Foto: PhotocaseEnde Mai kündigte die "Bild"-Zeitung ein interessantes Projekt an: Man rief einen "Leser-Beirat" ins Leben. In der Folge bewarben sich nach Verlagsangaben rund 12.000 Leser, aus denen schließlich 32 Vertreter ausgewählt wurden. Diese stellen nun - so glaubt man beim Verlag - einen "Querschnitt der Gesellschaft" dar und sollen die Redaktion regelmäßig zwei Mal jährlich über "Interessen, Sorgen und Probleme ihrer Leser" informieren und Kritik und Verbesserungsverschläge vorbringen.

Am Montag war es dann soweit, der Leserbeirat traf sich erstmals in Hamburg, durfte bei der Redaktionskonferenz zusehen, beobachten, wie "Bild" entsteht und schließlich gegenüber der Chefredaktion um Kai Diekmann auch Verbesserungsvorschläge und Kritik loswerden. Allerdings: Wirklich kritische Stimmen hat man sich dann vorsorglich anscheinend doch lieber nicht ins Haus geholt.


Einem online veröffentlichten Bericht von Bild-Leserbeirätin Romy Henke zufolge waren jedenfalls die 32 Vertreter zunächst mal sehr beeindruckt von den Abläufen bei "Bild" und lesen das häufig stark kritisierte Blatt weil sie sich damit "am schnellsten informiert" fühlen. Dennoch hatten sie ein paar Verbesserungsvorschläge mit nach Hamburg gebracht - welche das allerdings sind, mutet dann doch ein wenig kurios an.

So gibt es an "Bild" mit Sicherheit viel zu kritisieren - der Leser-Beirat hat sich aber für diese Forderung entschieden: Die Abschaffung des "Mond-Kalenders", für den bislang einmal im Monat eine ganze Seite freigeräumt wurde - anscheinend einer der Hauptkritikpunkte der kritschen Leser-Beiräte. Daneben wünsche man sich, den Bereich Lebenshilfe/Ratgeber deutlich auszuweiten. Immerhin ein dritter Punkt wirkt dann ein wenig verständlicher: So sprach sich der Leserbeirat auch dafür aus, künftig auf übertriebene Gewaltdarstellung zu verzichten.

Weitere Empfehlungen des Leser-Beirats will "Bild" in seiner Mittwochsausgabe veröffentlichen. Chefredakteur Diekmann hält die Aktion in jedem Fall für einen vollen Erfolg: "Die Anregungen des BILD-Leser-Beirats sind für unsere Redaktion enorm wertvoll und zeigen gleichzeitig, wie wichtig der ständige Dialog mit den Lesern ist. Besonders gefreut hat mich die offene, konstruktive Kritik des Beirats und die vielen Vorschläge seitens der gut vorbereiteten Mitglieder."