Schon seit Jahren wird die Verleihung der Golden Globes in den USA von NBC übertragen, im kommenden Jahr wird das allerdings nicht so sein. Denn wie der Sender jetzt angekündigt hat, wird man 2022 auf eine Ausstrahlung verzichten. NBC erklärte unter anderem, dass der Verband der Auslandspresse, die Hollywood Foreign Press Association (HFPA), mehr Zeit und Arbeit investieren müsste, um Reformen umzusetzen. Gleichzeitig, so NBC, hoffe man, die Veranstaltung 2023 zu zeigen - natürlich nur, wenn dann bestimmte Veränderungen umgesetzt wurden. 

Die HFPA steht schon seit einiger Zeit unter Druck. Im Vorfeld der diesjährigen Verleihung im Februar hatte es Kritik gegeben, weil der rund 90-köpfigen Jury keine schwarzen Mitglieder angehören. Zudem herrscht Intransparenz in Sachen Mitgliedschaft. Während die Gala in diesem Jahr aber trotz Kritik noch ohne größere Verwerfungen über die Bühne gegangen ist, wird das 2022 wohl nicht der Fall sein. In den zurückliegenden Tagen hat sich die Kritik deutlich kanalisiert. 

In der vergangenen Woche hatten die HFPA-Mitglieder einige Änderungen des Vorstands angenommen, doch die gehen vielen Beobachtern nicht weit genug. Demnach will der Verband alleine in diesem Jahr mindestens 20 neue Mitglieder aufnehmen, ein großer Teil davon Afroamerikaner. Innerhalb von 18 Monaten will man die Zahl der Mitglieder verdoppeln. Auch die Annahme von Werbegeschenken soll den Mitgliedern künftig verboten sein. 

Doch vielen Branchenteilnehmer reicht das nicht. Zumal die Änderungen wohl keinen Einfluss auf die Golden Globes 2022 hätten. Auch deshalb haben Amazon, WarnerMedia und Netflix ihre Zusammenarbeit mit der HFPA ausgesetzt, auch sie fordern grundlegende Veränderungen. Und auch von vielen Schauspielerinnen und Schauspielern kommt Kritik. Scarlett Johansson etwa erklärte, dass die bei Pressekonferenzen der HFPA oft sexistische Fragen gestellt bekommen habe. Tom Cruise soll sogar seine drei Golden Globes zurückgegeben haben, das berichten mehrere US-Medien. 

Bei dem Verband der Auslandspresse ist die Kritik offenbar angekommen. In einer Pressemitteilung bezeichnete man die "schnellstmögliche Transformation" als "Top-Priorität" für die Organisation. Man lade alle Partner in der Branche ein, um an der "längst überfälligen Systemreform zu arbeiten", heißt es von der HFPA. Das gelte sowohl für die eigene Organisation, als auch für die gesamte Branche. Auf ihrer Webseite veröffentlichte die HFPA einen Zeitplan für die Umsetzung der anstehenden Veränderungen. Ob das die vielen Firmen, die nun erst einmal nicht mehr mit dem Verband zusammenarbeiten wollen, umstimmen wird, bleibt abzuwarten.