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Die Aufregung um den Deutschen Fernsehpreis war schon in den vergangenen Wochen groß genug. Die Straffung der Kategorien, die abgesehen von den Ehrungen der Schauspielerinnen und Schauspieler mit einer Abschaffung der Personen-Kategorien einher ging, sorgte für großen Unmut bei zahlreichen Verbänden der TV-Branche. Dabei griff die Kritik an den Neuerungen beim Deutschen Fernsehpreis oft zu kurz: Denn mit drei neuen Kategorien für Besondere Leistungen in Fiction, Unterhaltung und Information gibt es diese Möglichkeit immerhin, wenn auch in reduzierter Form, weiterhin. Das haben die Kritiker der Fernsehpreis-Reform gerne mal völlig verschwiegen und unterschlagen.

In den Unmut über den Wegfall der Personen-Kategorien mischte sich dann auch die Skepsis darüber, ob es richtig ist, wenn der Deutsche Fernsehpreis etwas künftig auch mit eigener Kategorie Bestes Dokutainment auszeichnet. Was für den einen wie der Untergang des Abendlandes erscheinen mag, lässt sich auch als realistischere Abbildung der heutigen TV-Landschaft bewerten.   Es sind Formate, die ein Millionenpublikum erreichen und handwerklich sauber gemacht sein können. Auch DWDL.de lobte die Veränderungen beim Deutschen Fernsehpreis. Dass all diese Neuerungen dennoch für viel Kritik gesorgt haben, war in den vergangenen Wochen zahlreichen Schlagzeilen in Fach- und Boulevardmedien zu entnehmen.

Und dann kam am Donnerstag eine Entscheidung, die wie blanker Hohn für die kreativen der deutschen Fernsehlandschaft wirken muss: Der Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises geht in diesem Jahr an die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Es ist in der Tat ein Schlag ins Gesicht der Branche. Selbst wenn man die Änderungen an den Kategorien bisher verteidigt hat, so fragt man sich jetzt, wie wenig Fingerspitzengefühl man bei der ARD eigentlich besitzt, sich als diesjähriger Gastgeber beim Ehrenpreis so entschieden zu haben. Nicht, dass man die Kreativen der Branche nicht schon gereizt hätte - man verleiht die höchste Auszeichnung des Deutschen Fernsehpreises jetzt an die Nationalmannschaft.

"Die Spiele des deutschen Teams waren die Fernsehereignisse des Jahres. Spannung, Gefühle, Bilder voller Dramatik und Dynamik, Protagonisten von höchster Professionalität und Leidenschaft. Dafür danken die großen Sender Deutschlands mit dem Ehrenpreis", sagt Monika Piel, Intendantin des WDR und diesjährige Vorsitzende der Stifter des Deutschen Fernsehpreises. Doch welches Signal, welche Botschaft, welche Aussage steckt dahinter? Die Antwort ist einfach: Nix. Einfach gar nichts. Als Inspiration oder prägend für das deutsche Fernsehen und die, die daran arbeiten, kann die Nationalmannschaft kaum gelten. Hätte Marcel Reich-Ranicki den Ehrenpreis der Stifter nicht schon bei der Verleihung abgelehnt, er hätte ihn jetzt zurückgegegeben.

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In einer Reihe mit Kurt Masur, Inge Meysel, Peter Scholl-Latour, Wolfgang Menge, Rudi Carrell, Udo Jürgens, Dietmar Schönherr, Friedrich Nowottny, Götz George und Alfred Biolek braucht es doch wirklich nur einen Moment um klar zu erkennen, wie fehl am Platz hier eine Auszeichnung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist. Schade, dass sich die Stifter diesen Moment nicht genommen haben und der PR-Effekt offenbar wichtiger war als die Frage, ob man damit den Preis nicht seiner Ernsthaftigkeit beraubt. Genau das jedenfalls kritisierten am Donnerstag erstaunlich viele Zuschriften, die die DWDL.de-Redaktion erreichten.

Von Schauspielern über Drehbuch-Autoren bis zu Moderatoren reicht das Spektrum derer, die ihrem Unmut über diese Taktlosigkeit beim Ehrenpreis Luft machen wollten. Leider wollte keiner davon namentlich genannt werden. Wie schon zuvor einige Schauspieler in Boulevardmedien androhten, so kündigten auch uns gegenüber einige der Kritiker an, der Verleihung am Samstag in Köln fernzubleiben. DWDL.de wird gespannt verfolgen, ob dieser Ankündigung auch Taten folgen bzw. eben nicht folgen und wird dann berichten. Es verspricht in jedem Fall ein denkwürdiger Deutscher Fernsehpreis zu werden.