Sie sei die einzige Person, die es bemerkt habe, frohlockte eine CNN-Reporterin am Samstag - und berichtete live auf Sendung über eine "schockierende" Entdeckung. Eine ISIS-Flagge wollte Lucy Pawle, bei dem von Zehntausenden unterstützten Gay Price March in der Londoner Innenstadt ausgemacht haben. Ein Mann, der sich vom Rest der ansonsten bunt gekleideten Menge unterschied, schwenke eine sehr schlechte Nachahmung der schwarz-weißen Flagge, erzählte sie und gab schließlich zu Protokoll, die Polizei darüber informiert zu haben, nachdem ansonsten offenbar niemand alarmiert gewesen sei.

CNN berichtet über vermeintliche ISIS-Flagge© Screenshot CNN

Was sie nicht wusste - es hatte einen guten Grund, weshalb es keine Aufregung unter den Besuchern gab: Zwar wurde die Flagge tatsächlich der ISIS-Flagge nachempfunden, doch anstelle der arabischen Schriftzeichen war darauf eine Vielzahl von Sex-Spielzeugen abgebildet, die offenkundig weder die Reporterin noch die Redaktion des Nachrichtensenders als solche identifizierten. Ohne Zweifel hatte sich einer der Teilnehmer des Marsches also einen Scherz erlaubt, der ihm vermutlich mehr Aufmerksamkeit brachte als er es selbst für möglich gehalten haben wird.

Später durfte sogar Peter Bergen, Experte für nationale Sicherheit bei CNN, seinen Senf zu der Dildo-Flagge abgeben. Es sei unklar, wer die Flagge geschwenkt habe und welche Motivation dahinterstecke. Die Gay Pride Parade sei jedenfalls ein sonderbarer Platz, um die ISIS-Flagge zu zeigen, betonte er mit Blick auf den Schwulen-Hass unter den ISIS-Anhängern. Gegen Ende des Blocks merkten Bergen und Moderatorin Suzanne Malveaux zwar an, dass es sich bei der Flagge um einen Witz handeln könnte, um dann allerdings schnell mit weiteren Bedenken um die Ecke zu kommen.

Malveaux deutete die Flagge zwischenzeitlich gar als Warnung für eine möglicherweise bevorstehende Attacke auf London. "Das ist unsere nächste Location, das ist unsere nächste Attacke", mutmaßte sie über die Absichten. Im Netz machte die etwas peinliche Fehlinterpretation der CNN-Reporter freilich schnell die Runde. Der Sender hat das entsprechende Video inzwischen von seiner Website entfernt.