Mit "Der Tunnel" begann im Jahr 2000 die Zusammenarbeit von Nico Hofmann von Teamworx und Jan Mojto von Beta Film. Zusammen prägten sie seither das Genre der Event-Filme in Deutschland mit Filmen und Mehrteilern wie "Dresden", "Die Sturmflut" oder "Hindenburg". Gerade erst feierten sie einen großen Publikumserfolg mit "Der Turm", am 1. November steht "Rommel" mit Ulrich Tukur in der Rolle von Hitlers Generalfeldmarschall an. Am Vorabend der MIPCOM bekräftigten beide in Cannes, dass sie ihre Zusammenarbeit fortsetzen wollen - doch nicht nur mit den bisherigen Event-Filmen oder -Zweiteilern: Hofmann und Mojto wollen künftig verstärkt Miniserien mit sechs oder acht Folgen produzieren und sich damit mehr erzählerischen Freiraum schaffen, um komplexere Geschichten erzählen zu können.

Eines der Projekte: Eine Verfilmung von Thomas Webers Hitler-Biographie "Hitlers erster Krieg". Während sich ein Film wie "Der Untergang" auf die letzten Monate Hitlers beschränkte, soll die Form einer achtteiligen Miniserie die Möglichkeit geben, von Anfang an zu erzählen, wie Hitler zu dem wurde, was er war, welche Radikalisierungssprünge er in der Vorbereitung des Holocausts vollzog und wie all das geschehen konnte. Die Serie beginnt dabei mit dem Ersten Weltkrieg 1914 und endet mit Hitlers Tod 1945. In jeder Folge wird Hitler ein anderer Antagonist gegenübergestellt. Für Buch und Regie zeichnet Niki Stein verantwortlich, der zuletzt den Film "Rommel" drehte. Ko-Autor ist Hark Bohm.

Letztlich gehe es um eine Ent-Mystifizierung Hitlers, so Hofmann. "Hitler selbst bleibt in den meisten neueren Versuchen, das Dritte Reich, Krieg und Genozid zu erklären, seltsam inhaltsleer", erklärt Thomas Weber, der als Autor der Hitler-Biographie das Projekt als wissenschaftlicher Berater begleitet, den Ansatz. "Das zu ändern, soll und muss unser Anspruch an eine neue Serie über Hitler sein." Nico Hofmann hält eine fiktionale Erzählung Hitlers in jedem Fall für möglich: "Thomas Webers ausführliche und fundierte Recherche gibt Möglichkeit zur neuen, kritischen Introspektion in Hitlers psychologischen Hintergrund und seinen Werdegang als Verführer des Bösen. Gerade diese Verführung - auch der bürgerlichen Schichten - steht im Zentrum der achtteiligen seriellen Konzeption." Man wolle "sehr analytisch den neuesten Stand der historischen Forschung wiedergeben".

Bei der Produktion der Hitler-Serie haben Hofmann und Mojto gezielt von Anfang an den internationalen Markt im Visier. "Ich glaube, die Zeit ist gekommen, aus Deutschland heraus eine Serie über Hitler zu drehen, in Englisch für das internationale Publikum", so Jan Mojto. Dass man die geplante Produktion der Serie nun in einem recht frühen Stadium verkündete - derzeit arbeitet man noch an der Umsetzung als Drehbuch - liegt vor allem daran, dass auch in den USA und Großbritannien an Hitler-Biopics gearbeitet wird. Deren Ankündigung wollte man in jedem Fall zuvor kommen.

Neben dem Plan, künftig auf Miniserien mit mehr Folgen als bislang zu setzen, kündigten Hofmann und Mojto auf der MIPCOM an, verstärkt Berlin in den Mittelpunkt ihrer Produktionen zu stellen. Berlin gebe als Stadt - etwa während des Kalten Krieges - ein großes Fundament für Geschichten her, die auch für das internationale Publikum interessant seien. Zwei konkrete Projekte stehen dabei schon in den Startlöchern: In "Berlin Kurfürstendamm" wird die Geschichte von drei jungen Frauen in der Aufbruchzeit Berlins in den 60er Jahren erzählt. Autorin ist Annette Hess, die u.a. "Weissensee" geschrieben hat. Dazu kommt die Serie "Die Ärzte", die Ende des 19. Jahrhunderts in der Charité Berlin-Mitte spielt. Hier schreibt Dorothee Schön die Bücher.