Schon seit 1998 lässt die nordrhein-westfälische Regierung regelmäßig erheben, wie NRW als TV-Standort dasteht. Als Basis dient dabei die Auswertung aller Produktionsminuten für TV (sofern sie nicht von den Sendern selbst produziert werden), Kino und VoD. Alles in allem kommen Goldmedia und die Hamburg Media School, die die Studie als Nachfolger für das FORMATT-Institut erstmals durchgeführt haben, im Jahr 2020 auf 719.764 Minuten - ein Rückgang um 4 Prozent im Vergleich zu 2019.

Angesichts der Tatsache, dass 2020 das erste Jahr der Corona-Pandemie war, in dem vor allem während des ersten Lockdowns zahlreiche Produktionen zunächst stillstanden, ist das ein vergleichsweise überschaubarer Rückgang. NRW-Medienstaatssekretär Nathanel Liminski, der die Studie gemeinsam mit Klaus Goldhammer, Oliver Castendyk und Filmstiftungs-Chefin Petra Müller im "Masked Singer"-Studio der MMC in Köln präsentierte, sieht darin auch einen Erfolg der beiden von Bund und Ländern initiierten Corona-Ausfallfonds.

Die dienten vor allem dazu, der Branche Sicherheit vor möglichen corona-bedingten Ausfällen zu geben und das Risiko abzusichern - tatsächlich in Anspruch genommen wurden sie dabei gar nicht so oft. Am sogenannten Ausfallfonds II für TV- und Streamingproduktionen, haben sich die Länder mit insgesamt 48 Millionen Euro beteiligt, 16 Millionen davon kamen aus NRW. Abgerufen wurden von den Ländermitteln bislang aber nur 1,55 Millionen Euro.

Zurück zum Produktionsvolumen: Den Löwenanteil (auf Minutenbasis) machen dabei die TV-Auftragsproduktionen mit 690.858 Minuten aus, hier betrug der Rückgang des Gesamt-Volumens sogar weniger als 3 Prozent, während die Zahl der produzierten Minuten bei Kino-Produktionen um fast ein Drittel auf 18.236 sank. Für VoD wurde sogar mehr produziert als im Vorjahr, wenn auch mit 10.669 Minuten noch auf einem im Vergleich zum klassischen TV geringen Niveau.

2020 wurden dabei 46 Prozent dieses gesamten Produktionsvolumens von Unternehmen produziert, die ihren Sitz in NRW haben - was nicht notwendigerweise heißt, dass die Produktionen auch in NRW stattfanden. Da sich viele Produktionennicht eindeutig einem Bundesland zuordnen lassen, wird das für die Studie gar nicht ausgewertet. Auf Unternehmen mit Sitz in Bayern entfielen dabei 22 Prozent, 12 Prozent auf Berlin, 8 Prozent auf Hamburg, alle anderen Länder liegen bei weniger als fünf Prozent.

Spannend dabei: NRW konnte im ersten Pandemie-Jahr seinen Anteil sogar ausbauen - denn während das Gesamt-Volumen wie beschrieben um vier Prozent sank, stieg das der NRW-Unternehmen sogar um rund drei Prozent an. Zu verdanken ist das der starken Stellung des TV-Standorts NRW im Entertainment-Bereich (Anteil der NRW-Unternehmen 2020: 61 Prozent), der weniger stark unter Corona-Beschränkungen litt als etwa der Bereich Fiktion, in dem bayerische Unternehmen mit einem Anteil von 29 Prozent vorne liegen, ebenso übrigens wie im Bereich Information/Doku.

Einen etwas genaueren Einblick gewährt die Studie auch was die deutschen Produktionen für den Bereich VoD angeht. 2019 waren fast alle Produktionen noch aus dem Bereich Fiktion, insgesamt 7.189 von 7702 Minuten. 2020 blieb die Zahl der produzierten Fiction-Minuten mit 7.192 konstant - doch obendrauf kamen nun noch 2.823 Minuten an Entertainment-Produktionen, was maßgeblich dem Ausbau dieses Bereichs bei TVNow (bzw. heute RTL+) zu verdanken ist. Dementsprechend ist RTL Studios auch das Unternehmen, das am meisten Minuten für VoD-Dienste produziert hat, dahinter reihen sich Bavaria Fiction, Brainpool TV und W&B Television ein.