Seit Monaten tobt bei Constantin Medien ein erbitterter Machtkampf. Bislang stritten sich die Großaktionäre Dieter Hahn, der gleichzeitig auch Aufsichtsratschef ist, und Bernhard Burgener aber nur darum, ob die Filmsparte rund um Constantin Film verkauft wird. Hahn will den Verkauf, Burgener nicht. Nun eine überraschende Wendung: Der Medienkonzern verhandelt derzeit über den Verkauf seines Sportsenders Sport1. Das kommt insofern überraschend, weil sich Hahn gemeinsam mit Vorstandschef Fred Kogel eigentlich auf den Sportbereich konzentrieren wollte. Zuletzt wurde sogar ein zweiter Sportsender angekündigt.

Constantin Medien hat die Verhandlungen bestätigt, allerdings nicht ganz freiwillig. Zunächst hatte die "FAZ" Wind von dem Vorhaben bekommen und um ein Statement des Konzerns gebeten, daraufhin verschickte Constantin eine Ad-hoc-Meldung. Aktiengesellschaften sind zu diesen Meldungen verpflichtet, wenn es Entwicklungen im Unternehmen gibt, die den Aktienkurs beeinflussen könnten. Und spätestens wenn die Presse über Verkaufsgespräche eines wichtigen Teils des Unternehmens informiert ist, müssen auch die Aktionäre informiert werden.


Wörtlich heißt es in der Meldung von Constantin, dass man den Verkauf sämtlicher Anteile an Sport1 und Sport1 Media erwäge. "Die Constantin Medien AG führt hierzu derzeit ein strukturiertes, kompetitives Bieterverfahren mit mehreren Kaufinteressenten durch. Die Konditionen für den möglichen Beteiligungsverkauf, insbesondere der Kaufpreis, stehen noch nicht fest und werden von dem Vorstand vor seiner Entscheidung einer eingehenden Prüfung unterzogen."

Laut der "FAZ" gibt es auch schon einige Interessenten. So spreche der Vorstand mit Sky Deutschland und Axel Springer über eine mögliche Übernahme, beide Unternehmen wollten nun Exklusivität in den Verhandlungen, heißt es. Auch mit Freenet soll es demnach Gespräche gegeben haben. Keines der Unternehmen wollte sich jedoch auf Anfrage der "FAZ" zu den Verhandlungen äußern. Zum Sportbereich von Constantin gehört neben Sport1 auch das Produktionsunternehmen Plazamedia. Der gesamte Bereich brachte im Geschäftsjahr 2015 (2016 liegt noch nicht vor) einen Umsatz in Höhe von rund 158 Millionen Euro, der Gewinn lag bei 13 Millionen.

Über die Beweggründe des möglichen Verkaufs ist bis dato noch nichts bekannt. Es könnte ein weiterer Schritt von Dieter Hahn sein, um Bernhard Burgener auszustechen. Hahn könnte sich damit aber auch dringend benötigtes Kapital besorgen, im April 2018 wird eine Schuldverschreibung in Höhe von 65 Millionen Euro fällig. Oder im Unternehmen ist einfach die Einsicht gewachsen, im Konzert der ganz großen Sportsender nicht mehr mitspielen zu können. Sport1 hat zuletzt viele attraktive Rechte verloren, auch die Europa League steht derzeit auf der Kippe. Hier hat sich der Markt zuletzt rasant entwickelt, DAZN ist als neuer, finanzstarker Player im Markt und kauft viele, früher klassische Sport1-Rechte auf. Daneben treiben Sky und Discovery im Bereich des Fußballs die Preise so sehr in die Höhe, dass selbst die Öffentlich-Rechtlichen nicht mehr mithalten wollen. In einem solchen Bieterwettrennen hat ein eher mittelständisches Unternehmen wie Constantin Medien keine guten Karten.

Vor allem die Tatsache, dass Constantin auch mit Sky verhandelt, ist spannend. Ende 2013 verkündeten die beiden Medienkonzerne, dass Sky bei Sport1 einsteigt und Plazamedia komplett übernimmt (DWDL.de berichtete). Das Kartellamt gab grünes Licht, Constantin ließ den Deal wenige Monate nach der ersten Ankündigung aber platzen, weil man keine Einigung mit Sky über einen neuen, mehrjährigen Produktionsrahmenvertrag zwischen Plazamedia und Sport1 erzielen konnte (DWDL.de berichtete). Sky investierte daraufhin in ein eigens Sport-Sendezentrum, was wiederum Plazamedia in Schwierigkeiten brachte.

Interessant ist der mögliche Verkauf von Sport1 auch vor dem Hintergrund einer möglichen Übernahme von Constantin Medien durch Bernhard Burgener. Zuletzt beschaffte sich der Manager für dieses Vorhaben frisches Kapital (DWDL.de berichtete). Ob er mit dem Verkauf einverstanden wäre, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Fest steht nur eins: Es bleiben bewegte Zeiten für die Mitarbeiter und Aktionäre von Constantin Medien.