Schon bisher war das ZDF mit seiner Mediathek einer der Vorreiter auf dem Gebiet des Abruffernsehens und das nicht nur gegenüber der ARD, die zur IFA nur einen Showcase präsentieren kann, sondern oder gerade auch gegenüber den Privatsendern. Nun hat der Mainzer Sender das Angebot noch einmal deutlich ausgebaut. Seit Freitag ist die neue Mediathek nun optisch überarbeitet und inhaltlich deutlich ausgebaut online. Leider noch nicht in vollem Umfang.

Das ZDF zeigt in der neuen Mediathek nun nicht nur verschiedene Sendungen direkt als Live-Stream zeitgleich zur Ausstrahlung im klassischen Fernsehen, sondern auch in einem Archiv meist bis zu sieben Tage lang, teils auch länger. Hervorhebenswert: Beim ZDF verabschiedet man sich von den kleinen Videos á la YouTube und bietet das ganze von vornherein in einem deutlich größeren Player an. Hier wurde mitgedacht.
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Angekündigt hatte das ZDF, nicht nur seine Magazine sowie Nachrichten- und Informationsprogramme zu zeigen, sondern auch viele eigenproduzierte Serien und Fernsehfilme. Nach und nach wolle man das Angebot deutlich ausbauen und auch Fiktionales in der Mediathek zur zeitsouveränen Nutzung anbieten. Geht man mit diesen Erwartungen an das überarbeitete Angebot heran, wird man in den ersten Tagen allerdings enttäuscht.

Die durchaus nützliche Funktion "Sendung verpasst?", in der für einzelne Tage alle verfügbaren Sendungen angezeigt werden, fördert beispielsweise für den vergangenen Donnerstag in erster Linie die Magazine und Nachrichtensendungen zu Tage. Will der Nutzer aber am Abend das "Morgenmagazin" sehen? Als Serie findet sich derzeit fast ausschließlich die Telenovela "Wege zum Glück" im Angebot. Andere Serien wie etwa die Freitagskrimis oder die Vorabendserien fehlen völlig. Sehr hilfreiches Feature dafür: Wer sich in Ermangelung von fiktionalen Inhalten für eine der Nachrichtensendungen oder Magazine entschieden hat, kann man innerhalb des Videos gezielt zu bestimmten Beiträgen springen.
 


Optisch kann die Mediathek überzeugen, nicht nur wegen des bereits angesprochenen großen Bildformats. In Grautönen gehalten wirkt sie edel und zugleich angenehm zurückhaltend. Die Navigation an sich hätte man aber wohl besser lösen können. Will man sich alle Sendungen anzeigen lassen, so nutzt die Mediathek dafür lediglich einen kleinen Balken am oberen Bildschirmrand, in dem jeweils drei Sendungen gleichzeitig angezeigt werden und umständliches Durchklicken nötig machen. Übersichtlichkeit sieht anders aus.
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Entschädigt wird man aber durch die umfangreiche Suchfunktion. Die offenbart allerdings auch wieder ein Problem: Die Mediathek umfasst nicht nur Filme, sondern auch allerhand Bildershows. Die meisten Ergebnisse der Suchfunktion zeigen damit nur aneinandergereihte Standbilder. Wer die Mediathek nutzt, dürfte aber in erster Linie Videos suchen und wird durch die Masse an Sendungen, die lediglich in Bilderserien vertreten sind, in die Irre geführt.

Dennoch: Das ZDF hat einen großen Schritt nach vorne gewagt und sich dabei keinen groben Fehler erlaubt. Die ARD hinkt mit ihrem IPTV-Angebot, ebenfalls Mediathek genannt, hinterher. Während ZDF-Intendant Markus Schächter und zahlreiche ZDF-Promis am Wochenende den Start der neuen Mediathek feierten, zeigt die ARD bislang nur ein Showcase dessen, was man sich dort künftig unter einer Mediathek vorstellt.