Während Netflix in den letzten Monaten vor allem beweisen musste, dass die Grenzen des Abo-Wachstums noch nicht erreicht sind, sah es an dieser Front für den Konkurrenten Disney richtig gut aus. Allein in den Monaten Juli bis September gewann Disney+ 12,1 Millionen weitere Abonnentinnen und Abonnenten hinzu, sodass die Gesamt-Zahl zum 1. Oktober auf 164,2 Millionen anwuchs. Binnen eines Jahres stieg diese Zahl um 46,1 Millionen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Abos für den Sport-Streamingdienst ESPN+ binnen Jahresfrist um 42 Prozent auf 24,3 Millionen, die von Hulu um acht Prozent auf 47,2 Millionen.

Im Vergleich zu Netflix kam Disney also vergleichsweise spät auf die Streaming-Party, der Maus-Konzern hat aber bewiesen, dass er diesen Rückstand mit großen Schritten aufholen kann. Allerdings nahm man dafür bislang auch gewaltige Anlaufverluste in Kauf. Das Direct-to-Consumer-Geschäft mit den diversen Streaming-Diensten machte allein im letzten Quartal einen operativen Verlust von fast 1,5 Milliarden US-Dollar, nachdem man im Vorquartal schon die Milliarden-Dollar-Marke übersprungen hatte. Aufs gesamte Geschäftsjahr 2021/22 gerechnet, das bei Disney stets von Oktober bis September reicht, beläuft sich der operative Verlust aus dem Streaming-Geschäft auf gewaltige vier Milliarden US-Dollar. Das war nochmal mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr, als der operative Verlust bei knapp 1,7 Milliarden lag.

Abo-Zahlen für Disney+

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Quelle: Disney-Quartalsberichte; Aufbereitung: DWDL
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Abos

Das kann Disney nur damit rechtfertigen, dass man vor allem in diesem Bereich seine Zukunft sieht - und damit, dass man das bislang durch weiter hohe Gewinne in anderen Bereichen auffangen konnte. Doch es ist schon bemerkenswert, dass die Streaming-Verluste im letzten Quartal etwa die Hälfte des gesamten konzernweiten Gewinns auffraßen. Der lag im vierten Quartal mit knapp 1,6 Milliarden US-Dollar in etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals, der Umsatz zog um neun Prozent auf knapp über 20 Milliarden an - womit Disney die Prognosen der Analysten recht klar verfehlte. Denn auch Disney spürt inzwischen natürlich den makroökonomischen Gegenwind. Fast der gesamte Gewinn stammt aus dem Geschäft mit den Disney-Vergnügungsparks, Kreuzfahrten und Merchandising-Produkten. Nimmt man nämlich nur den Medien-Bereich, dann lag der operative Gewinn aufgrund der hohen Streaming-Verluste bei gerade mal 83 Millionen US-Dollar.

Operativer Verlust aus Disneys Streaming-Geschäft

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Quelle: Disney-Quartalsberichte; Aufbereitung: DWDL
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Verlust im Segment DTC

Dass es so nicht auf Dauer weiter laufen kann, liegt auf der Hand - nachdem Disney in den letzten Jahren den Fokus bei Disney+ also vor allem auf schnelles Wachstum gelegt hat, um den Rückstand auf Netflix zu verringern, muss nun dringend an der Profitabilität gearbeitet werden. Im Analysten-Call versicherte die Disney-Führung in jedem Fall, dass man den Höhepunkt der Verluste damit nun erreicht haben will - und sieht sich aktuell voll im Plan. Tatsächlich hat man prognostiziert, dass man bis Ende 2024 die Profitabilität erreicht haben will und plant dann mit 300 bis 350 Millionen bezahlten Abos für die verschiedenen Streaming-Dienste des Konzerns.

Etwas mehr als zwei Jahre hat man dafür nun also Zeit - dementsprechend schnell sollen sich die Zahlen nun verbessern. Schon für das laufende Weihnachtsquartal erwartet man im Streaming-Bereich eine Ergebnisverbesserung um 200 Millionen, ähnlich soll es danach weiter gehen. Dafür wird man bekanntlich die Abo-Preise für Disney+ anheben sowie auch einen teilweise werbefinanzierten Tarif anbieten, was ebenfalls weitere Einnahmen generieren soll. Gleichzeitig geht man auch von weiterem Abo-Wachstum aus. Damit die Wette auf die Streaming-Zukunft aber wirklich aufgeht, darf auch makroökonomisch nun nicht mehr viel schief gehen.