Herr Pocher, haben Sie früher mit Playmobil gespielt?

(lacht) Nein, ich bin kein Playmobil-Fan. Lego war mein Ding.

Weiß das Harald Schmidt, der bekanntlich gerne mit Playmobil Zeitgeschichte und Kulturgut nachspielt?

Ich glaube alles, was in Playmobil vorstellbar ist, kann man auch mit Lego machen. Man muss es eben erst bauen. Aber da wir ja eine ganze Stunde haben, bleibt genügend Zeit zum Bauen. Da kann man schön Sendezeit verbraten.

Bisher waren fast alle Ihre Shows auf Sie zugeschnitten und auch Schmidt machte allein sein Ding: Wie gut vertragen sich zwei Alpha-Tiere in einem Studio?

Beim "Gameshow-Marathon" hatte ich mit Oli P. ja schon mal jemanden über mehrere Sendungen an meiner Seite. Aber das lässt sich sicher nicht vergleichen. Jetzt begegnen sich zwei auf Augenhöhe und mit ganz anderem Anspruch. Und solange wir ohne falsche Eitelkeiten an die Sendung herangehen, gibt es gar keine Probleme. Wir kommen ja nicht raus und sind Marianne und Michael, die sich peinlichst genau mit ihren Texten abwechseln. Wir können gemeinsam auf der Bühne agieren und über die Themen der Woche reden. Wer da mal mehr und wer mal weniger redet - das interessiert keinen.

So leicht wie Oli P. lässt sich ein Harald Schmidt aber nicht unterbuttern oder?

Man kanns versuchen (lacht).

Gerade beim "Gameshow-Marathon" haben Sie sehr polarisiert. Gibt es eigentlich einen Anti-Pocher-Fanclub?

Bestimmt. Wenn nicht, muss ich den unbedingt gründen. Das würde mich überhaupt nicht stören. Ich weiß, dass ich nicht die breite Masse bin. Deswegen wird es immer Leute geben, die bei mir die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und solche, die mich total geil finden. Da muss man sich nur mal bei Amazon die Kritiken zu meiner DVD durchlesen. Das Schöne: Man muss das ja alles nicht zu ernst nehmen. Aber ich freue mich, wenn die Leute überhaupt eine Meinung zu mir haben. Diese aalglatten Moderatoren, die können meinetwegen den Fernsehpreis moderieren und Bluebox-Einspieler für RTL aufnehmen. Aber das ist gar nicht mein Ding. Ich polarisiere lieber und nehme auch in Kauf, dass ich zum Beispiel mit der Quote meines Solo-Programms nicht in die Nähe eines Mario Barth komme.

Bild: ARD/Marco Grob

Sind Amazon-Rezensionen für Sie ein Stimmungsbarometer?

Die sind das beste Kriterium. Bei Amazon und iTunes kann ich auf schnellstem Wege nachverfolgen, was die Leute über mich und meine Arbeit denken. Stündlich aktualisiert und ungefiltert. Ich überfliege das und stelle meistens fest, dass ich entweder einen oder fünf Sterne kriege. Dazwischen gibt es nix.

Im Schnitt dann aber doch drei Sterne?

(überlegt) Hilfe, bin ich Mittelmaß? (lacht) Solange ich weiß, dass wir inhaltlich und technisch alles gegeben haben für diese DVD, bin ich selbst zufrieden. Andere Kollegen, die früher mal große Sporthallen gefüllt haben, basteln sich schnell mit zwei Kameras eine DVD-Aufzeichnung und verkaufen am Ende auch nur 20 Stück. Wenn die dann dafür fünf Sterne bekommen: Glückwünsch. Will ich nicht.

Wo wir bei Maßstäben sind: Wie wichtig ist Ihnen die TV-Quote?

Beim Soloprogramm war die Quote in der zweiten Woche ganz klar enttäuschend. Da habe ich mir mehr vorgestellt. Nach der harten ersten Woche gegen Veronica Ferres hatte ich mit einem größeren Stück vom Kuchen gerechnet. Aber wenn ProSieben zwei Teile daraus macht, das Ding nur mäßig betrailert und ohnehin gerade nicht der stärkste Sender ist, dann lässt sich nicht mehr holen. Vielleicht ist bei den Zuschauern aber auch noch nicht angekommen, dass ich auch Stand-Up-Comedy mache.

Bei der ARD dürften Sie die Quotensorgen vorerst los sein...

Richtig. Aber seien wir ehrlich: Läuft eine Sendung schlecht, dann sagt dir jeder "Aus Quoten mach ich mir nichts". Wenn sie bombastisch läuft, hängt man die Eier raus und schreit "Marktführer". Und ich kenne beides. Vom ProSieben-Tanzturnier, das am Samstagabend über 20 Prozent holte, bis zum "Gameshow Marathon", der entspannt bei sechs Prozent lief. Da hätte ich mich selbst ja schon längst abgesetzt. Aber wenn die das unbedingt zeigen wollen.

Die Sendung wurde ja sogar auf zwei Stunden verlängert...

Sensationell, oder?

Man könnte sagen, ProSieben war da angesichts der Quote etwas unkonventionell...

Ja, komplett. Wir hatten Spiele wie "Bube, Dame, Hörig", die zu Recht nur auf 30 Minuten ausgelegt sind und die niemals eine Sendung über zwei Stunden tragen. Aber wir haben es gemacht. Da musste man schon viel Wasser treten. Und wenn dann - bei aller Sympathie, die ich für jeden einzelnen Kollegen habe - auch noch Georg Uecker, Hella von Sinnen, Gülcan und Detlef D Soest zusammen auftauchen, kann ich verstehen, wenn der Zuschauer überfordert ist..

Das klingt sehr hart.

Die Produktionsfirma war bei der Vorbereitung und Aufzeichnung der Sendung – lassen Sie es mich vorsichtig formulieren – übermotiviert. Der "Gameshow Marathon" war eine Sendung, aus der ich viel gelernt habe. Ich suche mir meine Partner künftig genauer aus und übernehme selbst mehr Kontrolle.

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