Nachdem sich Mathias Döpfner in der vergangenen Woche zwei Mal gegenüber seinen eigenen Mitarbeitern erklären musste, wandte er sich mit einem Brief nun auch an die anderen Verlage. Auch wenn öffentlich nur wenige ihren Unmut äußern wollten, kam es wenig überraschend dort gar nicht gut an, dass der Mann, der als Vorsitzender des BDZV die Verlage nach außen vertreten soll, in einer SMS die meisten Journalistinnen und Journalisten des Landes pauschal als "Propaganda-Assistenten" abqualifzierte und den nun geschassten Julian Reichelt als "halt wirklich letzten und einzigen Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR-Obrigkeitsstaat aufbegehrt" hervorhob.

In dem Schreiben, das "Übermedien" in voller Länge veröffentlicht hat, schreibt Döpfner, dass er die Kritik "sehr ernst" nehme. "Ich bin dankbar für die Offenheit, die mir eine Orientierung und bessere Einschätzung ermöglicht." Er bleibt dabei bei seiner bekannten Verteidigungslinie, dass es sich um eine private SMS gehandelt habe, bei der Worte "nicht auf die Goldwaage gelegt" würden. "Es gibt soetwas wie ein emotionales, provokantes, irrationales und spontanes Innenleben einer bilateralen Unterhaltung unter vermeintlich sich vertrauenden Leuten", schreibt Döpfner.

Döpfner bedauert in dem Schreiben nicht die SMS selbst, sondern die Auswirkung der Veröffentlichung: "Wenn der Ruf der Branche, des BDZV und insbesondere des Präsidentenamts in dieser Woche hierdurch Schaden genommen haben, bedaure ich dies persönlich zutiefst." Es tue ihm leid, "dass diese unvorhersehbare Entwicklung auch den BDZV, die Verlage sowie das Empfinden der Journalistinnen und Journalisten getroffen hat. Wer mich kennt, der weiß, dass mein Herz für den freien Journalismus schlägt – und ebenso für den Rechtsstaat, in dem wir leben."

Als BDZV-Präsident zurücktreten möchte er nicht und verweist auf die Herausforderungen gerade in diesen Tagen durch die neue Aufstellung im Bundestag und in der Bundesregierung. "Wir müssen und wir werden gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen, auf die für uns notwendigen medienpolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hinzuwirken. Ich möchte sie auch nach den hier geschilderten Ereignissen um Ihre Unterstützung bei den verbandlichen Aufgaben bitten."

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