Mitte Oktober hat "Der Standard" 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Zum Geburtstag gab es eine Sonderausgabe, eine neue Schrift, ein neues Logo und eine große Feier. Jetzt, knapp eineinhalb Monate später, dürfte den Mitarbeitern die Lust auf eine Party vergangen sein. Wie das Medienmagazin DWDL.de erfahren hat, wird sich der Verlag von mindestens vier fest angestellten Journalisten trennen. Das wurde den Betroffenen in den vergangenen Tagen mitgeteilt.

Dieser Schritt hat für Unruhe im Verlag gesorgt, kam er für die Mitarbeiter doch überraschend und aus dem Nichts - außerdem kommuniziert der Verlag die Veränderungen intern nicht offen mit allen Angestellten. Gegenüber DWDL.de wollte "Standard"-Geschäftsführer Alexander Mitteräcker keine konkreten Zahlen bestätigen, "personelle Maßnahmen" aber auch nicht ausschließen. Größere Einschnitte sind laut Mitteräcker nicht geplant. Er erklärte zudem, dass das Personalbudget der Redaktion 2019 um rund zwei Prozent gegenüber dem Ist-Budget 2018 steigen soll. Das hänge unter anderem mit Mehraufwendungen durch kollektivvertraglich bedingte Anpassungen zusammen. Außerdem würden viele Mitarbeiter aus ihrer Karenzzeit zurückkehren, das sei eine gewisse Belastung fürs Budget. Bei allem was über diese zwei Prozent "und damit über die Inflation" hinausgehe müsse man entgegensteuern. 

Schon seit November rumort es beim "Standard". Damals wurden die Pläne für ein Sparpaket bekannt: Unter anderem wurde den Mitarbeitern angeboten, ihre Arbeitszeiten um 20 Prozent zu reduzieren, wenn sie dafür im Gegenzug auf 12,5 Prozent ihres Gehaltes verzichten. Mitteräcker erklärte damals gegenüber der Tageszeitung "Die Presse", dass es sich dabei um "relativ unaufregende" Veränderungen handeln würde. Gleichzeitig versicherte er: "Es gibt kein Mitarbeiter-Abbau-Programm und wir werden auch keine Zeitungen einstellen."

Zumindest einige Mitarbeiter müssen nun aber doch gehen. Am Freitagnachmittag verschickte "Standard"-Chefredakteur Martin Kotynek eine Mail an alle Mitarbeiter mit der Information, dass man die Budgetgespräche mit sämtlichen Ressorts abgeschlossen habe. In der kommenden Woche will er intern in mehrere Treffen Fragen zum Redaktionsbudget beantworten. Auch an anderen Stellen will der "Standard" künftig die Kosten drücken, so soll nicht mehr jeder Mitarbeiter automatisch ein Smartphone erhalten. Der "Standard" leidet, wie viele andere Zeitungen auch, unter den aktuell sehr hohen Papierpreisen. 

Für kommenden Montag hat der Betriebsrat des "Standard" eine Betriebsversammlung angekündigt - "aufgrund der aktuellen Entwicklungen". Die Standard Verlagsgesellschaft m.b.H. zählte laut österreichischem Firmenbuch 400 Mitarbeiter in 2017. Der Umsatz lag bei etwas mehr als 53 Millionen Euro. Seit ziemlich genau einem Jahr ist Martin Kotynek Chefredakteur, er kam im November 2017 zur Zeitung. Davor arbeitete der gebürtige Wiener drei Jahre lang als stellvertretender Chefredakteur bei "Zeit Online" und als Politikredakteur bei der "SZ". Erst im Mai wurde die "Standard"-Chefredaktion, der auch Rainer Schüller angehört, um Nana Siebert und Petra Stuiber erweitert.