018 stand bislang nur ein einziges Mal die Zwei vor dem Komma. Das zeigt, dass die Quoten-Steigerung an ihre Grenzen stößt. Auch DMAX musste den schon vor Jahren geäußerten Wunsch, dauerhaft mehr als zwei Prozent Marktanteil zu erzielen, bekanntlich vorerst zu den Akten legen. Das liegt auch daran, dass mit ProSieben Maxx seit nunmehr fast fünf Jahren ein weiterer Sender um die Gunst des männlichen Publikums buhlt. Jüngst rutschte der Discovery-Sender im Ranking der Männersender sogar erstmals auf den dritten Rang, weil ProSieben Maxx im Juli mit starken 1,8 Prozent Marktanteil so stark war wie noch nie – vor allem, weil die Anime-Serien am Nachmittag mit teils mehr als sechs Prozent mächtig aufdrehten.

Das junge Daytime-Programm führt dann auch dazu, dass ProSieben Maxx das mit Abstand jüngste Publikum aller Männersender erreicht. Im Schnitt ist der durchschnittliche Zuschauer von ProSieben Maxx 40 Jahre alt. Zum Vergleich: DMAX-Zuschauer sind 45, Nitro-Zuschauer sogar 52. Nitro setzt sich mit seinem Fokus auf Serien-Klassiker - "CSI" kommt in der Primetime zum Teil auf mehr als 800.000 Zuschauer - daher bei den 14- bis 59-jährigen Männern an die Spitze, während es DMAX im vergangenen Jahr zumindest bei den 14- bis 49-jährigen Männern gelang, den ersten Platz zu behaupten. Auf 2,6 Prozent Marktanteil brachte es der Discovery-Sender hier, während sich Nitro mit 2,2 Prozent begnügen musste. ProSieben Maxx folgte mit 2,0 Prozent auf dem dritten Platz.

Bleibt die Frage, wie weiteres Wachstum möglich ist. Die Hoffnungen von DMAX ruhen auf verstärkte Investitionen in Eigenproduktionen. Erst jüngst feierte man am Vorabend mit "A2 - Abenteuer Autobahn" einen schönen Erfolg und in wenigen Wochen steht mit "Goldrausch am Yukon" das bislang teuerstes DMAX-Projekt in den Startlöchern. Das Vertrauen in Eigenproduktionen kommt nicht von ungefähr, immerhin war die erfolgreichste Sendung des Männerkanals in den zurückliegenden zwölf Monaten eine aus dem eigenen Haus: Die Dokusoap "Steel Buddies" lockte bis zu 700.000 Zuschauer vor den Fernseher.

Meistgesehene DMAX-Sendungen (August 2017 - Juli 2018)

  Reichweite gesamt (Mio.)
Marktanteil 14-49
Steel Buddies - Stahlharte Geschäfte (12.12.2017) 0,70 4,5 %
Steel Buddies - Stahlharte Geschäfte (09.01.2018) 0,65
3,8 %
Steel Buddies - Stahlharte Geschäfte (30.01.2018) 0,65
3,6 %

Meistgesehene Nitro-Sendungen (August 2017 - Juli 2018)

  Reichweite gesamt (Mio.)
Marktanteil 14-49
Fußball: Italien - Schweden - Nach dem Spiel (13.11.2017) 2,92 13,6 %
Fußball: Italien - Schweden - 2. Hälfte (13.11.2017)
2,33
8,0 %
Fußball: Niederlande - Schweden - 2. Hälfte (10.10.2017)
2,09
7,5 %

Meistgesehene ProSieben-Maxx-Sendungen (August 2017 - Juli 2018)

  Reichweite gesamt (Mio.)
Marktanteil 14-49
ran Football: NFL Playoffs - Divisional Round (14.01.2018)
0,72 6,4 %
ran Football: Jacksonville Jaguars at Pittsburgh Steelers - 4th Quarter (14.01.2018)
0,63
4,6 %
ran Football: Jacksonville Jaguars at Pittsburgh Steelers - 3rd Quarter (14.01.2018)
0,55
3,5 %

Quelle: DWDL.de-Recherche

ProSieben Maxx und Nitro setzen dagegen vermehrt auf Sport - wenn auch mit unterschiedlichen Ausrichtungen. So ist es ProSieben Maxx gelungen, die NFL zu etablieren und mehrfach pro Woche mit Wrestling zu punkten. Auch hier wurden in der Spitze mehr als 700.000 Zuschauer gezählt. Nitro setzt dagegen auf große Namen, was zumindest im Falle der Bundesliga-Zusammenfassungen bislang auf überschaubares Interesse stieß. "100% Bundesliga" konnte im ersten Jahr die Erwartungen noch nicht erfüllen. Vereinzelte Fußball-Länderspiele machten ihre Sache dagegen schon deutlich besser: Fast drei Millionen Zuschauer zählte der Sender nach dem Abpfiff des WM-Quali-Spiels zwischen Schweden und Italien.

Ähnliches erhofft man sich in Köln von Herbst an auch mit der Europa League, die sich Nitro mit dem großen Bruder RTL teilen will. All das wiederum geht zu Lasten der klassischen Sportsender, die ja auch ein vorwiegend männliches Publikum im Auge haben. So hat Sport1 in der jüngeren Vergangenheit wichtige Quoten-Stützpfeiler verloren. Aktuell macht der Spartensender aber noch das Beste aus seiner Situation und behauptet sich weiter erfolgreich gegen den Konkurrenten Eurosport, der mit Discovery den weitaus finanzstärkeren Eigentümer im Rücken hat. Mit Blick in die Zukunft ist somit also weiterhin Kreativität gefragt. Der Wettkampf um die männlichen Zuschauer dürfte mit harten Bandagen geführt werden.