Ihrer eigenen Sendung ein bisschen überdrüssig gewesen ist Richterin Barbara Salesch vor rund zehn Jahren. Nach über 2100 Folgen zog die damals knapp über 60-jährige Richterin einen Schlussstrich und beendete ihr um 15 Uhr gesendetes Sat.1-Format "Richterin Barbara Salesch". "Ich habe es nirgends im Berufsleben so lange ausgehalten wie beim Fernsehen", sagt die 72-Jährige, die einst in Freiburg, Kiel und Hamburg ein Rechtswissenschafts- sowie Sportstudium absolvierte und dann in der Hansestadt auch wirklich Recht sprach, im Gespräch mit DWDL.de. "Ich brauche einfach den Wechsel, ich mag Neues und ich hatte damals noch so viele Pläne und Baustellen."

 

Salesch studierte in Folge etwa Kunst und kaufte eine Immobilie in Ostwestfalen – das Haus samt Werkstatt und Atelier übernahm sie von einer Künstlerin.  "Das musste ich erst noch sanieren. Jetzt funktioniert alles und ich habe Platz für das, was ich brauche", erzählt Salesch. Dazu gehören nicht nur Ausstellungen. "Ich unterrichte Kinder aus der Umgebung gegen ein kleines Taschengeld in Kunst." Ganz nebenbei sind auch zwei neue Knie und ein Hund in ihr Leben gekommen. Nur: Auf ihr eigenes TV-Comeback gewartet hat Salesch in den zurückliegenden Jahren nicht.

Meine erste Reaktion war: Das mache ich nicht noch einmal. Barbara Salesch

 

Als eines Tages dann ihr Handy klingelte und die Anfrage kam, ihre Gerichtsshow wieder aufleben zu lassen, war die gebürtige Karlsruherin wenig angetan. "Meine erste Reaktion war: Das mache ich nicht noch einmal. Das ist mir sehr viel Arbeit verbunden und darauf habe ich keine Lust. Aber RTL und die Produktionsfirma Filmpool sind drangeblieben. Und manchmal schadet es ja auch nicht, noch einmal genauer zu überlegen." Am Ende sagte sie doch zu – und so entstehen gerade 50 neue Folgen ihrer Show – in einer neuen Kulisse, für einen anderen Sender als früher und mit dem neuen Titel "Barbara Salesch – Das Strafgericht". "Solange der Zuschauer mag, solange es RTL und Filmpool wollen und solange ich auch möchte, können gerne weitere hinzukommen", will sie sich auch auf die 50 Stück nicht beschränken. Salesch ist Teil einer Gerichtsshow-Offensive, auch Ulrich Wetzel lässt sein "Strafgericht" mit 50 Folgen wieder aufleben und hat sich jüngst öffentlichkeitswirksam über "Bild" sein Bedauern geäußert, dass Salesch zuerst an den Start gehen darf. 

Mit WhatsApp und Social Media

Es scheint, als hätte Salesch in der Tat wieder Spaß daran gefunden, gemeinsam mit Laienschauspielerinnen und Schauspielern sowie echten Juristinnen und Juristen als Verteidigende und Personen der Staatsanwaltschaft Fälle nachzuspielen. "Meiner neuen Sendung merkt man natürlich an, dass seit dem Ende von 'Richterin Barbara Salesch' zehn Jahre vergangen sind. Wir haben aktuelle Themen, etwa den Bereich Stalking – neben vielen anderen Straftaten – dabei. Und uns liegen jetzt natürlich viel mehr Beweismittel vor, wenn ich an WhatsApp-Chatverläufe oder Social Media-Profile denke. Das ist natürlich super für eine Richterin", sagt sie. Und möglicherweise hat sich auch Salesch selbst ein bisschen geändert. Dass sie nun altersmilde geworden sei, bezweifelt die Juristin. "Die Altersungeduld ist da eher ein Problem geworden. Ich war früher schon ungeduldig, jetzt noch mehr. Da muss ich mich manchmal entschuldigen. Beim Fernsehen bleibt es aber dabei: Da müssen Zeugen manchmal auch erst lügen, damit es spannend bleibt."

Verglichen wird Salesch – damals wie heute – gerne mit der amerikanischen Richterin Judy Sheindlin, besser bekannt als "Judge Judy". 25 Jahre lang lief ihre Gerichtsshow im amerikanischen Fernsehen, zurückliegendes Jahr war dann vorläufig Schluss, doch auch für Judy gab es kürzlich ein Comeback. In einem Ableger für Freevee ist Sheindlin nun als "Judy Justice" unterwegs. Doch Gemeinsamkeiten bestreitet Salesch eher und das nicht nur, weil Judy als Schiedsgericht und nicht als Strafgericht unterwegs ist. "Als wir einst mit der Produktion begannen, habe ich mir ihre Sendung genau angeschaut. Judy ist eine sehr harte Frau, die es auch liebt, auf Leute draufzuhauen. Das macht sie letztlich so erfolgreich." So aber sei Salesch eben nicht, sagt sie. "Ich habe damals auch gesagt, dass ich nicht die richtige wäre, sollte die Sendung so werden wie 'Judge Judy'."



Quotendruck dürften weder RTL noch Salesch verspüren. Auf dem 11-Uhr-Sendeplatz bei RTL kann es kaum schlechter laufen als zuletzt bei "Chefkoch TV", die Möglichkeit die 50 Episoden bis zur Endlosigkeit bei RTL Up zu wiederholen, dürfte jegliches Risiko gegen Null gehen lassen. Und wenn es doch kein TV-Comeback auf Dauer wird, dann kann sich Salesch wieder der Kunst widmen. "Ich mag moderne Kunst und arbeite selbst auch komplett gegenstandslos. Ich möchte etwas schaffen, dass es noch nicht gibt", sagt sie und glaubt, dass das auch mit ihrem Beruf zusammenhängt. "Das liegt vielleicht auch daran, dass ich als Richterin ja immer Menschen begegne, bei denen das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Sonst treffen sie nicht auf mich. Der Reiz in der Kunst liegt für mich also darin, etwas aufzubauen." Zumindest was Courtshows im deutschen Privatfernsehen anging, gelang ihr ein solcher Aufbau schon einmal vor zweieinhalb Jahrzehnten.

"Barbara Salesch - Das Strafgericht": Montag bis Freitag um 11 Uhr bei RTL und 19:30 Uhr bei RTL Up.