Der langjährige Fernsehmacher und ProSiebenSat.1-Manager Jürgen Hörner ist am vergangenen Freitag, den 24. Juli, unerwartet an Herzversagen verstorben. Das hat eine Sprecherin der Witwe gegenüber DWDL.de bestätigt. Hörner wurde nur 55 Jahre alt. Programmfarben, Line-Ups und Audience Flow waren die Sprache, in der Jürgen Hörner zuhause war. Er war ein Fernseharbeiter einer linearen Fernsehwelt, in der die Kunst der Programmplanung eine ganz eigene Disziplin ist.

Man konnte sich mit Jürgen Hörner in Details verlieren und über Serien und Staffeln debattieren. Egal wie groß sein Verantwortungsbereich im Laufe seiner Karriere auch wurde, blieb er stets gerne nah am Programm. Serien im linearen Fernsehen - zu Hörners besten Zeiten bei ProSiebenSat.1 ließen sich mit US-Ware noch Erfolgsgeschichten schreiben und der jährliche Trip zu den LA Screenings war Hörner eine große Freude.

Jürgen Hörner kam 1993 zu ProSieben, wo er 2000 zunächst die Ressortleitung und 2003 die Abteilungsleitung Planung und Programminformation übernahm. 2004 wechselte Hörner als Leiter der Programmplanung zu Kabel Eins, kehrte 2006 als Programmplanungschef zu ProSieben zurück und wurde im Januar 2008 außerdem stellvertretender Geschäftsführer des Senders. Im Januar 2009 übernahm er die Geschäftsführung von Kabel Eins und verantwortete zusätzlich von Juli 2009 bis Februar 2011 die zentrale Programmplanung der deutschen Sendergruppe. Immer wieder liefen Interviews, die Hörner DWDL.de gab, aus dem Ruder. Sich kurzzufassen, wenn es um Serien ging, gelang ihm nicht.

2010 wurde der vergleichsweise stille, aber stetige Fernseharbeiter, der einen Serien-Plausch stets dem branchenüblichen Smalltalk vorzog, in die Geschäftsführung der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH berufen. DWDL.de kürte Jürgen Hörner im gleichen Jahr zum Aufsteiger des Jahres. Im April 2011 wurde er ProSieben-Geschäftsführer, bevor er zum 1. Oktober 2012 den Vorsitz der Geschäftsführung der ProSiebenSat.1 TV Deutschland übernahm. Seine Aufgabe bei ProSieben übernahm Wolfgang Link, der 2014 dann auch an der Spitze der ProSiebenSat.1 TV Deutschland aufrückte, als Hörner den Konzern nach 21 Jahren verließ. 

Ende 2015, gerade war Netflix in Deutschland gestartet, probierte Hörner, der unverändert von der Leidenschaft zu einzelnen Programmen getrieben wurde, es mit dem Neustart eines europäischen Seriensenders. eoTV startete zunächst als Programmfenster mit minimaler Verbreitung, später rund um die Uhr. Und auch wenn es zweifelsohne einen gestiegenen Appetit auf europäische Serienkost gab, so konnte eoTV davon nicht ausreichend profitieren. Der Sender ging in die Insolvenz, wurde im Februar 2020 dann an Motorvision veräußert. Das Abenteuer hat er, laut Aussage aus 2019, trotzdem nicht bereut. 

In der Branche sorgt die Nachricht über den Tod Hörners für Bestürzung. Auch viele ProSiebenSat.1-Mitarbeiter trauen um den leidenschaftlichen Fernsehmacher. "Mit großer Bestürzung haben wir von Jürgen Hörners plötzlichem Tod erfahren", sagt Wolfgang Link, ProSiebenSat.1-Vorstand und CEO SevenOne Entertainment. "Jürgen Hörner war über zwanzig Jahre lang für ProSiebenSat.1 in verschiedenen Positionen tätig. Er war dabei für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur ein hochgeschätzter Kollege. Er war vor allem eins: ein leidenschaftlicher TV-Macher, ein Freund, ein treuer Wegbegleiter. Ein feiner Mensch. Sein viel zu früher Tod macht uns sprachlos. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt in dieser schweren Zeit seiner Frau und seiner Familie. Lieber Jürgen: Du wirst uns fehlen!"