Die stundenlangen Karnevalsshows von ARD und ZDF besitzen zwar Tradition, sie haben in den vergangenen Jahren allerdings auch viele Zuschauer verloren. Junges Publikum sprechen die Sender trotz allerlei Versuche, frischen Wind in die Übertragungen zu bringen, mit ihrer Mischung aus Büttenreden und Gardetänzen zudem kaum noch an. So verzeichnete Das Erste im vorigen Jahr vereinzelt weniger als zwei Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern - es ist also kein Wunder, dass der Fernseh-Karneval auch innerhalb der Sender zunehmend an Rückhalt verliert.

Anfang 2016 werden nun sowohl die ARD als auch das ZDF ihre Karneval-Übertragungen überraschend deutlich zurückfahren. Hatten beide Sender in diesem Jahr zusammen noch neun närrische Sendungen im Programm, so werden es künftig nur noch fünf sein. So spart sich Das Erste fortan die Shows "Frankfurt Helau" und "Bütt an Bord" aus dem Südwesten, die zuletzt ohnehin nur noch etwas mehr als zwei Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockten. "Das Erste bündelt sein Programmangebot zur fünften Jahreszeit und konzentriert sich auf die Veranstaltungen mit großem überregionalen Zuschauerinteresse", bestätigte ein Sendersprecher gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de.

Will heißen: In Zukunft gibt's im Ersten nur noch den "Karneval in Köln", "Düsseldorf Helau" und "Wider den tierischen Ernst" zu sehen. Hinzu kommt mit "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" die mit mehr als sechs Millionen Zuschauern erfolgreichste Sitzung - sie läuft auch weiterhin abwechselnd bei ARD und ZDF. In der aktuellen Session ist das ZDF mit der Übertragung des TV-Klassikers an der Reihe. Doch auch der Mainzer Sender kürzt den Karneval: So wird der Sender 2016 auf "Karnevalissimo" verzichten, das mit mehr als vier Millionen Zuschauern bislang aber zumindest noch recht ordentliche Zahlen verzeichnete.

Außerdem spart man sich im nächsten Jahr eine von zwei Kölner Sitzungen: Anstelle von "Typisch Kölsch" und "Mer losse d'r Dom in Kölle" gibt's im 2016 nur noch "Kölle Alaaf" zu sehen - hier bedient man sich kurioserweise bei RTL, das diesen Titel über einige Jahre hinweg für seine jährliche Karnevalsshow verwendete. Der Sender hat sich aber schon vor einigen Jahren ebenso wie alle anderen Privaten wegen rückläufiger Quoten beim jungen Publikum vom TV-Karneval verabschiedet. Selbst Stefan Raabs Versuch, bei ProSieben eine moderne Karnevelsshow zu etablieren, ging vor wenigen Jahren schief.

Ganz so weit wie die Privatsender sind die Öffentlich-Rechtlichen freilich nicht, zumal in den Dritten noch immer zahlreiche Prunksitzungen ihren Platz haben. Bemerkenswert ist die geplante deutliche Kürzung in den bundesweiten Programmen aber trotzdem. "Das ZDF trägt der Tatsache Rechnung, dass das Interesse der Zuschauer an der 'Fernsehfastnacht' in den vergangenen Jahren abgenommen hat", erklärte ZDF-Sprecher Stefan Unglaube auf DWDL.de-Anfrage. "Mit den Verantwortlichen des Festkomitees Kölner Karneval haben wir uns verständigt, die gute Zusammenarbeit fortzusetzen, 2016 jedoch nur eine Sitzung aus dem Kölner Karneval zu übertragen."

Es bleibe das Ziel, "die Tradition des Kölner Karnevals den Fernsehzuschauern bundesweit nahe zu bringen", so Unglaube. "Das ZDF wird zukünftig jährlich zwei große Fastnachts/Karnevals-Events im Programm haben: 2016 sind das 'Mainz bleibt Mainz' und 'Kölle Alaaf - die Mädchensitzung'."