Wenn sich das Fernsehen mit sich selbst und seinen Protagonisten beschäftigt, dann liegt das häufig an Klaus Michael Heinz. Der WDR-Redakteur hat sich seit einigen Jahren schon einen Namen gemacht mit TV-Selbstreflexionen wie der Reihe "Das Ganze eine Rederei", in der er sich in mehreren Teilen mit der Geschichte des Fernsehtalks auseinandersetzte. Später warf er dann ein Auge auf die großen Fernsehshows und Politikergespräche und verwob dabei stets sehr geschickt das bewegte Bild von gestern mit dem den Blick von heute. Und auch wenn nicht jeder der gezeigten Ausschnitte großes Fernsehen war, so hat zumindest seine Trilogie dieses Etikett verdient.

Immer wieder hat Heinz seither die Archive durchwühlt – jetzt ist es an der Zeit, sich ausschließlich mit dem Westdeutschen Rundfunk zu befassen. "Bettina, Bianca, Götz, Jürgen, Oliver und Torsten sehen fern" hat Klaus Michael Heinz seine neueste Trilogie genannt und dafür einen Abend lang Bettina Böttinger, Bianca Hauda, Götz Alsmann, Jürgen Beckers, Oliver Welke und Torsten Sträter ins alt-ehrwürdige Millowitsch-Theater am Kölner Rudolfplatz gesetzt, um Ausschnitte aus einer nicht immer besseren Fernsehzeit zu besprechen. Das ist amüsant und unterhaltsam, leider aber nicht ganz so gelungen wie seine Aufarbeitung der Talk-Geschichte, weil etwa Bianca Hauda im vielstimmigen Chor meist untergeht und es den Diskutanten mitunter etwas zu häufig darum ging, ihre Pointen unterzubringen.

Genau das trübt die Freude an der TV-Nostalgie ein wenig, macht den Rückblick auf sechs Jahrzehnte Fernsehunterhaltung im WDR aber auch nicht wirklich schlecht. Mit viel Liebe zum Detail hat Klaus Michael Heinz auch diesmal wieder nach sehenswerten Momenten von den Schwarz-Weiß-Produktionen der 50er Jahre bis hin zum hochauflösenden Formaten der heutigen Zeit Ausschau gehalten, um daraus einen Mehrklang zu gestalten, der an drei aufeinanderfolgenden Adventssonntagen gesendet wird. Zum Auftakt geht’s um "Schöne Frauen" und den Umgang mit ihnen vor laufender Kamera.

Bettina, Bianca, Götz, Jürgen, Oliver und Torsten sehen fern© WDR/Melanie Grande

Skurril zu sehen, wie sich Dietmar Schönherr in "Raumpatrouille Orion" einst wunderte, dass eine Frau der Boss an Bord ist, oder Jürgen von der Lippe einen weiblichen Gast seiner Show fragt, was genau denn an einem unterbekleideten Busen so schlimm sei. Höhepunkt ist jedoch der Moment, in dem Moderator Hansjürgen Rosenbauer die junge Senta Berger darauf anspricht, dass sie ja gleichermaßen schön und intelligent sei. "Stimmt das wirklich oder das nur ein Vorurteil?", will er schließlich von ihr wissen, woraufhin ihn die Schauspielerin entgeistert ansieht und Rosenbauer am liebsten im Erdboden versinken möchte. Die Szene zeigt: Früher war gewiss nicht alles besser.

Insbesondere Götz Alsmann - nur echt mit Hand-Mikrofon, weil ihn die modernen Headsets nerven - läuft als Beobachter all dieser Szenen zur Höchstform auf; und schnell bekommt man vor dem Fernseher das Gefühl, der Entertainer habe seine Kindheit ausschließlich vor dem Fernseher verbracht. Er ist aber auch streitfreudig und diskutiert etwa mit Bettina Böttinger kurzzeitig sehr leidenschaftlich über das Ansehen der Frauen in der TV-Unterhaltung von einst. Zusammen mit Oliver Welke und Torsten Sträter hätten sie vermutlich ganz gut so etwas wie das "televisionäre Quartett" bilden können. Vielleicht sollte der WDR über die dauerhafte Etablierung einer solchen Runde nachdenken. Klaus Michael Heinz hat sicher noch einige Perlen im Senderarchiv belassen.

Das WDR Fernsehen strahlt "Bettina, Bianca, Götz, Jürgen, Oliver und Torsten sehen fern" sonntags um 22:45 Uhr aus.