Obwohl "Wetten, dass..?" auch zuletzt noch immer für rund sieben Millionen Zuschauer gut war, entschied sich das ZDF dafür, den Samstagabend-Klassiker zum Jahresende einzustellen. Schon diese Entscheidung bot am Mittwoch auf dem von DWDL.de-Chefreporter Torsten Zarges moderierten Entertainment-Gipfel beim Medienforum NRW reichlich Gesprächsstoff. "Es wird schwerer, neue Shows zu etablieren", stellte Brainpool-Geschäftsführer Jörg Grabosch fest, der mit "Schlag den Raab" immerhin schon seit einigen Jahren eine der erfolgreichsten Samstagabendshows im deutschen Fernsehen produziert.

Grabosch äußerte allerdings auch Verständnis für die Situation der Fernsehsender. Er verstehe, wenn sich ein Sender die Frage stellt, ob es sich lohnt, originäres deutsches Programm auszustrahlen, wo doch amerikanische Sitcoms wie "How I Met Your Mother" oder "The Big Bang Theory" selbst mit Wiederholungen noch Marktanteile von 13 Prozent und mehr einfahren. Tatsächlich hat nicht zuletzt ProSieben in den vergangenen Jahren viele Sendeplätze, auf denen einst deutsche Produktionen liefen, wohl auch aus Kostengründen für US-Serien freigeräumt.

"Fast wehmütig" erinnere er sich an Zeiten, in denen der Sender Formate wie den "Quatsch Comedy Club", die "Bullyparade" oder auch "Comedystreet" im Programm hatte, sagte Georg Hirschberg, Geschäftsführer von Prime Productions. Über die Jahre seien auf diese Weise bis zu zehn Slots verlorengegangen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Sat.1, wo der "FunFreitag" nahezu ersatzlos weggefallen ist. Comedy-Formate wie "Schillerstraße" oder "Die dreisten Drei" seien nicht durch andere deutsche Produktionen ersetzt worden. "Wo kein Slot, da kein Format, da keine deutsche Produktion", so Hirschbergs einfache These. Immerhin ist es ihm aber gelungen, mit der "heute-show" im ZDF ein neues Standbein aufzubauen. Noch dazu haben gerade erst die Dreharbeiten für eine neue Sitcom mit Cordula Stratmann begonnen.

Bei UFA Show & Factual steht man derweil schon seit Jahren immer wieder vor der schwierigen Aufgabe, das Interesse an etablierten Shows wie "Deutschland sucht den Superstar" und "Das Supertalent" hochzuhalten. "Wenn man 20 Wochenenden im Jahr bespielt, muss das Konzept immer wieder erneuert werden", betonte Produzentin Ute Biernat und fügte hinzu: "Man kann das nicht mehr machen wie vor zehn Jahren." Skeptisch zeigte sich das Panel beim Medienforum mit Blick auf die neue Castingshow "Rising Star", die RTL ab Sommer zeigen will. Er sei "sehr beeindruckt" gewesen, dass es der israelischen Produktionsfirma gelungen sei, eine Show zu verkaufen, bei der die App nicht funktioniere und auch der Ablauf Fragen aufwerfe, sagte Brainpool-Chef Grabosch hämisch.

Dass es so wenige deutsche Formate auf den internationalen Markt schaffen, liege auch daran, dass man sie zu schlecht verkaufe. "Es gibt Leute, die verkaufen viel weniger Substanz mit viel mehr Verve", so Grabosch hinsichtlich der jüngsten Verkaufserfolge des israelischen "Rising Star"-Schmiede Keshet. "Marketing gehört zum Geschäft - und das machen die Kollegen deutlich besser." Dass es in Deutschland keineswegs an Kreativität mangelt, zeigt die junge Truppe der Bildundtonfabrik, die für das "Neo Magazin" mit Jan Böhmermann verantwortlich zeichnet. Philipp Käßbohrer, der die Bildundtonfabrik vor zwei Jahren zusammen mit Matthias Schulz gründete, machte auf dem Podium deutlich, dass es eine "schöne Situation" sei, am Programmrand experimentieren zu können.

Gleichzeitig äußerte er allerdings die Hoffnung, "dass es weitergeht". Will heißen: Zu einem größeren Sender. "Wir werden mit dem ZDF sprechen, um nicht immer nur bei Neo zu bleiben", betonte Käßbohrer und erklärte zugleich sein Erfolgsrezept: "Wir machen Fernsehen, das wir selber gerne schauen wollen." Wenn man sieht, mit welcher Leidenschaft das "Neo Magazin" entsteht, dann nimmt man ihm diese Aussage auch tatsächlich ab. Und das neue Comedy-Format, an dem Käßbohrer, Böhmermann und das Team der Bildundtonfabrik derzeit für den WDR arbeiten, könnte tatsächlich so etwas sein wie der erhoffte nächste Schritt. Um die "Wetten, dass..?"-Nachfolge müssen sich vermutlich erst mal andere kümmern.