Zuletzt ist es ein offenes Geheimnis gewesen, jetzt ist es fix: Nach ihrem Abschied von der ARD wechselt Linda Zervakis zu ProSieben. Das hat der Sender jetzt bei einer Pressekonferenz angekündigt. Und dabei hat man auch gleich verraten, was die frühere "Tagesschau"-Sprecherin künftig beim Sender moderieren wird: Zusammen mit Matthias Opdenhövel soll sie ein neues Info-Magazin in der Primetime präsentieren. Das hört auf den Namen "Zervakis & Opdenhövel. Live" und soll noch vor der Bundestagswahl starten. 

Einen genauen Sendetag gibt es noch nicht, am Wochenende wird es aber nicht laufen, das hat Senderchef Daniel Rosemann ausgeschlossen. Während man den Tag der wöchentlichen Live-Sendung bald nachreichen will, steht schon fest, dass die Sendung von RedSeven Entertainment produziert und zwischen 20:15 und 22:15 Uhr zu sehen sein wird. Mit "Zervakis & Opdenhövel. Live" wird ProSieben seinen Info-Anteil an der Primetime also spürbar steigern. 

Daniel Rosemann © ProSiebenSat.1 Daniel Rosemann
"Wir wagen uns an die Königsdisziplin", sagte Rosemann am Mittwoch bei der Pressekonferenz. Mit dem Info-Magazin wolle man Dinge einordnen, Horizonte erweitern und Relevanz schaffen. Man wolle sich in der Sendung außerdem an große Themen wagen und auch komplizierte Sachverhalte einordnen. Geplant sind Einspielfilme, aber auch Gespräche mit Gästen im Studio. Der AfD will man dabei aber keine Plattform bieten, das schloss ProSieben-Chef Rosemann mit dem Hinweis, die Partei werde vom Verfassungsschutz beobachtet, aus. 

"Wir wagen uns an die Königsdisziplin."
ProSieben-Chef Daniel Rosemann

Matthias Opdenhövel ist im Show-Bereich ja schon länger bei ProSieben zu sehen, zuletzt band sich der Moderator und Journalist exklusiv an die Sendergruppe. Dafür verlässt er unter anderem die "Sportschau" - also auch die ARD. Linda Zervakis hatte erst vor wenigen Tagen ihren letzten Einsatz als "Tagesschau"-Sprecherin (DWDL.de berichtete). Man sei schon länger in Gesprächen gewesen, sagte Zervakis am Mittwoch, nun sei die Zeit gekommen für neue Herausforderungen. "Ich habe Daniel [Rosemann, Anm.] als Mensch erlebt, der Fernsehen leidenschaftlich denkt und fühlt", so die Journalistin, die auch auf die Aktionen von Joko und Klaas verwiesen hat, die ihr imponiert hätten. Zuletzt zeigten die beiden in einer siebenstündige Strecke den Arbeitsalltag einer Pflegerin. In der neuen Sendung wolle man nicht nur Nachrichten aneinander reihen, so Zervakis. "Die Palette ist groß", sagte Opdenhövel.

"Die Sendung soll eine Institution werden"

Behandelt werden pro Ausgabe immer mehrere Themen, wobei die Längen der verschiedenen Themenblöcke variieren können. "Die wichtigsten Themen brauchen die größte Bühne. Ich glaube fest daran, dass uns das in der Primetime gut steht", sagte Rosemann mit dem Verweis auf die Möglichkeit, dort mehr Menschen zu erreichen als am Vorabend. "Die Sendung soll eine Institution werden", so der Senderchef, der sich wünscht, "viele Millionen Menschen" zu erreichen und von bis zu sechs Millionen Menschen sprach. Damit meint der ProSieben-Chef allerdings nicht die durchschnittliche TV-Reichweite, sondern wohl eher die Netto-Reichweite, die angibt, wie viele Zuschauer mindestens eine Minute eingeschaltet haben. Bei der Pressekonferenz freute man sich auch über "fast drei Millionen" Zuschauer, die vor einigen Tagen beim Interview mit Annalena Baerbock von den Grünen eingeschaltet hätten. Tatsächlich waren es im Schnitt nur etwas mehr als eine Million. 

ProSieben will Haltung zeigen

Mehrmals war von Daniel Rosemann am Mittwoch zu hören, dass man Haltung zeigen werde. Man wolle die journalistische Berichterstattung entritualisieren. "Das ist das, was uns antreibt." Man müsse Dinge anders machen als die Öffentlich-Rechtlichen und dabei auch anders aussehen. Dass das auch zu Kritik führt, spürte man zuletzt bei dem schon angesprochenen Interview mit der Kanzlerkandidatin der Grünen. Als Thilo Mischke und Katrin Bauerfeind ihr Interview beendet hatten, klatschten sie der Politikerin zu, was unfreiwillig komisch war. "Man muss diesen Applaus nicht machen", sagte Rosemann am Mittwoch, der erklärte, das Klatschen sei wohl auf die Emotionen der beiden Moderatoren zurückzuführen. Grundsätzlich sei das aber kein dramaturgisches Mittel für solche Sendungen. 

Und dann gab es noch einen kurzen Ausblick auf journalistische Formate, die in nächster Zeit bei ProSieben anstehen. Mit SPD und CDU befinde man sich in "guten Gesprächen", um auch Olaf Scholz und Armin Laschet in der Primetime zu befragen, hieß es. Thilo Mischke befinde sich derzeit zudem auf einer Recherchereise in Syrien und nach der Fußball-EM gebe es "viele neue Programme", die immer um 20:15 Uhr gezeigt werden sollen. "Das ist das, woran wir glauben", so der ProSieben-Chef. 

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