Dass andere Serien oder Streaming-Dienste eigentlich abgesetzte Serien übernehmen und doch weiterproduzieren, ist längst nichts ungewöhnliches mehr - meist fallen solche Entscheidungen aber recht schnell nach dem Aus beim ursprünglichen Sender, schließlich gilt es, die Schauspieler und Leute hinter der Kamera bei der Stange zu halten. Insofern dürften die meisten "Designated Survivor" bereits abgeschrieben haben: Im Mai hatte ABC nach zwei Staffeln den Stecker gezogen, seither war es ruhig geworden um die Serie.

Doch in der Nacht zum Donnerstag überraschte nun Netflix mit der Ankündigung, das Politdrama mit Kiefer Sutherland in der Rolle des unerwartet nach einem Anschlag auf die Regierung zum US-Präsidenten beförderten Politikers fortzuführen. Die Serie erhält als Netflix-Original nun eine zehn Folgen umfassende dritte Staffel, die noch in diesem Jahr gedreht werden und im Jahr 2019 zu sehen sein soll. Außerhalb der USA und Kanada hatte Netflix die Serie ohnehin schon im Programm, im Herbst werden die ersten beiden Staffeln dann auch im Heimatland der Serie bei dem Streaming-Dienst zu sehen sein.

ABC hatte sich sich von der Serie vor allem aus zwei Gründen getrennt: Zum Einen war die Quotenentwicklung nicht zufriedenstellend. Nach einem starken Start ging es schon während der ersten Staffel sukzessive bergab, die zweite Staffel verlor dann noch einmal über 40 Prozent der Zuschauer. Dazu dürfte auch die deutliche Veränderung der Serie nach der ersten Staffel beigetragen haben, zumal die ursprüngliche Verschwörungsstory allzu schnell beendet wurde. Wenig hilfreich waren dabei wohl nicht zuletzt auch die ständigen Wechsel hinter der Kamera. Zur dritten Staffel erhält die Serie nun bereits ihren fünften Showrunner. Künftig wird Neal Baer die Serie verantworten, der damit Keith Eisner ablöst.

Inhaltlich schicken Netflix und die Produktionsfirma eOne President Kirkman in der dritten Staffel in die schmutzige Welt des Wahlkampfs - von den Problemen der Wahlkampf-Finanzierung bis hin zu den eingesetzten "Fake News" der Konkurrenz. "Die Demokratie, wie wir sie kennen, wird auf dem Spiel stehen", fasst Netflix zusammen. "Die Geschichte über President Kirkman und alle um ihn herum war noch nicht vollständig erzählt", freut sich Executive Producer Mark Gordon, der die Entscheidung von Netflix als "Win-Win"-Situation für alle Beteiligten bezeichnete. Kiefer Sutherland: "Ich glaube, dass dieses Format uns ermöglichen wird, tief in die Geschichten und Probleme der amerikanischen Wählerschaft einzutuachen, wie es vorher nicht möglich war."

Den rückläufigen Zuschauerzahlen in den USA zum Trotz fand "Designated Survivor" außerhalb der USA und Kanda offenbar weiterhin großen Anklang. Die zahlreichen Zuschauer dort hätten dazu geführt, dass man die Serie nun fortführe, erklärt Bela Bajaria von Netflix. Ohnehin war es eine Serie, die stets im linearen Fernsehen nur mäßig gut funktionierte und auch in den USA stark zeitversetzt genutzt wurde - insofern scheint sie bei einem Streaming-Dienst auch nicht die schlechteste Heimat gefunden zu haben.