Nun hat also auch RTL seine eigene "Höhle der Löwen". Im Vergleich zum Original fällt das Format allerdings deutlich kleinspuriger aus. Das ist nicht sonderlich überraschend, schließlich handelt es sich bei "Hol dir die Kohle", so der Titel des Formats, nicht etwa um eine große Primetime-Show, sondern um den neuesten Versuch des Kölner Senders, seinen schwächelnden Nachmittag in den Griff zu bekommen. Und millionenschwere Löwen sucht man auch vergebens – stattdessen haben 100 Personen im Publikum darüber zu entscheiden, welcher Erfinder 5.000 Euro für seine Idee abgreifen kann.

Anstelle von Dümmel und Maschmeyer bekommen es die Tüftler also mit Lieschen Müller und ihrem Abstimmungsgerät zu tun. Sind die potenziellen Kunden mehrheitlich vom Produkt überzeugt, öffnet sich das Tor, hinter dem die Tüftler zunächst einsam und verlassen zum Pitch antreten. Sind sie es nicht, heißt es: Auf Nimmerwiedersehen. Ein simples Konzept also, dem letztlich aber die Fallhöhe fehlt, weil es an Fachkompetenz mangelt und Aspekte wie Wirtschaftlichkeit und Unternehmertum vollkommen auf der Strecke bleiben.

Doch obwohl der Anspruch weitaus geringer ist als in der "Höhle der Löwen", gibt es zumindest so manches Produkt zu sehen, das man sich auch in der erfolgreichen Gründershow von Vox gut vorstellen könnte. Wenn der schrullige Erfinder eines Laubgreifers etwas unbeholfen sein Produkt präsentiert oder der Strohhalm aus Glas als nächstes großes Ding angepriesen wird, dann weckt das zumindest stellenweise Erinnerungen an den Quoten-Hit der RTL-Schwester. Und manche Präsentation kommt ähnlich hölzern daher wie das Studio, in dem "Hol dir die Kohle" aufgezeichnet wird.

Als größtes Problem der täglichen Erfindershow könnte sich das hohe Tempo entpuppen. Gerade mal 100 Sekunden haben die Kandidaten Zeit, um die Zuschauer zu überzeugen. Danach gibt’s – je nach Ausgang der Abstimmung – wahlweise eine harmlose Fragerunde oder den nächsten Pitch. Etwas mehr Tiefgang wäre wünschenswert gewesen. Daher sei die Frage erlaubt, ob RTL und die Produktionsfirma Fandango überhaupt so viele Ideen auftreiben können, um die Show im Erfolgsfall das ganze Jahr über zu senden. Das Dilemma offenbarte sich gleich beim ersten Pitch, denn der witzig gemeinte "Babymop" - ein Strampler, der gleichzeitig den Boden reinigt - ist so alt, dass RTL schon vor sechs Jahren auf seiner Website darüber berichtete.

Tatsächlich scheint es, als seien so manche Ideen alles andere als frisch. Auf Nachfrage erklärt RTL übrigens, dass sich der Kandidat die Wortmarke "Babymop" bereits vor 2012 deutschlandweit hat schützen lassen. "Auf dem weltweiten Markt kommt es regelmäßig zu Doppelschöpfungen. Für unser Format ist dies aber nicht relevant", heißt es. Allerdings betont der Sender, dass jeder Kandidat vertraglich versichern müsse, dass er die zur Teilnahme notwendigen Rechte an der Idee oder dem Produkt besitzt.

Doch selbst wenn man ein Auge zudrückt, erweist sich "Hol dir die Kohle" nur als bedingt gute Idee. Zu hektisch kommt die Sendung daher und auch Moderator Florian Ambrosius weiß nur selten Ruhe reinzubringen. Dass er am Ende gar den Eindruck erweckt, das Abstimmungsergebnis des Studiopublikums habe Einfluss auf den Markterfolg, wirkt zudem beinahe schon skurril. In diesem Moment wird besonders deutlich, dass es dem RTL-Neustart mit seinem Spielshow-Prinzip in erster Linie an Relevanz mangelt. Am Ende geht's eben bloß um einen Geldpreis - und nicht um den Deal des Lebens.

"Hol dir die Kohle" läuft montags bis freitags um 15:00 Uhr bei RTL.

Nachtrag vom 17. Oktober: Show-Kandidat Frederick Schmidt hat gegenüber DWDL.de erklärt, dass er bereits im Sommer 2004 die Wortmarke "Babymop" habe eintragen lassen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.