Foto: PhotocaseNeue Erkenntnisse waren in der Veranstaltung "Podcastformate der Zukunft - Rennaissance des Wortes?" eher am Rande zu finden. So bemüht sich der Radiosender BigFM, der in den vergangenen Jahren immer wieder durch einen innovativen Umgang mit den neuen Möglichkeiten auffiel, Lösungen für den Einsatz von aktueller Musik in den Abrufinhalten zu finden. Einen GEMA-lizenzierten Song per Abruf zu verbreiten ist teuer. Daher hole man unbekannte Independent-Bands aus den amerikanischen Clubs auf den Sender erklärt Senderchef Kristian Kropp. Nicht wirklich neu in Sachen Podcast, eher neu für ein Radioangebot.

Die Bands stehen noch bei keinem Majorlabel unter Vertrag und sind froh über jede Abspielplattform. Mit der Meinungsmacht eines Radionetzwerks wie BigFM könnte sich der Sender so seine eigenen Stars aufbauen. Doch was passiert, wenn die kleinen groß geworden sind und vielleicht doch Geld statt Ehre sehen wollen, davon sprach Kropp nicht. Einzelne Beispiele aus den vergangenen Jahren belegen, wie das Internet einen Hit machen kann, lange bevor das Marketing oder gar die Produktion der CD begonnen haben. Im Fernsehen ist dieses Vorgehen nicht unbekannt. Mit Starwatch Music baut sich zum Beispiel die Sendergruppe ProSiebenSat.1 ihre eigenen musikalischen Helden auf.
 
Die ambitionierten Projekte professioneller Macher oder Laien, die als Podcast die Medienvielfalt bereichen, kamen während der Veranstaltung weniger zur Sprache. Man beschränkte sich auf den erneuten Verweis, dass es an tragfähigen Geschäftsmodellen für den einzelnen Podcaster noch mangele.
 
Das Internet mit seinen Podcasts ist allerdings ein geeigneter Kanal, der das Radio wieder zu alten Ehren kommen lassen kann. Ziel sei es, die Hörer damit wieder an die regulären Programme heranzuführen, erklärt Florian Quecke, Chef der Wortwelle WDR 5. Zudem lacht als Radiomacher das Herz, wenn man den Hörern ziegerichtet den flüchtigen Content, der über den Sender ging, noch einmal neu portinioniert darreichen kann. So schneidet der WDR zum Beispiel die vereinzelten Buch-Tipps aus den verschiedensten Sendungen zu einem Literatur-Podcast zusammen. Manche Sendungen gibt es sogar "Podcast first" - also schon vor der Ausstrahlung im Netz. Fast eine halbe Million Abrufe erzielen manche Angebote des WDR im Monat. Am liebsten würde Quecke alles online stellen, was er hat. Aber auch diesem Wunsch steht die Rechtesituation noch entgegen.

So scheint sich der Einsatz von Podcasts - die ja nichts Anderes sind als Audiobeiträge, die im Internet zu finden sind - als Markenerweiterung zu etablieren. Die wirkliche Etablierung einer neuen Medienform ist wohl von den Großen nicht zu erwarten. Zwar bietet das Internet unendliche Möglichkeiten, doch den Profis geht es darum nicht. Kristian Kropp von BigFM spricht aus, was man sich sonst in Sachen Internet nur hinter vorgehaltener Hand zuraunt: Man will die Nutzer nicht auf andere Angebote stoßen, denn letztlich verdiene jeder sein Geld mit der eigenen Marke. Es gehe also darum, die Menschen "so lange wie möglich im Produktzyklus zu halten". Und der wird nun also schlicht ein bisschen breiter.
 
Auch das revolutionäre Potenzial der Podcast wurde - zum gefühlt 73. Mal - in der Diskussion besprochen. Die Essenz, wie gehabt: Bei aller Euphorie sei klar, dass es sich hierbei um eine komplementäre Entsprechung zu klassischen Inhalten handele und vom Nutzer Generiertes diese niemals ersetzen könnten.