Das Internet vergisst nicht. Datenbanken sei Dank. Erkenntnisse, die vor 25 Jahren noch nicht weit verbreitet waren - ebenso wenig wie das Internet oder Datenbanken selbst. Und so finden sich in den Archiven Fotoaufnahmen heute prominenter deutscher Medienmacherinnen und Medienmacher, die einerseits wunderbares Spiegelbild der damaligen Zeit sind, aber auch verdeutlichen: Furchtbar gestellt wirkende Fotoaufnahmen machten vor niemandem halt.

Während heute Lässigkeit betont wird, galt früher bei Fotografien: Möglichst beschäftigt rüberkommen. Darüber lässt sich heute so sehr schmunzeln wie über modische Fehltritte oder auch vermeintlich dynamische Aufnahmen auf der Treppe. Karriereleiter und so, Sie verstehen schon. DWDL begibt sich mit "Bitte lächeln" auf eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit führender Medienmacherinnen und -macher.

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Vergangene Woche fing es an mit ZDF-Intendant Thomas Bellut, der den Spaß mitmachte. Und diese Woche ist es Volker Herres, Programmdirektor Das Erste, der sich auf Anfrage genauso über die Idee amüsierte wie wir und mit uns durch alte Aufnahmen stöbert: "Stoff zum Schmunzeln kann man in diesen Tagen ja gut gebrauchen", erklärt er auf Anfrage von DWDL.de. Anders als bei Thomas Bellut arbeiten wir uns diesmal von der Gegenwart zu den "besten" Fotos von vor 25 Jahren vor.

Volker Herres(Foto: imago images / Strussfoto)

Wir springen zurück ins Jahr 2008: Das deutsche Schauspielhaus in jenem Frühjahr 2008. "Die Gala zum Grand Prix Vorentscheid im ausverkauften Hamburger Schauspielhaus haben die No Angels mit dem schmissigen Pop-Song 'Disappear' den deutschen ESC-Vorentscheid für sich entschieden. Da war ich noch NDR-Fernsehdirektor, aber bereits designierter ARD-Programmdirektor", erinnert sich Herres. Oliver Pocher war damals in der ARD zuhause. So nah waren sich die beiden wohl nie wieder. Ein Jahr später war "Schmidt & Pocher" auch Geschichte.

Volker Herres(Foto: imago images / Strussfoto)

"Ein Bild aus besseren Tagen, in denen ich modisch schon ganz auf ARD-blau umgestellt hatte", schmunzelt Herres bei Anblick des Fotos aus dem Jahr 2007. Über die Sendung "Herman und Tietjen" sagt er: "Ein Talk-Format auf das ich als NDR-Programmdirektor immer besonders stolz war. Das haben die beiden sehr launig gemacht, mit tollen Dialogen. Nur dumm, dass die von mir wirklich geschätzte Eva Herman sich mehr und mehr in einen 'Mutterkreuzzug' hineinsteigerte. Alle meine Versuche zur Beschwichtigung scheiterten."

Im September 2007 wurde sie in der "Bild am Sonntag" mit den folgenden Worten zitiert: "Was ich zum Ausdruck bringen wollte, war, dass Werte, die ja auch vor dem Dritten Reich existiert haben, wie Familie, Kinder und Mutterdasein, die auch im Dritten Reich gefördert wurden, anschließend durch die Achtundsechziger abgeschafft wurden. Vieles, was in dieser Zeit hochgehalten wurde, wurde danach abgeschafft. Und dazu gehören Werte, die uns auch vor dem Dritten Reich zusammengehalten haben und uns ja auch das Überleben gesichert haben. Familie nämlich." Dazu sagt Herres heute: "Da musste ich leider handeln und erklären, dass 'ihre schriftstellerische Tätigkeit nicht länger vereinbar mit ihrer Rolle als Fernsehmoderatorin und Talk-Gastgeberin sei.'"

Volker Herres(Foto: imago images / Strussfoto)

Ein Fototermin des damaligen NDR-Fernsehdirektors im neuen Studio des "Nachtmagazin" aus dem Jahr 2005. "Hemd und Krawatte Ton in Ton war wohl mal ein Markenzeichen von mir", urteilt Volker Herres. Da kann man ihm nur beipflichten, aber das wird noch viel schöner je weiter wir zurückreisen in seiner Karriere. Zunächst aber hier noch ein Quartett aus dem Jahr 2006: "Im Kreise meiner Liebsten", erinnert sich Volker Herres, hier zusammen mit Kai Gniffke (damals ARD-Chefredakteur, heute SWR-Intendant) und den Moderatoren Caroline Hamann und Jan Hofer. Gleich danach aber folgt ein modisches Highlight...

Volker Herres(Foto: imago images / teutopress)

Volker Herres(Foto: imago images / Sven Simon)

Wir haben nicht zu viel versprochen, oder? "Ton in Ton geht natürlich auch in rosa", lacht Volker Herres. Hier im Mai 2003 als NDR-Chefredakteur mit dem neuen "Plusminus"-Moderator Jörg Böker, der sich auch bei der Farbwahl des Anzuges an seinem Chef orientierte. Zur Sendung sagt Herres: "Ich wollte immer das 'Plusminus' von wenigen Gesichtern präsentiert wird. Zumindest damals hatte ich NDR, MDR, WDR und HR überreden können. Heute sind es wieder so viele Gesichter, wie Sender."

Volker Herres(Foto: imago images / teutopress)

1995 war Volker Herres NDR-Chefredakteur. "Hier präsentiere ich der Presse den neuen Redaktionsleiter von „Panorama“, Kuno Haberbusch und die neue Moderation des Magazins Patricia Schlesinger. Wollte da unbedingt eine Frau auf dem Schirm sehen", erinnert sich Herres. Patricia Schlesinger war später ab 2004 in verschiedenen Führungspositionen im NDR tätig und ist seit 2016 bekanntlich Intendantin des RBB. Und damit genug der seriösen Erinnerung. Geben wir uns nun gänzlich der amüsanten Nostalgie hin.

Volker Herres(Foto: imago images / teutopress)

Auf diese und die folgenden Aufnahmen angesprochen, sagt Herres: "Diese Fotos sind aus meiner Zeit als Leiter und Sprecher der Intendanz beim NDR, 1991-1995. Modisch stark geprägt durch die dezente Krawatte mit Bugs-Bunny-Motiven, mitgebracht aus den USA. Von denen ich übrigens drei verschiedene besaß." Fernsehnostalgiker werden beim oberen Foto auch erfreut sein über ein Wiedersehen mit dem alten NDR-Maskottchen Antje (links im Bild).

Volker Herres

Volker Herres(Fotos: imago images / teutopress)

Widmen wir uns kurz vor dem Finale und nach dem obligatorischen Foto am Telefon noch einer weiteren merkwürdigen Disziplin von Pressefotos jener Tage: Dem Foto mit Brille in der Hand. Überraschenderweise brauchen die meisten Menschen eine Brille doch hauptsächlich, um mit ihr besser sehen zu können. Total natürlich deshalb dieses dynamische "Ich halte meine Brille in den Händen und versuche die Kamera zu finden"-Foto (Ebenfalls von 1995).

Volker Herres(Foto: imago images / teutopress)

Und dann ist da noch diese Aufnahme, wenn man in den Archiven nach Volker Herres sucht. Automobilverkäufer war er jedoch nie. "Kein Dienstwagen, auch nicht meiner, sondern der meiner Frau – schwarzer Opel-Corsa mit Stoffdach, also eigentlich mehr etwas für den Sommer", weiß Herres aus eigener Erfahrung nach etwas zu viel Schnee auf dem Dach. Fotografiert hier in der Einfahrt zum NDR-Rotherbaum. Warum auch immer.

Mit dieser Aufnahme wünschen wir allen Leserinnen und Lesern ein schöns Osterfest und sagen herzlichen Dank an Volker Herres, der den Spaß mitgemacht hat.

Volker Herres(Foto: imago images / teutopress)