Auf seiner Verbandssitzung hat der Deutsche Journalisten-Verband seine Forderung für die nächste Tarifrunde bei den Zeitungsverlagen festgelegt. Gefordert werden 4,5 Prozent mehr Einkommen für angestellte und freie Journalistinnen und Journalisten. Bei Einstiegsgehältern und Volontärsvergütungen soll die Erhöhung dabei mindestens 200 Euro betragen. Der geltende Tarifvertrag für die rund 12.000 Zeitungsjournalisten läuft zum Jahresende aus.

"4,5 Prozent mehr sind angemessen für unsere Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen", erklärt DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring. Immer mehr Zeitungsverlage hätten Schwierigkeiten, qualifizierte Volontäre und Jungredakteure zu finden. Döhring: "Wir wollen die schlechte Bezahlung beim Einstieg in den Journalistenberuf korrigieren. Der BDZV muss seinen Dumping-Kurs aufgeben, sonst  kann er den Wettbewerb um die besten Köpfe nicht gewinnen."

Auch Ver.di geht mit der identischen Forderung in die Verhandlungen. "Wir brauchen unbedingt zeitnah eine überproportionale Tariferhöhung für unsere jungen Kolleginnen und Kollegen. Die Arbeit in den Zeitungsredaktionen ist inzwischen so schlecht bezahlt, dass sie für Studienabgänger unattraktiv geworden ist. Deshalb wird es zusehends schwieriger, qualifizierten Nachwuchs zu finden. Die Verlage handeln also in ihrem eigenen Interesse, wenn die diese Fehlentwicklung gemeinsam mit uns korrigieren und die Arbeit der Jungen aufwerten", erklärte der Verhandlungsführer der dju in ver.di, Matthias von Fintel.

Die Verleger sehen das erwartungsgemäß völlig anders. "Die Gewerkschaften verkennen vollkommen die Situation der Verlage", sagt Georg Wallraff, Verhandlungsführer des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger BDZV. Es müsse angesichts der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen für Pressemedien in Deutschland auch der Arbeitnehmerseite klar sein, dass diese Forderung weit über den Möglichkeiten der Verlagsunternehmen liege.

Die Forderung, insbesondere bei Einstiegsgehältern nachzubessern, sieht Wallraff zudem als Signal, dass "unser tradiertes Tarifgefüge in sich nicht mehr stimmt und den aktuellen Verhältnissen in den Redaktionen angepasst werden" müsse. Er betrachte dies als Auftrag für die kommende Verhandlungsrunde, das Tarifgefüge einer Überprüfung zu unterziehen.