Ich habe noch nie etwas gestohlen, ich habe noch nie einen Einbruch begangen, und von Juwelen habe ich auch keine Ahnung. Und trotzdem hatte ich sofort Szenen im Kopf, als ich am Montagmorgen im Radio hörte, dass in Dresden Juwelen und Brillianten von unschätzbarem Wert gestohlen wurden. In diesen Szenen in meinem Kopf waren es Einbruchsgenies, die lange daran gefeilt haben, wie sie am besten ins Grüne Gewölbe in Dresden einsteigen könnten. Die komplizierte und höchst smarte Wege gefunden haben, die Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Die schnell und zugleich vorsichtig die funkelnden Steine in kleine Stoffsäckchen stecken, weil sie sich ihres unglaublichen Wertes bewusst sind und sie nicht beschädigen wollen. 

Den Satz "Millionen Fernsehzuschauer halten sich für den besseren Bundestrainer" kann man hier übertragen: Millionen Serien- und Filmfans denken, sie kennen sich mit Juwelen-Diebstahl aus. Ich bin eine davon. Diamanten und Meisterdiebe, die sie in großen Coups stehlen, üben eine Faszination aus. Doch weil sich nur ganz wenige Menschen auf der Welt tatsächlich damit auskennen, sucht der Rest der an Meisterdiebstählen interessierten Öffentlichkeit andere Wege, sich die Vorgänge zu erschließen. Und genau das macht den Reiz des Mediums Serie aus: Dass man sich plötzlich in Welten wiederfindet, die man im eigenen Alltag nie betreten würde. Allerdings liegt hier natürlich auch das Risiko der Schein-Vertrautheit. Ich als Zuschauerin denke, ich kenne mich aus. Aber ob das, was da gezeigt wird, tatsächlich authentisch ist und der Realität nahekommt, kann ich nicht beurteilen. 

Kinofilmemacher und -macherinnen haben das schon vor Jahrzehnten erkannt, wie gut ein Meisterdieb auf der Jagd nach einem schwer zu stehlenden Schatz ankommt. Nicht umsonst gibt es sogar ein eigenes Unter-Genre: Heist-Movie. Als Jugendliche saß ich wie gebannt vor "Der Rosarote Panther" oder "Hudson Hawk". Und wie hieß nochmal dieser Film aus den 80er-Jahren, in dem ein einzelner genialer Gauner 100 Luxusautos auf einen Schlag klaut? Ach, "Car-napping", wie passend. Später dann schaute ich Filme wie "The Score", "Inside Man", "Snatch" und natürlich die "Ocean's"-Reihe. 

Der Direktor des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, sagte in einem Interview mit der "Sächsischen Zeitung" (Paywall), dass er sich an "Mission Impossible" erinnert fühlt. Ich selbst dachte allerdings sofort an die Serien "White Collar" und "Haus des Geldes". Die amerikanische Serie "White Collar" dreht sich um einen genialen Meisterdieb und -fälscher, der mit dem FBI zusammenarbeitet und im Auftrag der Behörde viele spannende Coups plant und umsetzt. In der spanischen Serie "Haus des Geldes" steigt eine Bande in die spanische Bundesdruckerei ein, angeführt von einem genialen Verbrecher, der auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein scheint und den Coup monatelang geplant hat. Auch "The Last Panthers" kam mir in den Sinn, die Mini-Serie über die berüchtigte Juwelendiebesbande "Pink Panthers", die von 2003 bis heute mehr als hundert spektakuläre Diebstähle begangen haben soll. Mein Serienfan-Hirn hat auch schon eine Idee, wer die Schätze wieder zurückstehlen und dem Museum zurückgeben wird: die Meisterdiebin Carmen Sandiego, natürlich.

Klar weiß ich, dass es im wahren Leben anders lief und anders laufen wird, dass ein noch nicht abzuschätzender Schaden entstanden ist und dass die Situation für die Wachleute gefährlich war. Faszinierend ist es dennoch. Ob schon jemand an einem Serienkonzept schreibt, Arbeitstitel "Der Milliarden-Coup von Dresden"?

Alle sechs Staffeln von "White Collar" sind unter anderem bei Amazon, iTunes, Maxdome oder TVNow verfügbar.

"Haus des Geldes" gibt's bei Netflix.


"The Last Panthers" findet sich zum Beispiel bei Amazon, iTunes oder den Sky-Streamingdiensten.


Die Animationsserie "Carmen Sandiego" richtet sich eigentlich an Kinder, ist aber auch für Erwachsene sehenswert - verfügbar bei Netflix.