Logo: Welt OnlineEin Blog-Eintrag des "Welt"-Kommentarchefs Alan Posener auf "Welt Online" sorgte in den vergangenen Tagen für hohe Wellen - wobei fast weniger der Inhalt des Eintrags, in dem Posener "Bild"-Chefredakteur Diekmann unter anderem Scheinheiligkeit vorwarf und ihn mit beißender Ironie anging, sondern eher die Tatsache, dass "Welt Online"-Chefredakteur Keese den Eintrag löschen lies, für große Diskussionen sorgte.

In einem Interview mit sueddeutsche.de nahm Christoph Keese nun Stellung. Und richtig glücklich scheint man im Hause "Welt Online" mit seinen zum Relaunch eingeführten Blogs nicht mehr zu sein. Die große Freiheit der Blogger hat auf "Welt Online" dann offenbar auch ihr Ende gefunden. Künftig würden alle Blogs eigener Redakteure "vor der Veröffentlichung gegengelesen", kündigte Keese an. Bislang wurde darauf bei Blogs verzichtet - wie es auch allgemein üblich ist.


Im Interview wettert Keese scharf gegen Blogs. Es gebe "einen fundamentalen Unterschied zwischen professionellem Journalismus und Blogs". Nach Keeses Meinung entstehe professioneller Journalismus erst durch die Kombination von Schreiben und Redigieren, am besten in einem mehrstufigen Verfahren. Blogs seien allenfalls "private Tagebücher".

Keese fordert, dass "professionelle Journalisten selbstbewusst genug sein" sollten, sich "auf die Kraft überprüfter, redigierter Texte zu besinnen". Damit sei die Presse schließlich stark geworden und danach verlange das Publikum auch im Internet. Professionelle Journalisten sollten bei ihrer normalen Tätigkeit auf einer journalistischen Seite keine subjektiven Blogs verfassen, so Keese.

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Mit Zensur oder fehlender Pressefreiheit habe das ganze überhaupt nichts zu tun. "Eine binnenredaktionelle Pressefreiheit gegenüber dem Chefredakteur kann es nicht geben - das wäre ein absurder Gedanke", so Keese. Die hierarchische Struktur garantiere schließlich "höchste Qualität", wie "Jahrhunderte Erfahrung" gezeigt hätten, so Keese. Wer sich als professioneller Autor redigieren lasse, unterwerfe sich auch keiner Zensur, sondern der Bearbeitung durch einen Kollegen. "Dies ist etwas ganz und gar anderes."

Im Falle von Poseners Eintrag sei nicht der "Gegenstand des Kommentars" - mit Kai Diekmann immerhin der Chefredakteur eines Schwesterblattes - an sich kritikwürdig gewesen, sondern "die Art der Aufbereitung". Wenn man ein Buch kritisiere, müsse man es gelesen haben, so Keese. Der Blog-Eintrag habe in der Art und Weise nicht zu "Welt Online" gepasst.