Zehn Jahre Gefängnis und 1.000 Peitschenhiebe: So lautet das inzwischen vom obersten Gerichtshof Saudi-Arabiens bestätige Urteil gegen den liberalen Blogger Raif Badawi. Der 31-Jährige war wegen Beleidigung des Islams verurteilt worden, weil er in seinem Blog mehrfach Kritik an der Religionspolizei und ihrer harten Durchsetzung der strengen Auslegung des Islams äußerte. Am 13. November wird nun erstmals in Berlin der "Raif Badawi Award" vergeben. Ausgezeichnet werden soll eine Persönlichkeit, die unter höchstem persönlichen Engagement gesellschaftliche Debatten angestoßen und das politische Establishment in der arabischen Welt herausgefordert hat.

"Der Preis bedeutet Raif und mir sehr viel, wir wollen diejenigen unterstützen, die sich wie Raif für ihren Einsatz für Freiheit in Gefahr gebracht haben", sagte Badawis Ehefrau Ensaf Haidar, die den Raif Badawi Award Ende Mai ins Leben rief, um Badawis Erbe weiterzutragen und herausragende Leistungen für die Meinungsfreiheit zu ehren. Der Preis wird organisiert von der International Media Alliance und finanziell durch die Friedrich-Naumann-Stiftung - gleichzeitig Mitträger -, den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, den Ullstein Verlag und den Bundesmedienball gefördert. "Mit seinem Mut, seiner genauen Beobachtung und klaren Sprache hat Raif Badawi Leser weltweit beeindruckt. Der Preis unterstreicht, wie wichtig es ist, die Freiheit des Wortes gegen Widerstände zu verteidigen. Als Verlag können wir diese Auszeichnung nur unterstützen", so Ullstein-Verlegerin Siv Bublitz.

Die Liste der prominenten Unterstützer ist lang: Neben Ensaf Haidar haben inzwischen bereits "heute-journal"-Moderator Claus Kleber, "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann, Polittalkerin Maybrit Illner, die "RTL aktuell"-Moderatoren Peter Kloeppel und Annett Möller, n-tv-Chefredakteurin Sonja Schwetje, CNN-Mann Frederik Pleitgen, "Morgenmagazin"-Moderator Mitri Sirin, RTL-Moderatorin Nazan Eckes, Deutsche-Welle-Chefredakteur Alexander Kudascheff, "Focus"-Redakteurin Andrea C. Hoffmann und der DJV-Vorsitzende Michael Konken ihre Solidarität mit Badawi bekundet.

Die Jury, die über den Preisträger des Raif Badawi Awards entscheidet, besteht aus Rowan Barnett, Deutschland-Chef von Twitter, NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz, dpa-Korrespondentin Anne-Béatrice Clasmann, "Spiegel Online"-Chefredakteur Florian Harms, "Stern.de"-Chefredakteur Philipp Jessen, "Bild.de"-Chefredakteur Julian Reichelt und "Zeit Online"-Chefredakteur Jochen Wegner. Für DWDL.de wird Medienjournalist Alexander Krei in der Jury sitzen.

Vor wenigen Monaten hatte n-tv-Journalist Constantin Schreiber unter dem Titel "1000 Peitschenhiebe - Weil ich sage, was ich denke" eine Sammlung von Badawis Texten herausgegeben - ein schwieriges Unterfangen. "Frau Badawi besitzt keine Sammlung der Texte Ihres Mannes. Es ist kein USB-Stick vorhanden, den man einfach anschließt und auswertet. Manche Texte liegen zwar vor, aber in den meisten Fällen mussten sie mühsam rekonstruiert werden, weil die ursprüngliche Website, auf der die Blogeinträge erschienen, längst gesperrt ist", erklärte Schreiber im Frühjahr im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de. Darüber hinaus sei es Badawi erstmals gelungen, einen Text aus dem Gefängnis nach draußen zu übermitteln.

Schreiber: "Es ist wichtig, das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung zu halten. Dabei kann das Buch helfen. Und natürlich bekommt Frau Badawi auch Geld dafür. Das macht sie nicht reich, wird aber helfen, eine Geldstrafe, die sie zu bezahlen hat, ganz oder zumindest zum großen Teil zu begleichen. Wir reden da immerhin von mehr als 200.000 Euro. Der Ullstein-Verlag verdient an diesem Buch jedenfalls nichts und ich selbst bereichere mich nicht an dem Projekt, sondern habe nur eine sehr geringe Aufwandsentschädigung bekommen."

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