"Wir produzieren keine Inhalte, wie aggregieren und übertragen sie - das ist unsere Strategie und das wird auch so bleiben. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu den Content-Anbietern, sondern wollen deren Partner sein. Und wir kaufen auch keine Sportrechte." So beschrieb Manuel Cubero, Chief Commercial Officer von Vodafone Deutschland die Strategie seines Unternehmens auf dem Kongress der ANGA COM in Köln - und machte damit deutlich, dass man einen grundsätzlich anderen Kurs fährt als die Telekom seit einiger Zeit.

Dort hat man Sportrechte gekauft, dort hat man Serien eingekauft, um sie den eigenen Kunden exklusiv anbieten zu können - darunter mit "The Handmaid's Tale" den großen Emmy-Abräumer, einen echten "Lucky Punch", wie es Wolfgang Elsäßer, Leiter der Business-Unit TV bei der Telekom ausdrückte. Und genau ein Jahr ist es her, dass die Telekom ebenfalls auf der ANGA COM die Ambitionen in Sachen eigenproduzierter Serien deutlich machte. Mit "Germanized" ist das erste Projekt bereits in Produktion.

Elsäßer machte heute auf der Bühne der ANGA COM deutlich, dass das nur der Anfang in der "Königsdisziplin", wie er sie nannte, sein soll. Zwei bis vier lokale Eigenproduktionen pro Jahr sollen es schon werden, so der TV-Chef der Telekom. In diesen wolle man deutsche Themen aufgreifen und deutsche Geschichten erzählen und so das heimische Publikum binden. Die Bedeutung der Sender als Partner werde für die Telekom damit nicht geringer, bemühte er sich aber hinterherzuschieben, es handle sich vielmehr um eine weitere Säule, mit der man dem Kunden das beste Erlebnis bieten wolle.

Problem bei all den Ambitionen ist allerdings, dass die Produktionen nur ein begrenztes Publikum erreichen können - schließlich muss man bislang Entertain-Kunde der Telekom sein, um das Serien-Angebot nutzen zu können. Und so reizvoll eine Serienproduktion auch sein mag - ob man dafür gleich einen langen und umfassenden Vertrag mit der Telekom abschließt, ist dann doch fraglich. Elsäßer räumte daher auch ein, das man versuchen müsse, "dem Kundeninteresse gerecht zu werden".  Man denke über ein Standalone-Produkt mit dem Serien-Angebot der Telekom nach, um eine breitere Zielgruppe zu erreichen. Bei "Telekom Sport" hat man das schon vorexerziert, auch wer kein Kunde der Telekom ist, kann das - für einen höheren Preis als Telekom-Kunden zahlen - buchen. Ähnliches ist künftig also wohl auch für das Serienangebot zu erwarten, womit man in den Wettbewerb mit Netflix, Amazon und Co. einsteigen würde. Auf Nachfrage bekräftigt Elsäßer: Damit sei vor dem Start von "Germanized" zu rechnen.

Auch Amazon hat den Mainstream im Blick

Kräftig in eigenproduzierte Serien investiert haben zuletzt bekanntlich auch RTL und Amazon, beide wollen diesen Kurs ebenfalls fortsetzen. RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann kündigte an, dass man sich vorstellen könne, künftig womöglich auch exklusiv fürs eigene hauseigene Streaming-Angebot TV Now zu produzieren. Den Mainstream hat dabei längst nicht mehr nur RTL, sondern auch Amazon im Blick. "Wenn sie als kleiner Service anfangen, dann richten Sie sich zunächst an Early Adopter - meist jung und männlich. Mittlerweile sind wir viele Jahre unterwegs und - auch wenn ich keine Zahlen nennen darf - ziemlich groß." Um die eigenen Abonnenten zu erreichen, müsse man also ebenfalls im besten Fall den Massengeschmack treffen.

Dass man gerne für eine kleinere Nische produziere, würde Constantin-Vorstand Oliver Berben ohnehin keinem abnehmen. "Jeder Produzent freut sich, wenn sein Programm gesehen wird." Nischen seien nur interessant, weil sie zusätzlichen Raum schaffen, mehr Dinge ausprobieren zu können - aber verbunden sei damit immer die Hoffnung, dass man dabei herausfindet, dass eine vermeintliche Nische doch gar nicht so klein ist, so wie es dem einst unbedeutenden US-Sender AMC mit Produktionen wie "The Walking Dead" gelungen ist. Vor diesem Hintergrund habe man sich auch entschieden, die Serie "Das Parfum" - neben der zeitgleichen internationalen Auswertung bei Netflix - in Deutschland bei ZDFneo zu zeigen. Daraus erhoffe man sich auch mit Blick auf die Zukunft Erkenntnisse, wie sehr ein starker Inhalt Zuschauer zu kleineren Sendern ziehen könne.

Wie wichtig der ausstrahlende Sender in einer Zukunft, in der Fernsehen zunehmend non-lineare konsumiert werden wird, überhaupt noch ist, bleibt ohnehin erstmal abzuwarten. Entspannt zurücklehnen kann man sich in dieser Frage aus Sicht von Manuel Cubero bei den Infrastruktur-Anbietern. Cubero: "Der größte Markt der Zukunft ist der Internetmarkt", so der CCO von Vodafone. Das Wachstum dort komme aber vor allem aus dem wachsenden Bandbreitenbedarf für Video-Inhalte. Daher liebe man Fernehen - auch wenn man sich aus dem Geschäft mit der TV-Produktion raushalte.