Eines steht schonmal fest: Endemol Shine wird auf dieser MIPCOM in aller Munde sein - vor allem allerdings durch den noch immer nicht abgeschlossenen Verkaufsprozess, der die Gerüchteküche am brodeln hält. Lieber würde man natürlich mit neuen Deals für Schlagzeilen sorgen. Dabei hält man weiterhin größte Stücke auf die Gesangsshow "All Together Now", die inzwischen in zehn Länder verkauft wurde, darunter auch an RTL in Deutschland. In diesem Jahr startet man aber noch einen weiteren Versuch, dem Genre Gesangscasting ienen neuen Spin zu geben.

In "The Talent Project", das vergangenen Monat in Holland gestartet ist, treten begabte, aber keinesfalls perfekte Kandidaten zunächst vor einer Jury auf - und wenn sie für gut genug befunden werden, werden sie 100 Tage für einen großen Studio-Auftritt trainiert. Zwei Minuten lang sieht man sie durch einen Tunnel laufen, wo in 2 Minuten die letzten 100 Tage zusammengefasst werden. Dann folgt direkt der große Auftritt, sodass der Zuschauer auch den direkten Vergleich mit dem ersten Auftritt hat. Neu in der Vermarktung ist auch das als "Factual Thriller" beschriebene Format "Heist". Normale Einwohner einer kleinen Stadt begehen darin einen Raub und müssen versuchen, einem Team von professionellen Ermittlern zu entkommen um die erbeutete Summe zu erhalten. Dahinter stecken die Macher von "Hunted" und "The Island".

ITV Studios Global Entertainment hat mit "Bodyguard" den erfolgreichsten Serien-Neustart Großbritanniens seit mehr als zehn Jahren im Gepäck - es gibt allerdings ein Manko: Weil Netflix global die Erstverwertungsrechte gekauft hat, bleiben für alle anderen Interessenten nur noch spätere Verwertungsfenster übrig. Abseits dieses Megahits stellt man die dreiteilige TV-Adaption von H.G. Wells' "The War of the World" vor, sowie "Dark Heart", eine neue Krimiserie mit Tim Riley. Mehr denn je hat ITV zudem auch internationale Produktionen im Angebot, darunter auch "West of Liberty" von Anagram Sweden und dem ZDF.

Im Format-Bereich heißt der angesagteste Bestseller von ITV gerade "Love Island". Acht Länder hat das Datingformat bereits erobert, demnächst werden auch die US-Amerikaner ihre Islander beobachten können - das dürfte die internationale Nachfrage weiter anheizen. Um Dating geht's auch in "Back to Mine". Während bei "Love Island" der Partner nach Aussehen ausgesucht wird, sehen in dem neuen Format die Singles zunächst nur die Wohnungen von drei potentiellen Dates und müssen sich dann schon entscheiden. Abseits davon stellt ITV mit "I'll Get This" eine neue Gameshow vor, die kein Studio, keinen Gewinner, keine Preise und keinen Moderator hat. Promis treffen sich darin zu einem Abendessen in einem sündhaft teuren Restaurant und spielen den Abend über verschiedene Herausforderungen. Wer verliert, muss die Zeche zahlen.

ITV ist mit "Love Island" da, wo Red Arrow Studios International mit dem neuseeländischen Format "Heartbreak Island" noch hin will: Auf dem Weg zu einem internationalen Erfolg. Auch in "Heartbreak Island" werden gutaussehende Singles auf eine Insel geschickt, auch dort müssen sie Paare bilden, auch dort sollen sie angeblich die große Liebe finden. Hier gilt es aber, zusammen diverse Challenges zu meistern. Ungleich tiefgehender ist da schon das neue Format "Don't stop the Music" aus Australien. In dem Sozial-Experiment wird an einer unterprivilegierten Schule ein Musik-Programm aufgelegt: Die Schüler erhalten Instrumente und Musikunterricht, am Ende steht ein großes Konzert. Herz-erwärmend und erhebend sei das Format, so Red Arrow Studios. Als Non-Scripted-Show hat man die New-York-Times-Serie "The Weekly" im Gepäck, die von FX bestellt wurde und einen Einblick in die journalistische Arbeit bieten will. Zunehmend wichtig sind für Red Arrow Studios auch die fiktionalen Programme. Aushängeschild ist hier "Death and Nightingales" nach dem gleichnamigen Roman mit Matthew Rhys und Jamie Dornan. Aber auch die neueste Sat.1-Daily "Alles oder nichts" ist hier bereits im Angebot.

Fremantle (das Media hat man ja jüngst aus dem Namen gestrichen) stellt vor allem fiktionale Produktionen nach vorne. Im Bereich der Show-Formate werden als Highlights jedenfalls mit "X Factor UK", "American Idol" und "America's Got Talent" die altbekannten Schlachtschiffe in den Vordergrund gestellt - bei letzterem die neueste Erweiterung "The Champions", in der man nochmal Kandidaten früherer Staffeln aus den USA und anderen Ländern antreten lässt - nicht unbedingt eine besonders innovative Idee. Erkennbar lag der Fokus der Anstrengungen zuletzt eher auf der Fiction. Hier bringt man etwa die für ITV produzierte Serie "Beecham House" mit nach Cannes, ein historisches Period-Drama, das in Indien Ende des 18. Jahrhunderts spielt. Hochaktuell ist hingegen "Taken Down": Darin wird der Tod eines Flüchtlings untersucht, der um politisches Asyl bittet. Im Factual-Bereich hat man mit "Expedition with Steve Backshall" eine zehnteilige BBC-Doku im Programm. Backshall und sein Team erkunden darin unerforschte Gebiete.

ZDF Enterprises bringt als Fiction-Highlight die flämische Serie "Over Water" mit nach Cannes. Sie erzählt die Geschichte eines Mannes, der einst umjubelter TV-Star war, dann aber mit Alkoholmissbrauch und Spielsucht abstürzte und fast alles verlor. Nun erhält er von seiner Familie nochmal eine letzte Chance, um alles besser zu machen.  Kürzlich kündigte ZDF Enterprises zudem an, die neue Nordic-Noir-Reihe "Sthlm Requiem" kozuproduzieren, die auf den Bestsellern der schwedischen Autorin Kristina Ohlsson beruht. Auch diese wird man in Cannes vorstellen. Im Unscripted-Bereich hat man die zehnteilige von Story House fürs ZDF produzierte Reihe "History of Weapons" ebenso im Angebot wie den Dreiteiler "The Spying Game: Tales from the Cold War" sowie "The Truth About Franco". Ein wichtiger Punkt bleiben für ZDF Enterprises zudem auch wieder die Kinder- und Jugendprogramme. Hier werden u.a. "The Athena" und "The Bureau of Magical Things" angeboten.