Eine Fördermitteilung des FFF Bayern hatte Anfang März darauf hingedeutet, dass die Crime-Adventure-Serie "Wild Republic" die nächste deutsche Eigenproduktion für die Telekom-Plattform Magenta TV werden könnte (DWDL.de berichtete). Auch wenn die beteiligten Partner es lieber noch unter der Decke gehalten hätten, steht die Konstellation inzwischen fest: Wie das Medienmagazin DWDL.de erfuhr, erwirbt die Deutsche Telekom die deutschen SVoD-Rechte an dem 12-Millionen-Euro-Projekt der Produktionsfirma Lailaps Pictures; die Dreharbeiten sollen am 7. Oktober beginnen.

Der als "Herr der Fliegen in den Alpen" gepitchte Stoff stammt von den Autoren Arne Nolting und Jan Martin Scharf, die schon für "Club der roten Bänder" oder "Weinberg" verantwortlich zeichneten und auch die neue deutsche Netflix-Serie "The Barbarians" geschrieben haben. Im Mittelpunkt von "Wild Republic" steht eine Gruppe jugendlicher Straftäter, die durch eine erlebnispädagogische Maßnahme zur Resozialisierung geführt werden soll. 'Trial oder Trail' heißt die Wahl, die das deutsche Jugendstrafrecht tatsächlich vorsieht: Um ihre Haft zu vermeiden oder zu verkürzen, entscheiden sie sich für einen Treck durch die Alpen unter knallharten Regeln. Am dritten Tag jedoch finden die Jugendlichen den leitenden Sozialarbeiter ermordet auf und sind fortan ganz auf sich gestellt.

In der 20-köpfigen Truppe rund um den Anführer Ron und die Ex-Prostituierte Kim, beide 19 Jahre jung, hat keiner Vertrauen in die Behörden, schließlich sind sie alle verdächtig. Also fliehen sie immer weiter und höher ins Alpenmassiv und verstecken sich in den Überresten einer Bunkeranlage aus dem Ersten Weltkrieg. Im Kampf gegen Naturgewalten und eigene Aggressionen beschließen sie die Gründung eines eigenen Staats, einer freien Republik mit selbst auferlegten Regeln und Gesetzen. Bald kommt es zu Verschwörungen und Machtspielen, die flache Hierarchie weicht einem Zirkel von Entscheidern. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Einsatzkräfte der Polizei das Versteck entdecken werden.

Die Drehbücher für die acht Folgen à 45 Minuten sind bereits fertig. Ergänzend zum horizontalen Handlungsstrang erzählen abgeschlossene B-Plots in jeder Episode über Rückblenden aus der zumeist harten Vergangenheit der jugendlichen Hauptfiguren, so dass man deren Handeln in der Gegenwart emotional nachvollziehen kann. "Die Situation und die Charaktere der Jugendlichen, die große Fallhöhe der Geschichte, die ganze Dimension der Versuchsanordnung führen zu einer hohen Intensität der Erzählung", heißt es in einer Präsentationsbroschüre zu "Wild Republic", die DWDL.de vorliegt. "Die Serie handelt von Menschen, die um ihre Leben kämpfen und ihre kleine Chance nutzen, sich selbst und der Welt zu beweisen, dass sie mehr sind als das Urteil, das über sie gefällt wurde." Die angestrebte Faszination wird damit beschrieben, dass "jede Utopie ein paar kriminelle Verrückte braucht, die sie ausprobieren".

Zwei Regisseure werden sich die Arbeit an der Serie teilen: Neben dem in der FFF-Mitteilung erwähnten Lennart Ruff, Gewinner des Studenten-Oscars für den besten ausländischen Film 2014 ("Nocebo"), übernimmt Markus Goller die Hälfte der Inszenierung, der für Filmerfolge wie "Friendship!", "Frau Ella", "Simpel" oder "25 km/h" steht. Produzent Nils Dünker hat mit seiner Münchner Firma Lailaps Pictures bisher Kino- und Fernsehfilme wie "Die beste aller Welten", "Vorsicht vor Leuten", "Eine unerhörte Frau" oder "Ein Kind wird gesucht" realisiert. Koproduzenten von "Wild Republic" sind Eric Bouley und Christopher Sassenrath mit ihrer Firma Handwritten Pictures, einer Tochter der X-Filme Holding.

Von Anfang Oktober bis zum Jahresende ist zunächst ein Studiodreh in Köln geplant, bei dem die Szenen im Bunker entstehen sollen. Nach einer mehrmonatigen Drehpause geht es dann im Sommer 2020 mit den Außenaufnahmen in den bayerischen Alpen und in Südtirol weiter. Um die rund 1,5 Millionen Euro Budget pro Episode zu finanzieren, sollen neben den SVoD-Rechten dem Vernehmen nach auch die deutschen Free-TV-Rechte möglichst frühzeitig verkauft werden. Hinzu kommt eine Minimumgarantie aus dem Auslandsvertrieb, den Beta Film übernommen hat. Eine Anfrage von DWDL.de ließen Telekom und Lailaps Pictures unbeantwortet.