Stephan Schmitter© RTL Group
Wie können Radiosender gegen die Konkurrenz durch Spotify und Co. bestehen? Geht es nach Stephan Schmitter, CEO von RTL Radio Deutschland, dann indem man die Radio-Stärken - also Moderation und weitere Inhalte abseits der Musik - mit größerer Auswahlmöglichkeit bei der Musik zusammenbringt. Kürzlich wurden bei 104.6 RTL bereits drei Varianten der Morningshow mit unterschiedlichen Musik-Ausrichtungen eingeführt hat, die allesamt moderiert sind. In einem "Horizont"-Interview wurde nun das nächste ähnlich gelagerte Projekt "Swop" angekündigt. Dazu wird das Programm 104.6 zum Start am 15. Oktober in fünf bis sieben Webstreams gespiegelt. Auf allen laufen unterschiedliche Songs, sobald das Wort beginnt, werden alle Kanäle aber wieder zusammengeführt. Der Nutzer kann also, sofern ihm ein Song nicht gefällt, zu bis zu sieben anderen Songs "swoppen". "Wenn der Hörer kein Lied findet, das ihm gefällt, ist er wahrscheinlich ohnehin beim falschen Kanal", so Schmitter. Möglich ist das natürlich nur, wenn man das Programm über die App hört, voraussichtlich wir dazu auch ein Login nötig sein. Mehr Leute zu einer Registrierung zu bewegen sei wichtig, um bei datenbasierter Vermarktung künftig noch mithalten zu können. "Im Moment sind unsere Datensätze zu dünn - gemessen an dem, was die Mediaagenturen und Kunden erwarten."

RTL Radio Deutschland© RTL Radio Deutschland
Generell gab Schmitter die Devise aus, sich künftig auf Audio zu konzentrieren - "Audio Total" umschreibt er die Positionierung. "In den letzten Jahren sollte Radio alles Mögliche sein: Ersatz für Tageszeitungen, ein Bewegtbildangebot im Netz. Aber das was wir wirklich können, ist Audio. (...) Wenn wir irgendwie gegen die großen US-Player bestehen wollen, müssen wir alle Ressourcen auf Audio konzentrieren." Natürlich werde man auch weiterhin die Social-Media-Kanäle bespielen, aber eigene Video-Abteilungen zur Professionalisierung der Video-Produktion seien nicht nötig, um beispielsweise eine Instagram-Story zu produzieren. "Wir müssen keine Hollywood-Filme machen. Und wir müssen nun aufpassen, dass wir uns nicht von Zeitungen und anderen Medien, die Audio gerade für sich entdecken, die Butter vom Brot nehmen lassen".
Das komplette Interview findet sich in der "Horizont"-Ausgabe vom 11. Oktober

Kieran Murphy O'ConnorKieran Murphy O'Connor ist neuer Programmdirektor von sunshine live. Er gehört schon seit 15 Jahren zum Team, zuletzt war er als Head of Digital Audiences für den Ausbau der digitalen Reichweite zuständig. Dass er nun zum Programmdirektor aufsteigt, unterstreiche die Fokussierung auf Digital Audio, so der Sender. "Um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können, braucht es kreative Köpfe, die die Möglichkeiten der Digitalisierung in vollem Umfang und mit großer Kreativität ausschöpfen. Mit Kieran Murphy O'Connor übergeben wir die Programmverantwortung an einen überaus kreativen, konzeptions- und realisierungsstarken Programm- und Digitalexperten, der in den letzten Jahren bewiesen hat, wie junge, voll digitale Zielgruppen bestmöglich erreicht werden", so Geschäftsführerin Petra Lemcke. Christian Schalt, der in den letzten Jahren programmverantwortlich war, verlässt den Sender auf eigenen Wunsch.

Kultradio.fm© Kultradio.fm
Der Anfang 2015 gestartete und in Bayern landesweit via DAB+ verbreitete Sender Kultradio, ist in der bisherigen Form Geschichte: Bereits am vergangenen Freitag wurde das moderierte Programm eingestellt, seither läuft ein unmoderiertes Musikprogramm. Via Facebook begründete man das Aus damit, dass die Vermarktung für rein via DAB+ verbreitete Sender noch immer schwierig sei, trotz Unterstützung durch die BLM. "Um neue private Programme abseits des üblichen 'Dudelfunks' über Digitalradio etablieren zu können, braucht es dringend konsequente Weichenstellungen der Medienpolitik pro DAB+ und neue Umfragemethoden zur Ermittlung der tatsächlichen Hörerreichweiten. Die alten verkrusteten Strukturen der beiden großen Hörfunkvermarkter müssen aufgebrochen werden - das haben wir leider nicht geschafft." Einen Nachfolger für die Kultradio-Frequenz gibt es auch schon: Den Kindersender Radio Teddy. Weitere Entscheidung: Die einst von purefm genutzten Frequenzen gehen an "Radio Arabella Plus", das als "Programm mit viel Wort und starkem Bayernbezug sowie 30 Prozent deutschen Schlagern im Musikangebot" beschrieben wird.

Mein Lieblingsradio© Funkhaus Nürnberg
Noch eine Änderung im DAB+-Angebot in Bayern: Das Funkhaus Nürnberg hat die Verbreitung von Pirate Gong eingestellt, der Sender lässt sich nun nur noch als Webstream anhören. Stattdessen gibt's via DAB+ nun "Mein Lieblingsradio" zu hören. Musikalisch gibt es "ausschließlich Hits, die in diesem Jahrtausend entstanden sind", der Schwerpunkt liege dabei auf deutscher Musik, aber auch internationale Hits sind vertreten. Dazu gibt's halbstündliche Nachrichten. Ausgewählt wird die Musik von Flo Kerscher (Hit Radio N1) und Sigi Hoga (Radio F). Als Zielgruppe gibt das Funkhaus Nürnberg "junge und junggebliebene Frauen und Männer" an.