Von den 53 Videos, die unter dem Hashtag #allesdichtmachen veröffentlicht wurden, sind keine zwei Tage später nur noch 41 übrig. Auch "Tatort"-Star Ulrike Folkerts hat sich inzwischen von der umstrittenen Aktion distanziert und sich entschuldigt. "Ich habe einen Fehler gemacht", schrieb die Schauspielerin auf Instagram. Sie sei "naiv genug" gewesen zu glauben, ein "gewinnbringendes Gespräch in Gang zu bringen". Passiert sei jedoch das Gegenteil. "Es tut mir leid, Menschen verletzt und vor den Kopf gestoßen zu haben", so Folkerts, die zugleich betonte, "ganz klar für die Einhaltung der Corona-Maßnahmen" zu sein.

Klar ist inzwischen, dass die beiden Schauspieler Volker Bruch und Jan Josef Liefers sowie der Drehbuchautor und Regisseur Dietrich Brüggeman zu den Initiatoren von #allesdichtmachen zählen. Das hat der Münchner Filmproduzent Bernd K. Wunder, der mit bürgerlichem Namen Bernd Katzmarczyk heißt und im Impressum der begleitenden Homepage genannt wird, gegenüber dem NDR-Magazin "Zapp" bestätigt. Man habe gewollt, "dass diese Debattenkultur nicht verloren geht" und überlegt, wie man sich dazu äußern könne, erklärte Wunder.

Liefers hatte die Aktion am Freitagabend in der Radio-Bremen-Talkshow "3nach9" verteidigt - ohne jedoch genau erklären zu können, was genau eigentlich die Absicht der Aktion gewesen ist. "Es sollte ein ironischer und auch Corona-konformer Protest sein von Leuten, die sich im Moment, glaube ich, alle auf ihre Art und Weise nicht sehr gut wiederfinden konnten, unter anderem auch in den Medien, zu denen ich mich auf eine gewisse Zeit auch mitzähle", sagte Liefers, der per Videoschalte an der Sendung teilnahm. "Ansonsten verbindet uns nur wenig, die wir da alle auf dieser Seite aufgetaucht sind."

"Sind Sie so naiv?"

Vielleicht sei Ironie "ein ungeeignetes Mittel", so der Schauspieler. Keineswegs sei es jedoch das Ziel der Aktion gewesen sei, "rechte Schwurbler und Wirrköpfe zu munitionieren". Es sei ihm aber ein wichtiges Anliegen, sich zu diesem Thema zu Wort zu melden. "Bei allen liegen die Nerven blank inzwischen, und ich gebe zu: auch bei mir“, betonte Liefers. Sein Vorwurf: "Mir fehlt im Moment die Transparenz." Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Bundesregierung immer wieder neue Formen des Lockdowns verhänge. "Es gibt nicht nur auf der Seite der Erkrankten Trauer und Leid, sondern auch auf der Seite derer, die unter diesen Maßnahmen womöglich anfangen zu leiden. Die sehe ich nicht so richtig vertreten." Der Vorwurf ähnelt der Argumentation, mit der Moderatorin Marlene Lufen vor einigen Wochen für Schlagzeilen sorgte - dabei aber verkannte, dass über solche Schicksale seit Monaten sehr wohl breit diskutiert wird. 

Einige Stunden zuvor hatte sich Liefers in der "Aktuellen Stunde" im WDR Fernsehen noch deutlich gereizter gezeigt. Auf die Frage des Moderators Martin von Mauschwitz, ob er vor dem Hintergrund der Reaktionen von Corona-Leugnern und "rechtsextremen Lügenpresse-Schreihälsen" naiv sei, antwortete der Schauspieler mit einer Gegenfrage: "Wissen Sie, wann das letzte Mal jemand zu mir gesagt hat: Sind Sie so naiv? Das war ein Mitglied des Zentralkomitees in der DDR auf der Schauspielschule." Mauschwitz entgegnete: "Da sind wir weit von weg." Liefers Reaktion: "Ich weiß. Aber so war's halt. Die Frage klingt genau so. Ich wollt's Ihnen nur einfach mal sagen."

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