In 22 Städten auf allen Kontinenten treffen sich verteilt über die kommenden drei Monate hunderte Fernsehmacher zu den Semi-Final Judgings der International Emmy Awards. Sie entscheiden über die Nominierungen für den prestigeträchtigsten Fernsehpreis der Welt, der am 23. November in New York City schon zum 43. Mal verliehen wird. Der Startschuss für diesen Jury-Marathon fiel in Köln. In der feudalen Villa Marienburg im Kölner Süden wurden am Dienstag TV-Produktionen aus aller Welt gesichtet - und abends im exklusiven Kreis bei diesmal bestem Wetter gefeiert. Gastgeber war auch in diesem Jahr der Kölner TV-Produzent Leopold Hoesch, der Emmy-Flüsterer vom Rhein.

Vor genau zehn Jahren gewann Hoesch mit seiner für das ZDF produzierten Dokumentation „Das Drama von Dresden“ in New York City einen International Emmy. Wie kein anderer deutscher Fernsehmacher rührt Hoesch seitdem die Werbetrommel für den internationalen Fernsehpreis - auf seine Art. Hoesch ist kein Mann der lauten Töne, eher stiller Stratege. Beharrlich hat er die deutsche Fernsehlandschaft für die International Emmys erwärmt. Seit 2006 ist das Medienmagazin DWDL.de das einzige deutsche Medium, das jährlich im November von der Preisverleihung in New York und dem International Emmy Festival berichtet.

iEmmy Judgings © Ralf Jürgens/FMNRW

Philipp Borbély (MMC), Petra Müller (Film- und Medienstiftung NRW), NRW-Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann, Gastgeber und Academy-Botschafter Leopold Hoesch (BROADVIEW.TV), Jürgen Brautmeier (Landesanstalt für Medien NRW)


Damals waren neben iEmmy-Botschafter Hoesch und DWDL.de deutsche Gäste rar. Nur wer nominiert war, machte sich auf den Weg. Das hat sich langsam aber stetig geändert. 2009 sprang auch die NRW-Medienpolitik auf den Emmy-Zug auf. Film- und Medienstiftung NRW, das Land Nordrhein-Westfalen und die Landesanstalt für Medien unterstützen die von Leopold Hoesch etablierten Kölner Jury-Sitzungen und schicken jährlich eine NRW-Delegation zur Preisverleihung in New York. Etabliert hat sich im Big Apple inzwischen auch das Annual NRW Rendez-vous, der NRW Lunch, im Hearst Tower.

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Erst einmal tagen in den kommenden drei Monaten Jurys in Washington, Kopenhagen, Jerusalem, Berlin, Quebec, Sheffield, Knysna, Wien, Johannesburg, Lagos, Miami, Tokio, Rio de Janeiro, Lima, Sydney, Mont-Tremblant, Paris, Biarritz, Abu Dhabi, New York und Peking. 27 Sitzungen in 22 Städten. Köln machte diese Woche den Anfang. In vier iEmmy-Kategorien hatten die Juroren tagsüber zu entscheiden. Mit dabei waren TV-Produzenten, u.a. Marc Conrad, Tita von Hardenberg und Oliver Berben sowie Schauspielerinnen und Schauspieler, darunter Claudia Michelsen, Peter Lohmeyer und Dennenesch Zoudé.

iEmmy Judgings© Ralf Jürgens/FMNRW

Nathaniel Brendel, Judging Director der International Academy of Television Arts & Sciences bei der Arbeit mit den Juroren.

Am Abend dann öffneten sich die Tore der Villa Marienburg für den inzwischen zum begehrten Branchentreff gewachsenen Empfang. Auf dem roten Teppich teilten sich in diesem Jahr TV-Moderatorinnen und -Moderatoren das Rampenlicht mit einigen YouTube-Stars. Einen gewünschten Hashtag für Twitter und Instagram gab es auch. Neuen digitalen Bewegtbild-Formen widmete die International Academy of Television Arts & Sciences als einer der ersten internationalen Fernsehpreise sogar mit einer eigenen Preisverleihung, den Digital Awards. Aber auch der Gastgeber des Abends, Leopold Hoesch, der zusammen mit Sebastian Dehnhardt in den vergangenen Jahren u.a. die Sport-Dokumentationen „Klitschko“ und „Der perfekte Wurf“ produzierte, hat jüngst YouTube für sich entdeckt.

Ein Kontrast zur neuen YouTube-Gesellschaft beim abendlichen Empfang, bei dem auch der Kölner Studio-Dienstleister MMC Co-Gastgeber war, bildete die Verleihung des ersten Entertainment Business Gamechanger Awards an Brainpool-Geschäftsführer Jörg Grabosch („TV Total“, „Schlag den Raab“) im Garten der Villa Marienburg. Die Laudatio auf ihn hielt David Lyle in seiner Funktion als Mitglied des Beirats der Entertainment Master Class, die die Auszeichnung stiften und im Rahmen des iEmmy-Empfangs überreichten.

iEmmy Judgings© Ralf Jürgens/FMNRW
Brainpool-Chef Jörg Grabosch, Preisträger des ersten Entertainment Business Gamechanger Awards, und Laudator David Lyle (Entertainment Masterclass)

Wie die Wahl auf Grabosch, der sich zweifelsohne ums deutsche Fernsehen verdient gemacht hat, fiel, bleibt leider unklar. Eine veröffentlichte Jury-Begründung gibt es nicht. Für die International Emmy Awards aber war der Auftakt in Köln ein gelungener. Nicht nur, weil Leopold Hoesch die Aufmerksamkeit für den Fernsehpreis in Deutschland auf ein ungekanntes Level gehoben hat. Der Emmy-Flüsterer hat auch mit diesem inzwischen traditionellen Zusammenspiel von Jury-Sitzung und Empfang in Köln einen Stil der Emmy-Judgings geprägt, der national und international übernommen wurde.

Für Leopold Hoesch ist die Arbeit in Köln jetzt erst einmal getan. Seine Juroren haben entschieden und Nathaniel Brendel, der als Judging Director für die International Academy of Television Arts & Sciences bei allen Jurysitzungen der kommenden Monate dabei ist, ihr geheimes Urteil übergeben. Er hat eine beispiellose Weltreise vor sich an deren Ende Anfang Oktober die Nominierungen für die 43. International Emmys im Rahmen der MIPCOM verkündet werden. Und wenn dann am 23. November in New York City der am gründlichsten gesichtete internationale  Fernsehpreis der Welt verliehen wird, endet ein Marathon, der diese Woche in Köln begonnen hat.