Logo: tazAlle machen es, wieso nicht auch die "taz"? In den kommenden Wochen will auch die alternative "tageszeitung" ihr Internetangebot einem Relaunch unterziehen. Das bestätigte Matthias Urbach, redaktioneller Leiter von "taz.de", im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Der Start soll noch im kommenden Juni erfolgen.

"Wir werden mit dem neuen Internetauftritt die 'taz' gleichzeitig be- und entschleunigen", kündigt der Online-Chef an. So werden die einzelnen Artikel online bereit stehen, so wie sie verfügbar sind. Entschleunigt wird hingegen im service- und meinungsorientierten Bereich. So sollen die jeweils "Großen Fragen" der einzelnen Ressorts in übersichtlichen Debattensträngen nachvollziehbar dargestellt werden.
 


Entsprechend dem schnellen Medium Internet erfolgt ein Update der Seiten künftig nicht mehr erst am Abend bei Drucklegung der neuen Ausgabe der Zeitung. "Online first ist ein großes Wort", sagt Urbach im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Doch die Printausgabe werde auch künftig Vorrang vor dem Internet-Ableger haben. "Nach wie vor wird bei der 'taz' ein gutes Autorenstück wichtiger sein, als schnell etwas online zu schieben", sagt Urbach.

Neben ihrer Arbeit für die gedruckte Zeitung sollen die Autoren ab dem Sommer auch onlinetypische Stücke zuliefern. Mehr als drei Viertel der Online-Inhalte werden allerdings auch künftig aus Blattübernahmen bestehen. Die Einbindung von User generated content wird in der ersten Phase der Erneuerung im Netz keine allzu große Rolle spielen. Dennoch denkt man bei der "taz" mittelfristig auch in diese Richtung. Das erscheint sinnvoll: Verfügt man doch mit einer überdurchschnittlich treuen Leserschaft und der taz-Genossenschaft bereits offline über eine engagierte Community.

"Wir lassen uns nicht untergooglen", kündigt Urbach gegenüber DWDL.de kämpferisch an und meint damit, dass "taz.de" sich nicht dem landläufigen Trend im Internet unterwerfen will, die Leserschaft mit inhaltsarmen Elementen zum Klicken zu animieren. Vielmehr sei es ein Ziel, den Lesern im Netz Orientierung zu bieten und Hintergründe zu Themen bereit zu halten, die durch das Tempo des täglichen Nachrichtengeschäfts bei anderen Medien schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Eine Ausrichtung der Inhalte ausschließlich auf die Anforderungen verschiedener Suchmaschinen soll es bei „taz.de“ auch künftig nicht geben.

Hinsichtlich des künftigen Designs gibt sich Matthias Urbach noch bedeckt. Man werde ein wenig stärker in die Breite gehen. Die Navigation soll tendenziell eher vertikal orientiert sein. Den neuen Internetauftritt will der Verlag nicht als Versuch verstanden wissen, die Zeitung nachzuahmen. Nach wie vor bleibt der Online-Auftritt der "taz" kostenfrei. Finanzieren soll sich das Angebot ausschließlich aus Onlinewerbung. Derzeit erreicht das Angebot monatlich rund 1,5 Millionen Besucher, die zwischen sechs und sieben Millionen Page Impressions generieren.