Rechtzeitig vor Ablauf des Monats hat das Bundeskartellamt am Mittwoch seine Entscheidung über eine Übernahme der insolventen "Frankfurter Rundschau" durch den lokalen Konkurrenten "FAZ" gefällt - und schließlich grünes Licht für die angestrebte "Sanierungsfusion" gegeben, obwohl künftig "FAZ", "FR" und "Frankfurter Neue Presse" zum gleichen Verlag gehören und damit auch den Anzeigenmarkt in Frankfurt beherrschen werden.

Zuvor hatten die Gläubiger das einzige weitere Angebot des türkischen Medienunternehmers Akbay als unzureichend abgelehnt und damit den Weg für die "FAZ" frei gemacht. Für die Genehmigung einer Sanierungsfusion ist maßgeblich, ob die bestehende Marktposition der "FR"  bei Ablehnung der Fusion ohnehin der "FAZ" zuwachsen würde - was bei der dann folgenden Einstellung der Fall gewesen wäre.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: "Bei insolvenzbedrohten Unternehmen läuft die Fusionskontrolle unter besonderen Voraussetzungen. Wir haben hier eine sogenannte Sanierungsfusion geprüft und im Ergebnis bejaht. Das Bundeskartellamt hat die wettbewerblichen Auswirkungen des Vorhabens umfassend analysiert und bewertet, obwohl dazu aufgrund des Insolvenzverfahrens und der spät eingereichten Anmeldung nur wenig Zeit zur Verfügung stand.“

Die "Frankfurter Rundschau" ist damit gerettet, die meisten Mitarbeiter verlieren trotzdem ihren Arbeitsplatz. Die Druckerei wird die "FAZ" nicht übernehmen, früheren Berichten zufolge sollen zudem nur 28 Redakteure übernommen werden. Vor der Insolvenz waren 450 Mitarbeiter bei der "Frankfurter Rundschau" beschäftigt.

Die Mediengruppe M. DuMont Schauberg und die SPD-Medienholding ddvg, bislang Eigentümer der "FR", begrüßten die Entscheidung. Man verbinde damit die Hoffnung, "dass die Stimme der 'FR' dauerhaft erhalten bleibt", heißt es in einer Mitteilung. Dass es im Insolvenzverfahren nicht gelungen sei, einen Arbeitsplatzabbau im sich jetzt abzeichnenden Ausmaß zu verhindern, bedaure man sehr. Auch der DJV begrüßte die Kartellamtsentscheidung, sieht MDS und ddvg aber nicht aus der Verantwortung für ihre ehemaligen Mitarbeiter. "Die Transfergesellschaft für die ehemaligen FR-Mitarbeiter muss für einen längeren Zeitraum als nur sechs Monate angelegt werden“, so der DJV-Bundesvorsitzende Konken. „Das sind die ehemaligen Eigentümer den Mitarbeitern schuldig."

Bei MDS und ddvg verweist man unterdessen darauf, dass man "mehrere Millionen Euro" für die Gründung einer Transfergesellschaft zur Verfügung gestellt habe und zudem auf die Tatsache, dass MDS in den letzten Jahren bereits 136 Millionen Euro, die ddvg einen "namhaften zweistelligen Millionenbetrag" zur Sicherung der "FR" aufgebracht habe. Zudem schiebt man einen Teil des schwarzen Peters Springer zu: "Die Kündigung der seit mehr als 30 Jahren bestehenden Druckverträge durch die Axel-Springer-AG mitten im Verfahren der Investorensuche hat zu unserem großen Bedauern die Übernahme der Druckerei der FR in Neu-Isenburg durch Investoren verhindert. Wir appellieren an die Axel-Springer-AG, sich an den neuen Druckstandorten in Frankfurt dafür einzusetzen, dass möglichst viele der erfahrenen FR-Drucker eine neue Perspektive erhalten."