Foto: Kein & AberIn seinem im Kein & Aber-Verlag erschienenen Buch "Die TV-Falle", das früher als zunächst angekündigt bereits für 16,90 Euro im Handel erhältlich ist, beschreibt der ehemalige Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski auch, dass es hinter den Kulissen der einstigen Erfolgs-Telenovela "Verliebt in Berlin" nicht immer harmonisch zuging.

So habe es von Beginn an zwischen den beiden Hauptdarstellern Alexandra Neldel alias Lisa Plenske und Mathis Künzler alias David Seidel gekriselt. Dies sei soweit gegangen, dass Neldel es bei der Vertragsverlängerung zur Bedingung machen wollte, dass sie beim Finale nicht wie vorgesehen David, sondern Rokko heiraten werde.

"Sie hatte begriffen, dass sie nun die Macht besaß, und niemand sonst. Durch harte Arbeit und großartige Leistungen war sie an einem Punkt angelangt, wo sie sich wie eine Diva benehmen konnte", so Schawinski in seinem Buch über die damalige Situation. Er habe jedoch entschieden, dass Sat.1 in dieser Situation nicht nachgeben durfte. "Wir mussten dafür sogar das Risiko einer Absage in Kauf nehmen, denn sonst würden wir das Allerwichtigste, nämlich die Glaubwürdigkeit des Formats in höchstem Maße gefährden."


Stattdessen habe man damals entschieden, kurz vor dem Finale durch eine Marktforschung zu ergründen, wen Lisa Plenske heiraten sollte. Damit gesteht Schawinski auch eine kleine Notlüge ein: In Interviews hatte er damals stets behauptet, erst am Tag selbst zu entscheiden, wen Lisa Plenske heiraten würde. "Nicht ganz wahrheitsgetreu" sei das gewesen, so Schawinski.

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Mit Alexandra Neldel einigte man sich auf eine Vertragsverlängerung, auch weil Sat.1 das finanziell großzügige Angebot noch einmal nachgebessert habe, so Schawinski. Andere Probleme habe es mit Mathis Künzler gegeben. Da dessen Freundin ein Kind erwartete, habe er der Vertragsverlängerung nur zugestimmt, wenn ihm eine achtwöchige Babypause gewährt würde - der Ursprung der Entführungsgeschichte in "Verliebt in Berlin", die ebenso wie die Einführung von Rokko als zweiter männlicher Hauptperson, die der Verlängerung um weitere sechs Monate geschuldet war, eher zufällt neue Spannungs-Momente in die Telenovela brachten.

An der erfolglosen Verlängerung der Telenovela über das Lisa-Finale hinaus will Schawinski nicht alleine Schuld sein. Produzent Wolf Bauer sowie die obere Führungsetage des Konzerns bis hin zu Haim Saban habe ihn gedrängt, das Erfolgsformat fortzusetzen. "Meine wiederholten Erklärungen über den Charakter der Telenovela, der im Gegensatz zur Daily Soap die Endlichkeit des Erzählbogens beinhaltet, hatten keine ausreichende Überzeugungskraft gegen die geballt und ständig neu vorgetragenen ökonomischen Betrachtungsweisen aus der obersten Etage des Konzerns", so Schawinski im Rückblick. Die Folgen sind bekannt: Die Marktanteile sanken rapide ab und rissen auch die gesamte restliche Daytime- und Vorabend-Programmierung ins Quotenloch. Schawinski: "Es war eine Katastrophe, die sich täglich zuspitzte, ohne dass wir schnell genug eingreifen konnten."