Erstaunlich locker gab sich Florian Hager am Mittwoch bei seinem Auftritt auf dem Medienforum NRW. Der Chef des im Aufbau befindlichen Jugendangebots von ARD und ZDF, nannte zwar nicht allzu viele Details, sorgte allerdings gleich zu Beginn der Diskussion um das Thema Online-TV für einen Lacher. Einen Arbeitsplatz in Mainz habe er noch nicht, sagte Hager. "Ich bin der einzige Mitarbeiter, habe aber ganz viele Chefs." Da konnte sich auch der im Saal anwesende ARD-Vorsitzende Lutz Marmor ein Lachen nicht verkneifen.

Obwohl die Politik das noch namenlose Projekt noch nicht endgültig abgesegnet hat, laufen bereits die Vorbereitungen. "Wir können ja nicht mit leeren Händen anfangen", betonte Hager, der bei den künftigen Formaten vor allem auf Authentizität setzen möchte. "ARD und ZDF haben ein Problem damit, in der jungen Zielgruppe authentisch rüberzukommen", sagte er selbstkritisch. Die genauen Genres, die im Jugendangebot stattfinden sollen, seien schwierig zu bezeichnen. Eine klare Richtung gab Hager allerdings schon mal vor: "Wir müssen aufhören, in TV-Format zu denken."

Auf die Öffentlich-Rechtlichen baut unterdessen auch Claude Schmit. Der Super-RTL-Geschäftsführer hat gerade erst das VoD-Portal kividoo an den Start gebracht, das als "richtige Alternative für Kinder zu Netflix" etabliert werden soll. Gerade mit Blick auf die Akzeptanz des Angebots bei Eltern seien Inhalte von ARD und ZDF wichtig. "ARD und ZDF sind auf Netflix gelistet. Von daher gibt es keinen Grund, warum sie nicht auch bei uns präsent sein sollten", sagte Schmit wohl auch in Richtung Lutz Marmor.

Doch nicht nur die Fernsehsender entdecken das Netz zunehmend für sich, sondern auch die Verlage, darunter M. DuMont Schauberg. Mit Köln.TV ist erst vor wenigen Monaten ein neuer Lokalsender an den Start gegangen, der auch auf eine Verbreitung im Netz setzt - bislang allerdings noch mit überschaubarem Erfolg, wie Redaktionsleiter Brian Schneider zugab. "Momentan sind die Zugriffszahlen noch nicht so wie wir uns das wünschen." Den eingeschlagenen Weg hält er allerdings für den richtigen. "Die reine TV-Verbreitung hat in der Vergangenheit im Lokalfernsehen nicht ausgereicht." Der Vorgänger Center TV sei dafür ein gutes Beispiel.

Und dann sind da auch noch die jungen Wilden, etwa das Multichannel-Netzwerk Divimove, das nach Angaben seines Chief Marketing Officers Philipp Bernecker zuletzt 1,2 Milliarden Views im Monat zählte. Dass nun auch andere den Weg ins Internet antreten, stört ihn nicht. "Natürlich gibt es Konkurrenz. Das ist erst mal gut", sagte Bernecker mit Blick auf die rasante Wachstumsgeschwindigkeit. Im Netz gebe es inzwischen "viele spannende Talente". Alleine die Namen unter Vertrag zu haben, reiche aber nicht aus. "Man muss auch wissen, wie man sie einsetzt."