Dieter Hanitzsch, langjähriger Karikaturist der "Süddeutschen Zeitung", zeichnet ab sofort für die Münchner "Abendzeitung". Das Blatt druckt ab sofort jeden Freitag eine Karikatur. Als Abstieg empfindet der inzwischen 85-Jährige diesen Schritt allerdings nicht. "Als ich die Anfrage bekam, ob ich eventuell für die 'Abendzeitung' zeichnen würde, habe ich mich sehr gefreut. Erstens, ich finde die Zeitung gut - ob groß oder klein ist mir egal. Zweitens, weil ich weit über 20 Jahre ab 1961 für die 'Abendzeitung' Karikaturen gemacht habe."

Den Fokus will er vor allem auf die Münchner und die bayerische Politik legen, "natürlich nicht ohne ein kritisches Auge auf die Politik außerhalb Bayerns zu richten", wie er jetzt der "Abendzeitung" sagte. Karikaturen über München - ob es um Wohnungsbau oder Wiesnbierpreis geht - müssen sein. Das wollen die Menschen auch. Und die bayerische Politik gibt ja täglich Anlass, sie zu karikieren."

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte sich vor wenigen Wochen von Hanitzsch wegen einer umstrittenen Karikatur über Israels Ministerpräsidenten Benjamin Nethanjahu getrennt. Dabei waren die Verantwortlichen offenbar zunächst zufrieden mit der Zeichnung, die Netanjahu im Kostüm der israelischen ESC-Gewinnerin Netta zeigte. "Als ich meine fertige Zeichnung an die Redaktion geschickt hatte, bekam ich als Antwort zurück: 'Wunderbar. Danke.' Am nächsten Tag ist das Blatt dann erschienen", so Dieter Hanitzsch.

Gegen den Vorwurf, er habe mehrere antisemitische Symbole verwendet, wehrt sich der Karikaturist. "Ich habe einfach eine Karikatur gemacht - und der Herr Netanjahu schaut eben so aus. Ein Karikaturist ist kein Schönheitschirurg. Ich habe auch gesagt, Netanjahu schaue nun mal nicht aus wie George Clooney und anders könne man ihn nicht zeichnen. Internationale Kollegen zeichnen ihn zum Teil noch schlimmer. Das war keine bösartige Darstellung und ganz sicher keine antisemitische."

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