Alle vier Jahre wieder: Am Sonntag wird es in Berlin-Adlershof zum TV-Duell kommen - und nachdem es Bundeskanzlerin Angela Merkel zuletzt sogar vermied, den Namen ihres Herausforderers zu nennen, könnte vielleicht doch noch so etwas wie ein Hauch von Spannung aufkommen, wenn sich Merkel und Peer Steinbrück an ihren Pulten gegenüber stehen werden. Spannend kann es aber vor allem deshalb werden, weil Stefan Raab sein Debüt als Moderator des TV-Duells feiern wird. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass am Ende mehr über Raabs Performance gesprochen wird als über den Auftritt der beiden Kontrahenten.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin betonte Raab am Freitag allerdings, dass er als Teamplayer "sachdienlich arbeiten" wolle. Er sei aber ein emotionaler Typ - da könne es eben schon mal passieren, dass ihm die Pferde durchgehen. Dass Stefan Raab für frischen Wind in der oft steifen Debatte sorgen kann, stellte er schon mal unter Beweis. Er hoffe, "dass das befürchtete Larifari von Herrn Kloeppel außen vor bleibt", witzelte Raab und nahm damit gerne in Kauf, falsch verstanden zu werden. Kloeppel hatte zuvor im "Handelsblatt" vor einem "bunten Larifari" gewarnt. "Es muss ganz klar sein: Es geht hier um ernsthafte Politik", erklärte Kloeppel, womöglich auch in Richtung Raab.

Dass das TV-Duell auf vier Sendern gleichzeitig ausgestrahlt wird, finden insbesondere RTL-Chefredakteur Kloeppel und ZDF-Moderatorin Maybrit Illner nicht allzu gut. Die Neuzugänge - neben Raab wird erstmals auch Anne Will das TV-Duell moderieren - scheinen diesbezüglich gelassener zu sein. "Das reißt mich in guter Weise aus dem Trott", sagte Will. Und Raab sieht die zeitgleiche Übertragung bei ARD, ZDF, RTL und ProSieben sogar als Vorteil: "Das zeigt den Zuschauern, dass es wichtig ist." Es gehe darum, mit dem TV-Duell vor allem Desinteressierte für Politik zu begeistern. "Mit Kleinstaaterei kriegen Sie die nicht", so Raab, der gleich auch noch einen Tipp parat hat: "Wer diese Sendung nicht sehen will, muss wohl oder übel Sat.1 sehen."

Raab selbst wird nach dem TV-Duell auch noch eine Sonderausgabe seines Polittalks "Absolute Mehrheit" moderieren, bei der die Zuschauer abstimmen können, ob Merkel oder Steinbrück das Duell gewonnen haben. Der Sieger gewinnt die 300.000 Euro, die sich im Jackpot befinden. "Was sie damit machen wollen, ist Ihnen selbst überlassen", erklärte Raab. Doch wer Raab zu viel Show vorwirft, sollte besser nicht so manche Frage zum Maßstab nehmen, die die versammelte Presse den Moderatoren in Berlin-Adlershof stellte. Ob er eine Krawatte anziehen werde, wurde Raab gefragt. Der konterte jedoch umgehend: "Kann sein, dass ich eine Krawatte anziehe. Nur um Sie zu ärgern."

Und als er ein Zitat aus der Pressemappe erklären soll, erwiderte Raab: "Wenn Sie meiner Aussage intellektuell nicht gewachsen sind, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen." Stefan Raab könnte das TV-Duell am Sonntagabend also durchaus befeuern. Ansonsten hoffen die Moderatoren auf ein möglichst unkompliziertes Regelwerk, das auch die eine oder andere Zwischen- oder Nachfrage zulässt. Klar ist: Es wird fünf Themenblöcke geben, die mit jeweils einer Lead-Frage beginnen werden. Über die Themen selbst schwiegen sich die Moderatoren am Freitag auf der Pressekonferenz allerdings noch aus. Allzu große Hoffnungen auf neue Erkenntnisse sollten sich die Beobachter jedoch nicht machen. Maybrit Illner dämpfte jedenfalls schon mal die Erwartungen: "Wenn das TV-Duell der Höhepunkt ist, dann sagt das viel über den Wahlkampf aus."