Fakten geschaffen und zwar direkt zu Beginn hat Moderator Yannick Erkenbrecher: Live-Fußball läuft sonntags ab sofort bei DAZN, sagte der 38-jährige Paderborner direkt zum Start des neuen Sky-Formats "Dein Fußball-Sonntag – Die Show". In den kommenden vier Jahren zeigt Sky aus dem Fußballoberhaus bekanntlich nur noch samstags Live-Bilder aus der Elite-Liga, das Paket für die anderen Spiele ließ man liegen. Stattdessen wird den Fans nun ein Potpourri an Unterhaltungsformaten kredenzt, garniert mit zwei Mal zwölf Minuten Spielzusammenfassungen unmittelbar nach Abpfiff.

Bekannt, aber an dieser Stelle unbedingt nochmals erwähnenswert, wie viel Live-Sport Sky in den zurückliegenden Jahren verloren hat. Da wären eben jene 106 Bundesliga-Spiele, die komplette Champions League, die komplette Europa League und letztlich auch weniger Exklusivität im DFB-Pokal. Die vom Sender gern angeführte Premier League dürfte den Fanfrust zudem nur minimal lindern, schließlich hatte man die ja zuerst auch an DAZN verloren, ehe man sie zurückgeholt hat. Das zeigt, dass "Dein Fußball-Sonntag" per se erst einmal keinen leichten Stand haben dürfte.

Entstanden ist also ein Produkt für Zuschauerinnen und Zuschauer, die DAZN nicht gebucht haben, also keinen Zugang zu Live-Bildern der Sonntagsspiele haben. Angesichts der zuletzt deutlichen Rechtezukäufe des Sportstreamingdienstes dürfte genau diese Zielgruppe aber eher kleiner als größer werden. Kern der ganzen Veranstaltung sind die beiden Sonntagsspiele dennoch. Sky ist im Besitz des Rechts, beide Matches unmittelbar nach Abpfiff in bis zu zwölf Minuten langen Highlight-Beiträgen zusammenzufassen und teasert jene "Highlights XXL" auch zuvor schon in Talks mit dem jeweiligen Reporter an. Abseits dessen blieb der Redaktion aber nicht viel anderes übrig als schon oft Gesagtes nochmals wieder zu käuen – das traf insbesondere auf den halbstündigen Zweitliga-Rückblick zu, der weniger als drei Stunden nach "Alle Spiele, alle Tore" zur zweiten Liga zu sehen war und logischerweise keine neuen Erkenntnisse lieferte. Gleiches gilt für die kurze "Klartext"-Rubrik von Weltmeister Lothar Matthäus.

Erik Meijer etwa, fast eine Dekade lang Analyse-Experte bei der Sky-Champions-League, ist mit seiner Taktik-Rubrik "100% Meijer" nun auf den Sonntag umgesiedelt und bespricht am großen Screen das, was zuvor schon von Dietmar Hamann am Samstagnachmittag, Lothar Matthäus am Samstagabend und der "Sky 90"-Runde am Sonntagmittag durch die Mangel genommen wurde. Sich allzu viel Neues zu erhoffen, wäre wohl ohnehin eine zu hohe Erwartungshaltung an eine mehrstündige Show, die um zwei zwölf Minuten lange Highlights gebaut wurde. Wenngleich sie in hohem Tempo getaktet ist und von Erkenbrecher sowie seiner Kollegin Britta Hofmann sympathisch präsentiert wird, fühlt sich "Dein Fußball Sonntag" an vielen Stellen schlicht etwas lang an - insbesondere für den, der von der ersten bis zur letzten Minute schaut. Das dürften ohnehin die wenigsten sein. 

Journalistische Highlights fast verschenkt

Vielleicht kommt es daher, dass die journalistischen Highlights des Formats – und die gab es! – bei der Premiere fast verschenkt wirken. Gold-Medaillen-Gewinner Alexander Zverev war für ein recht langes Interview zugeschaltet und Tobias Haupt, Leiter der neuen Akademie des Deutschen Fußball Bundes (DFB), direkt im Studio. Er war Gast im Format "360 Grad", der besten und kurzweiligsten halben Stunde an diesem Sonntagnachmittag. In etwa 30 Minuten will Sky darin fortan einen sportlichen Themenkomplex ganz in die Tiefe gehend beleuchten und hat für die kommenden Wochen unter anderem schon eine Ausgabe rund um Torhüter angekündigt. Die sich im Neubau befindliche Akademie diente als Thema der ersten Sendung. Trainerausbildung, der Erfolg der U21-Nationalmannschaft (der im Gegensatz zu den jüngsten Leistungen der A-Nationalmannschaft steht), Leadership – nur einige der Themen, die Platz fanden im Gespräch mit Haupt. Vielleicht wäre Sky gut beraten, genau dieses Format künftig an prominenterer Stelle zu wiederholen oder komplett auf Abruf bereit zu stellen.

Dass Sky aus der ungünstigen Ausgangsposition möglicherweise das Beste gemacht hat, kann einer der Schlüsse sein, der nach knapp vier Stunden Show-Programm von "Dein Fußball Sonntag" zu ziehen ist - trotz sämtlicher Längen. Wenn schon kein Live-Fußball, dann wenigstens ordentlicher Sportjournalismus. Den hat das Team geliefert, insbesondere dank "360 Grad". Gut auch, dass man sich von jedwedem Klamauk, Show-Bands und anderem Zirkus ferngehalten hat. "Dein Fußball-Sonntag" wird allein der Grundkonstellation wegen immer Plan B bleiben. Aber ein ordentlicher. Vielleicht haben das auch Erkenbrecher, Hofmann und Meijer gewusst, als sie am Ende des Formats zufrieden wirkend und gemeinsam auf der großen Couch saßen, kurz noch über die Premier League sprachen und das Publikum dann in den Sonntagabend entließen.