Als "Bild" am Freitagmittag erstmals über den inzwischen offiziellen Verzicht des scheidenden SPD-Chefs Martin Schulz auf den Posten des Außenministers in einer möglichen Neuauflage der Großen Koalition berichtete, übten sich die Nachrichtensender zunächst in auffälliger Zurückhaltung. So fiel in den kurzen Nachrichten bei Welt um 14 Uhr zunächst kein Wort zu den Spekulationen - erst als der Wetterbericht einsetzte, wurden die Zuschauer über einen Text im Laufband zu der spannenden Entwicklung im politischen Berlin informiert.

In Live-Schalten wurde der Rückzug stattdessen erst eine Stunde später thematisiert, nachdem erst mal die Dokumentation "Die Waffen der Tiere - Stinkbomben und chemische Keulen" Vorrang hatte. Nicht viel besser informiert wurden zunächst auch die Zuschauer von Tagesschau 24, wo man zwar "Nachrichten im Viertelstundentakt" versprach, den Zuschauern aber zunächst eine aufgezeichnete und zum Zeitpunkt der Ausstrahlung veraltete Schalte nach Berlin servierte.

"Dass er Außenminister werden will, das haben die Spatzen hier schon von den Dächern gepfiffen", sagte Korrespondent Moritz Rödle mit Blick auf Martin Schulz - von den zu diesem Zeitpunkt kursierenden Spekulationen über einen möglichen Rückzug war dagegen keine Rede, obwohl parallel dazu im rot eingefärbten Laufband bereits davon zu lesen war. Gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de bestätigte ein NDR-Sprecher am Freitag, dass der Sender eine aufgezeichnete Schalte zeigte.

Schalte bei Tagesschau 24© Screenshot Tagesschau 24

“Während Tagesschau 24 die Zuschauer mit einer Laufschrift darüber informiert hat, dass Martin Schulz nicht Außenminister werden wird, wurde aufgrund eines technischen Versehens die ältere Version eines Kollegengesprächs gesendet", so der Sprecher. "Uns ärgert dieses Versehen und wir bedauern die  widersprüchlichen Informationen. Die Zuschauer im Ersten wurden übrigens unmittelbar nach der Bestätigung der Information umgehend informiert."