Erinnern Sie sich noch an "Ringing the Bull"? An diesem vermeintlich simplen Kneipenspiel versuchten sich Stefan Raab und sein Herausforderer vor mehr als drei Jahren in einem Finale von "Schlag den Raab". Damals ging es um zweieinhalb Millionen Euro, doch keiner der beiden schaffte es, den Eisenring durch geschicktes Pendeln in einem Haken unterzubringen. Gut eine Stunde wurde gespielt, ehe ProSieben ein Einsehen hatte und dem Spiel irgendwann nach 2 Uhr ein Ende setzte. In der neuen Vox-Show "Beat the Box" kann das nicht passieren, schließlich ist die Aufzeichnung längst im Kasten – dennoch gelingt den Machern auch hier eine besondere Parallele.

Mit ihren vermeintlich kleinen und unspektakulär anmutenden Spielchen, die den Kandidaten in einer Kiste praktischerweise direkt nach Hause geliefert werden, entfaltet die Produktion von Endemol Shine Germany nämlich einen erstaunlich hohen Unterhaltungswert. Und das, obwohl es bei "Beat the Box" – gemessen an "Schlag den Raab" – um Peanuts geht und nicht um das große Geld. Doch der Reihe nach: In jeder Folge des Vorabend-Formats treten vier Teams an, um die in der Box befindlichen Wissens-, Schätz- und Geschicklichkeitsspiele zu lösen. Der überschaubare Schwierigkeitsgrad sorgt dafür, dass das ältere Ehepaar ebenso mitmachen kann wie die jungen Kumpels aus dem Sauerland.

So gesehen ist "Beat the Box" im besten Sinne eine Show für Kandidaten von 6 bis 99 Jahren, die für jedes gewonnene Spiel 50 Euro in die Spielekasse bekommen und am Ende des Abends maximal 800 Euro abräumen können. Nein, reich wird hier sicher niemand, doch darum geht es auch gar nicht. Vielmehr kommt "Beat the Box" von Anfang bis Ende wie ein gemütlicher Spieleabend daher, an dem man als Zuschauer am liebsten selbst teilnehmen würde. Dass sich die gegnerischen Teams gar nicht persönlich begegnen, sondern alle für sich in den eigenen vier Wänden spielen, tut der Stimmung keinen Abbruch. 

Die Besonderheit: Als verbindendes Element braucht die Show gar keinen Moderator und schon gar keine glamouröse Show-Bühne, sondern schlicht einen frechen Sprecher aus dem Off – in diesem Fall Thorsten Schorn, mit dem Vox-Zuschauer schon von "Shopping Queen" bestens vertraut sind. Wann immer es die Lage erfordert, folgt ein süffisanter Kommentar. Und manchmal, wenn des Rätsels Lösung nicht vollständig korrekt genannt wurde, wird auch schon mal ein Auge zugedrückt und trotzdem ein Punkt verteilt. Dadurch wirkt "Beat the Box" herrlich entspannt, auch wenn die Teams natürlich trotzdem größte Mühe an den Tag legen, um die Runden zu ihren Gunsten zu entscheiden.

Beat the Box© MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Die Kandidaten sind letztlich auch die großen Stars der Show: Entspannt im heimischen Ambiente, geben sie sich herrlich unverkrampft – kein Wunder, dass sich das ältere Ehepaar am Ende der Sendung freimütig dafür ausspricht, bei der nächsten Anfrage ganz sicher wieder mitmachen zu wollen. Zum Affen macht sich hier jedenfalls niemand. Selbst dann nicht, wenn beim Erraten bekannter Maler mal Van Gogh und Da Vinci verwechselt werden oder man nicht weiß, ob Wodka oder Schokolade mehr Kalorien besitzt. Stattdessen kann sich bei "Beat the Box" auch über Kleinigkeiten gefreut werden.

"Der Alte, der hat noch Reaktion", ruft der "Oldie", als er ein Marshmello fängt, das gerade auf einem Brause-Röhrchen in die Luft katapultiert wurde. Nach knapp einer Stunde darf er zusammen mit seiner Frau über 300 Euro jubeln, die Gewinner – ein vierköpfiges Frauen-Team – freuen sich über 500 Euro, also über 125 Euro pro Nase. Und selbst die vermeintlichen Verlierer haben mit ihren erspielten 200 Euro noch allen Grund zum Lachen. Eine Box, kleine Spielchen und nicht mehr Knete als nötig: So einfach kann man auch 2018 noch für ein Lächeln sorgen. "Beat the Box" ist dadurch wohl schon jetzt die entspannteste Gameshow des Jahres.