Gerade erst hat sich der Wirbel um den Auftritt von Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht bei Markus Lanz gelegt, da sorgt ein Auftritt des AfD-Sprechers Bernd Lucke in der N24-Talkshow mit Michel Friedman für Aufsehen. Oder besser gesagt: Sein Abgang. Nach elf Minuten verließ der Politiker jedenfalls die wegen Weiberfastnacht bereits für die kommende Woche aufgezeichnete Ausgabe von "Studio Friedman", weil der Moderator ihm "ständig ins Wort" gefallen sei, wie die AfD am Nachmittag zu Protokoll gab. "Als Gast in einer Talkshow erwartet man, in angemessener Weise zu Wort kommen zu dürfen. Dies war bei Herrn Friedman leider nicht möglich", sagte Lucke.

Doch was war geschehen? Friedman hatte neben dem Euro-Kritiker mit Manuel Sarrazin auch den europapolitischen Sprecher der Grünen im Bundestag zu Gast. Gemeinsam sollte über Europa und die Folgen von Freizügigkeit, Eurokrise und zunehmender Bürokratie in Brüssel debattiert werden. Gleich zu Beginn der Sendung zitierte Friedman die AfD-Spitzenkandidatin für die anstehende Europawahl, Beatrix von Storch, mit dem Satz: "Multikulti hat die Aufgabe die Völker zu homogenisieren und damit religiös und kulturell auszulöschen." Dem schloss sich die Frage an: "Wenn das nicht Rassismus ist, was ist dann Rassismus?"

Nach rund elf Minuten fragte Friedman schließlich noch einmal bei Bernd Lucke nach, ob dieser hinter der Aussage seiner Kandidatin stehe. Eine präzise Antwort gab Lucke dabei nach Angaben von N24 aber nicht, weshalb Friedman mehrfach nachhakte. Lucke verließ daraufhin das Studio - und meldete sich später lieber in Form einer Pressemitteilung zu Wort. "Seriöse Moderation sieht anders aus. Ein Moderator hat sicherlich die Aufgabe, den Dingen möglichst auf den Grund zu gehen. Doch nicht, in dem er unliebsame Antworten auf unseriöse Art unterbricht und dem Gefragten nicht einmal einen einzigen Antwortsatz zubilligt", sagte der AfD-Sprecher am Donnerstag.

Weiter kritisierte Lucke: "Das ist keine Gesprächsrunde mehr, sondern einseitige Meinungsmache des Moderators. Jeder Gast einer Gesprächsrunde hat ungeachtet seiner politischen Meinung ein Minimum an Respekt und seriösem Journalismus verdient." Bei N24 sieht man Luckes überraschenden Abgang gelassen: "Michel Friedman moderiert seinen Talk seit knapp 10 Jahren. Übrigens sehr erfolgreich. Er hat dabei Woche für Woche hochkarätige Gäste. Viele waren schon mehrfach zu Gast. Teil seines Erfolges beim Publikum ist sicher auch die Tatsache, dass er präzise fragt und auch auf klaren, eindeutigen Antworten besteht", sagte N24-Sprecherin Kristina Faßler gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de.

Tatsächlich ist Michel Friedman für sein hartnäckiges Nachhaken bekannt - über all die Jahre hinweg ist genau das zu seinem Markenzeichen geworden. Dass Bernd Lucke davon nun überrascht wurde, ist allerdings schwer vorstellbar, schließlich war der AfD-Sprecher im vergangenen Jahr schon einmal zu Gast im "Studio Friedman" bei N24. Damals hielt er übrigens bis zum Ende durch. Friedman selbst hat die Aufzeichnung ohne Bernd Lucke fortgesetzt. Die Sendung soll nach Angaben des Senders kommende Woche Donnerstag wie geplant ausgestrahlt werden, heißt es von Seiten des Senders. Und: Seinen Moderations-Stil werde Friedman sicher nicht verändern.