Die Debatte um die Anzahl der Talkshows im Ersten wird uns voraussichtlich auch in diesem Jahr weiter begleiten. Weil die meisten Verträge auslaufen, gelten Veränderungen nicht als ausgeschlossen. Nun heizt NDR-Intendant Lutz Marmor, der seit Anfang des Jahres neuer ARD-Vorsitzender ist, die Debatte weiter an. Im Gegensatz zu vielen kritischen Stimmen sagte er im Nachrichtenmagazin "Spiegel": "Ich würde mit fünf Talkshows weitermachen." Die Quoten seien zufriedenstellend und die Kritik an den Formaten habe gewirkt. "Es sind nicht mehr stets die gleichen Gäste, es sind mehr Frauen in den Sendungen", betonte Marmor.

Aus seiner Sicht ist das durchaus verständlich, schließlich steuert der NDR derzeit mit "Günther Jauch", "Anne Will" und "Beckmann" gleich drei Talkshows bei, während vom WDR lediglich "Hart aber fair" und "Menschen bei Maischberger" kommen. Im Falle der Streichung einer der Sendungen würde es also vermutlich eher ein NDR-Format treffen. ARD-Chefredakteur Thomas Baumann hatte vor wenigen Wochen bereits betont, dass es keinerlei Vorfestlegungen gebe. "Weder was die zukünftige Zahl der Gesprächssendungen angeht, noch was die Zukunft einzelner Sendungen angebelangt." Zugleich erklärte er, dass man in der ersten Jahreshälfte 2013 über "Schemafragen" des Ersten sprechen wolle. Auch die Zahl der Talkshows soll dabei thematisiert werden.

Der neue ARD-Vorsitzende Lutz Marmor hat es sich derweil für die nächsten "drei bis vier Jahre" zum Ziel gesetzt, Das Erste wieder zum Marktführer unter den Fernsehsendern zu machen. 2012 hatte das ZDF an der Spitze gelegen. Selbstkritisch gab sich Marmor im "Spiegel" in Bezug auf die Umstellung auf den neuen Haushaltsbeitrag. Er räumte Fehler ein - etwa das inzwischen zurückgenommene Vorhaben, auch Demenzkranke zur Kasse zu bitten. "Als ich das hörte, war mir gleich klar: Das geht ja gar nicht. Das wäre unmenschlich und niemandem zu erklären. Den Ärger hätten wir uns sparen können, muss ich selbstkritisch sagen."